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Stadt der Fremden

Titel: Stadt der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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wurden. Routen, die hinein- und hinausführten, waren nicht schwer zu finden.
    »Innerhalb von zwei Wochen werden sie hier sein«, sagte ich.
    Bren nickte. »Hast du gesehen, dass sie alle in ihrem ersten Nymphenstadium sind?«, fragte er. »Weder beschützen sie die Alten, noch schauen sie nach den Jungen.«
    Doch die Jungen könnten ihnen schon bald dankbar sein. Selbst wenn sie vernachlässigt wurden, mussten ein paar aus jedem ariekenischen Wurf überleben. Und wenn sie sich zu ihrer erwachsenenForm entwickelten und in Sprache erwachten, würden sie eine von uns gereinigte Gastgeberstadt antreffen. Ohne Gott-Droge. Die Absurden würden sich als Märtyrer für diese Zukunft opfern. Sie hatten sich außerhalb der Reichweite von irgendwelchen Kompromissen oder Übereinkünften begeben.
    Wir hielten uns an die sicheren Untergebiete der Gastgeberstadt. Ich fand meinen Weg dorthin – meinen eigenen dieses Mal, denn ich führte Bren –, wo Spanischer Tänzer und seine Freunde das Lügen übten. Und ich versuchte ihnen zu helfen, neue Weisen zu finden, um mich zu sprechen.
    »Wir stellen eine Armee auf«, sagte Cal. Wir reagierten darauf so abschätzig, wie wir es nur konnten. Versammeln Sie viele von Ihnen auf dem Platz, und seien Sie bereit zu kämpfen , übermittelten EzCal den Ariekei. Sie erklärten ihnen, sie sollten mit Soldaten aufwarten. Sie forderten qura  |  mashi Freiwillige. qura  |  mashi war die größte Summe von Maßeinheiten mit einer Bezeichnung und bedeutete irgendetwas mehr als die höchste genaue Zahl, für die es einen Begriff gab: qura  |  spa , dreitausendzweiundsiebzig. qura  |  mashi wurde üblicherweise mit »zahllos« übersetzt. EzCal forderten somit eine Streitmacht, die so groß war, wie die Ariekei sie aufbringen konnten.
    Cal wedelte mit seiner Hand. Ez neben ihm war wie eine Bauchrednerpuppe, er existierte nur, wenn er sprach oder wenn durch ihn gesprochen wurde. Wyatt beobachtete Ez wie ein besorgter Verwandter. Ich fragte mich, wie viele ariekenische Soldaten die Gott-Droge bekommen und ob der Aufbau dieser Streitmacht gewaltsam ablaufen würde. Die Eingeborenen in all den kleinen Ortschaften, die in der Gastgeberstadt übrig geblieben waren – Inseln zwischen den Gebieten der tödlichen Geistlosen –, würden in unterschiedlichen Weisen zu gehorchen versuchen. Die Ortsansässigen, die von kora  |  saygiss regiert oder »regiert« oder was auch immer wurden – jene, die EzCal unter die Schirmherrschaft von kora  |  saygiss gegeben hatte –, würden sicherlich die meisten Soldaten stellen.
    »… eine Hauptmacht von Ariekei, um die Gastgeberstadt zu beschützen. Sie wird an allen vorhandenen schwachen Punkten positioniert, und es werden ein paar … nun … Spezialtruppen vorbereitet«, verkündete Cal bei der Versammlung des Komitees.
    Ich konnte diesen Ausführungen nicht zuhören, diesen Hoffnungslosigkeiten, die als Strategie verschleiert waren. Ich konnte niemanden in diesem Raum anschauen. Wir hatten nichts, was die herannahende Armee fernhalten konnte. Als wir entlassen wurden, sammelte ich mein Zeug langsam zusammen, und nach einem Moment bemerkte ich, dass nur noch ich, Ez und Cal im Zimmer übrig geblieben waren. Ich weiß nicht, wie dies geschah. Ich würde nichts übereilen. Ich konnte sie nicht ansehen. Ich war ihre Feindin, und ich hatte Geheimnisse, die rebellisch waren.
    Cal saß krumm da und sah müde aus. Er wirkte geschrumpft, als ob er von der Wand hinter ihm weit entfernt wäre. Ein Augenblick der Illusion – und der Sessel ließ ihn klein erscheinen, wie es bei einem Thron der Fall wäre, auf dem ein kindlicher König säße. Ez stand da wie ein mürrischer Höfling. Sicher warteten sie, um ihre notwendigen Verkündigungen zu üben.
    »Vermisst du meinen Bruder, Avice?«, erkundigte sich Cal.
    »Ob ich …? Vin? Ich … Ja.« Es war irgendwie wahr. »Manchmal. Und du?«
    Cal senkte die Augenbrauen und schaute mich an. »Ja. Ich war böse auf ihn. Bevor er starb.« Er hielt inne. »Ich war vorher böse auf ihn, und danach noch mehr. Natürlich. Aber ich vermisse ihn.«
    Ich versuchte herauszufinden, ob ich in irgendeiner Hinsicht einen Vorteil daraus ziehen könnte, wenn ich ihn dazu brachte, weiterhin zu reden. Doch mir fiel nichts ein, was ich sagen sollte.
    »Bitte«, sagte er verärgert, aber nicht zu mir.
    Ez schaute auf. »Ich werd …«, begann er und ging dann hinaus.
    Seit vielen Tagen waren dies die ersten Wörter, die ich ihn aus

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