Stadt der Fremden
als das.« »Warten Sie einen Moment.«
Anschließend sprachen CalVin gemeinsam. » suhaish | ko «, hörte ich sie einmal sagen, was »bitte« bedeutete.
»Ich habe fast alles davon mitbekommen«, berichtete mir Scile danach. Er war sehr aufgeregt. »Sie wechseln die Zeiten«, fuhr er fort. »Als sie die Verhandlungen erwähnten, waren sie – die Ariekei, meine ich –, waren sie in der diskontinuierlichen Gegenwart, doch dann wechselten sie zur elidierten Nach-Gegenwart. Das ist dafür … äh …«
Ich wusste, wofür das war, versicherte ich ihm. Er hatte es mir bereits erzählt. Wir konnte man ihn nicht anlächeln? Über Hunderte von Stunden hatte ich ihm mit Zuneigung zugehört, wenn auch nicht stets mit Interesse.
»Ist es dir jemals in den Sinn gekommen, dass diese Sprache unmöglich ist, Avice?«, fragte er. » Un…möhg …liech. Es ergibt keinen Sinn. Sie haben keine Polysemien. Wörter bezeichnen nichts, sie sind ihre eigenen Denotate. Wie können sie empfindungsfähig sein und doch keine symbolische Sprache haben? Wie funktionieren ihre Zahlen? Es ergibt keinen Sinn. Und Botschafter sind Zwillinge, nicht Einzelpersonen. Es gibt nicht nur ein Bewusstsein hinter Sprache , wenn sie sie sprechen …«
»Sie sind keine Zwillinge, Liebling«, warf ich ein.
»Was auch immer. Du hast recht. Klone. Doppel. Die Ariekei glauben, sie hörten ein Bewusstsein, doch das stimmt nicht.« Ich hob eine Augenbraue, und er fuhr fort: »Nein, das sind sie nicht. Es ist so, als ob wir nur aufgrund eines gegenseitigen Missverständnisses zu ihnen sprechen können. Was wir ihre ›Wörter‹ nennen, sind gar keine Wörter: Sie signifizieren nicht, weißt du. Und was sie unsere ›Bewusstseine‹ nennen, sind überhaupt keine Bewusstseine.« Er lachte nicht, als ich es tat. »Man muss sich Gedanken machen«, ergänzte er. »Nicht wahr? Was sie wirklich machen – das Botschaftspersonal, meine ich –, das ist, zwei Personen glauben zu machen, sie seien eine.«
»Ja, aber sie sind nicht zwei«, widersprach ich. »Darauf kommt es bei den Botschaftern an. Das ist der Punkt, wo deine ganze Theorie zusammenfällt.«
»Doch sie könnten es gewesen sein. Sollten es gewesen sein. Was also haben sie angestellt?«
Im Unterschied zu eineiigen Zwillingen waren selbst die Fingerabdrücke von Doppeln geformt und identisch gemacht worden. Aus Prinzip. Jeden Abend und Morgen korrigierten Botschafter nach, Mikrochirurgie mit künstlichem Bewusstsein fand heraus, welche winzigen Abnutzungen und Markierungen jede Hälfte eines jeden Paares für sich allein erworben hatte, während des vorangegangenen Tages oder der vorherigen Nacht, und wenn diese Veränderungen nicht beseitigt werden konnten, wurden sie in der unberührten Hälfte kopiert. Scile meinte das und mehr. Er wollte die Kinder sehen: junge Doppel in der Kinderkrippe. Er konnte mich mit Zeug wie diesem immer noch in Verruf bringen. Nicht, dass solche Anfragen Antworten erhielten. Er wollte beobachten, wie sie aufgezogen wurden.
Das Personal und die Botschafter gingen regelmäßig in die Stadt der Gastgeber, doch nur die Jungen und Taktlosen fragten nach Details. Wie freche Kinder hackten wir uns in den Kommunikationsbereich ein und fanden Bilder sowie Berichte, die wir für geheim hielten (was sie natürlich nicht wirklich waren) und die uns Andeutungen über das vermittelten, was sich ereignete.
»Manchmal«, sagten CalVin, »rufen sie uns herbei zu dem, was wir Volksversammlungen nennen. Sie skandieren. Keine Wörter – oder Wörter, die wir nicht kennen.« »Und wenn sie fertig sind, sind wir an der Reihe und singen nacheinander zu ihnen.«
»Zu welchem Zweck?«, wollte ich wissen.
CalVin antworteten gleichzeitig: »Wir wissen es nicht«, und lächelten.
Jeder hatte sich wieder in Schale geworfen für ein weiteres Ereignis. Sehr verschieden von allen vorangegangenen. Ich hatte ein Kleid an,das mit Ochsenblut-Jade besetzt war. Scile trug einen Smoking und eine weiße Rose. Der Flieger, der kam, um uns abzuholen, war ein bio-fabrizierter Mischling: ariekenische Bruttechnik, deren quasilebendiges Innere jedoch auf Terre-Bedürfnisse zugeschnitten worden war und die von unseren künstlichen Bewusstseinen gesteuert wurde.
Es war ein riesiger Schock für uns gewesen, als CalVin uns mitgeteilt hatten, dass wir sie begleiten könnten. Dies war keine Feier in der Botschaft. Wir würden in die Gastgeberstadt gehen: zu einem Fest der Lügen.
Ich hatte Tausende von Stunden im
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