Stadt der Fremden
du davon …?«
»Ich will es wissen, darum genau geht es. Was ist es, was sie haben möchten? Weißt du überhaupt, was wir mit ihnen austauschen?«
»Meistens Fachkenntnisse. Über KI und künstliche Bewusstseine und solche Dinge. Die sie nicht machen können …«
»Ich weiß, nämlich aufgrund von Sprache . Aber ich hätte gerne gehört, wie sie eine Verbindung zu diesen Technologien herstellen, wenn sie an so etwas herankommen.«
Ein Ariekei konnte natürlich nicht etwas in ein künstliches Bewusstsein eintippen: Das Schreiben war für sie unbegreiflich. Bei der mündlichen Eingabe war es auch nicht besser. Soweit sämtliche Spezialisten für die Psychologie von Außerirdischen feststellen konnten, vermochten die Gastgeber nicht zu verstehen, wie man mit einer Maschine interagiert. Die Computer würden im Gegenzug zu ihnen in einer Umgangssprache reden, die wir als fehlerlos wahrnähmen, doch für die Ariekei waren diese Wörter, hinter denen sich kein Empfindungsvermögen befand, bloße Geräusche.
So hatten unsere Konstrukteure Computer entworfen, die Horcher waren. Wir bauten sie den einfachen Lautsprecher- und Telefon-Tieren nach, welche die Ariekei bio-fabrizierten. Sie konnten – obwohl niemand zu erkennen vermochte, wie – gegenseitig ihre Stimmen verstehen (und auch die von unseren Botschaftern), wenn diese durch Lautsprecher oder auch nur von Aufzeichnungsgeräten wiedergegeben wurden. Solange wie das, was gesagt wurde, von einem echten Bewusstsein ausgesprochen worden war, verminderten weder Entfernung noch Zeit die Verstehbarkeit beziehungsweise die Sinnheit des Gesprochenen, was Scile provokant als »die Seele« bezeichnet hatte. Wir nahmen diese kleinen Vermittler und bauten sie aus, veränderten sie und ersetzten sie manchmal vollständig durch Kommunikationstechniken, welche die Gastgeber nicht hätten erstellen konnten. Wir steuerten ihre Stimmen durch künstliche Bewusstseine.
Die Programme wurden so entworfen, dass sie zwischen Gesprächspartnern arbeiteten und ihre eigenen Anweisungen durch Anspielungen erzeugten. Die Ariekei sprachen miteinander, wie sie es immer getan hatten, und wenn ihre Gespräche bestimmte theoretische Wendungen nahmen, hörte die ’ware mit, stellte Berechnungen an, änderte die Fertigung und führte automatisierte Aufgaben durch. Was genau die Ariekei von dem verstanden, was da vor sich ging, war natürlich jenseits meiner Erkenntnismöglichkeiten, doch sie wussten, wie man mir sagte, dass wir ihnen etwas gegeben hatten – immerhin bezahlten sie dafür.
»Und was bekommen wir?«, erkundigte sich Scile.
CalVin wiesen auf einen Kronleuchter über uns, der sich selbst mit bedächtiger Anmut in die dunkleren Bereiche des Raums zog, wobei er leuchtende Ranken ausbildete und wieder absorbierte. »Natürlich bio-fabriziertes Zeug«, antworteten sie. »Das wissen Sie doch.« »Sie haben es auch in Bremen gesehen. Viele Lebensmittel. Und ein paar Edelsteine und dies und das.« Wie die meisten Botschaftsstädter blieb ich ziemlich im Unklaren über die Details der Tauschgeschäfte, die sie beschrieben. »Und Gold.«
Sie waren zwar im Dienst, doch CalVin erwiesen sich uns gegenüber als gute Gastgeber bei jener ersten Veranstaltung. Scile stand am Tisch mit den menschlichen und ariekenischen Delikatessen und wartete ab.
»Wird sich zuletzt doch mit den Einheimischen verbrüdert?« Ehrsul war von hinten leise an mich herangetreten. Ihre Worte kamen überfallartig, ließen mich zusammenzucken und brachten mich zum Lachen.
»Er hat sich so gut benommen«, sagte ich und nickte in Sciles Richtung.
»Geduldig«, bemerkte sie. »Andererseits musst du es nicht sein; du bist bereits den Gastgebern begegnet.«
Sie war nur auf der Durchreise, wie sie es ausdrückte, angeblich auf irgendeinem erweiterten Botengang. Sie schwenkte und rollte mit einem geflüsterten Wort an Scile vorbei, und er grüßte sie und sah zu, wie sie sich entfernte.
»Du weißt, was CalVin mir gesagt haben?«, fragte er mich leise. Er gestikulierte mit seinem Glas in Richtung von Ehrsuls sich zurückziehender Gestalt. »Sie könne Sprache sprechen. Es klingt fehlerlos. All die Botschafter wissen genau, was sie sagt. Doch wenn sie es mit den Gastgebern versucht, verstehen sie kein einziges Wort.« Er blickte mir in die Augen. »In Wirklichkeit spricht sie gar nicht Sprache .«
Er versuchte weiter, seine Ungeduld zu verbergen – er war zumindest deswegen nicht unhöflich. CalVin versicherten, ihn
Weitere Kostenlose Bücher