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Stadt der Fremden

Titel: Stadt der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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gestanden surl  |  tesh-echer , Spanischer Tänzer und die anderen den Kritikern überhaupt nichts zu, soweit ich es erkennen konnte. Wir nannten die Gruppe von surl  |  tesh-echer die Professoren.
    surl  |  tesh-echer dehnte die Logik der Analogie aus: Die Vögel waren nicht wie ich, welche die Lebensmittel gegessen hatte, die ihr gegeben worden waren, soweit die meisten anderen Ariekei es erkennen konnten. »Sie glauben, es sei respektlos, wenn er sagt, dass sie es sind«, sagte Hasser, der unglücklich aussah. Die Vögel sind wie das Mädchen, das aß, was ihr gegeben wurde , behauptete einer der Professoren erneut. Er stotterte beim Sprechen und verstümmelte seine Wörter. Er musste innehalten, wieder von vorn anfangen und es erneut versuchen.
    Als ich an einem frühen Wintermorgen in die Krawatte kam – die ich immer noch besuchte, wie ich ironisch bemerkte –, war ich schmutzig vom Blätterdreck und dem kalten Staub in den Gassen von Botschaftsstadt. Von den anderen Similes war einzig und allein Valdik da. Er fühlte sich unbehaglich in meiner Gegenwart, und er war sogar noch weniger gesprächig als üblich. Ich fragte mich, ob er wohl irgendeine schlechte Nachricht erhalten hatte in seinem Lebendraußen, von dem ich nichts wusste und auch nichts wissen wollte. Wir saßen schweigend da, was nicht gesellig war.
    Nach einem Kaffee war ich bereit, wieder aufzubrechen, als Shanita und Darius zusammen hereinkamen. Sie war ein wortkarges Simile und ein bisschen eingeschüchtert durch mich, wie ich stets gespürt hatte; er war freimütig und naiv und nicht sehr schlau. Sie grüßten mich freundlich genug.
    »Warum war Scile hier?«, fragte Darius, als er sich setzte.
    Ich bemerkte, dass Valdik still dasaß und nicht reagierte. »Scile?«, fragte ich.
    »Er war vorhin wieder hier«, antwortete Darius. »Ein Gastgeber war auch hier. War wirklich sonderbar. Dein Mann, nicht der Gastgeber. Er spazierte herum und legte kleine …« Er schien mit den Fingern nach den rechten Worten zu suchen. »… kleine Muttern und Schrauben auf alle Tische. Wollte mir nicht erzählen, warum.«
    »Wieder? Wieder hier?«
    Wie es schien, war er früher einmal ins Café gekommen, als ich nicht da gewesen war, und zwar spätabends in Anwesenheit von drei Gastgebern. Darius hatte es nicht gesehen, wohl aber Hasser, der es ihm erzählt hatte. Scile war seinerzeit seltsam gekleidet gewesen; sämtliche Kleidungsstücke hatten nur eine Farbe gehabt. Shanita bedachte die Anekdote mit einem zustimmenden Nicken. Scile hatte, fügte sie hinzu – während Valdik nichts äußerte –, auch bei jenem ersten Mal die gleichen Gegenstände hingelegt.
    »Worum geht es dabei?«, fragte Darius.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte ich mit Bedacht.
    Aufgrund der Stille von Valdik vermutete ich, dass er, genau wie ich, durchaus ahnte, worum es dabei gegangen sein mochte, dass Scile durch diese unnatürlichen, Aufsehen erregenden Verhaltensweisen versucht hatte, im Gedächtnis haften zu bleiben. Versucht hatte, dass man gut mit ihm denken konnte, dass er auf irgendetwas verwies. Dass er versucht hatte, ein Simile zu werden.
    Was zur Hölle glaubte er, bedeuten zu können?, dachte ich, korrigierte mich jedoch selbst: Das würde keine Rolle spielen.
    Ein Rabenvogel setzte uns tief in der Gastgeberstadt ab, in verblüffenden Räumen, Katakomben aus Häuten, Alkoven voller Hausorgane, die an der Stelle vernäht waren.
    Die Halle war voll von ineinander verwobenen Sprache -Tonfällen. Ich hatte noch nie so viele Junge gesehen, die gerade erst in ihrem dritten Nymphenstadium und in Sprache aufgewacht waren. Sie entsprachen ihren Eltern in Größe und Gestalt, doch sie waren Kinder, und das konnte man von der Farbe ihrer Bäuche ablesen und an der Art, wie sie hingebungsvoll schwankten. Sie waren begeisterte Zuschauer, während die Lügner zu lügen versuchten.
    Die meisten Wettkämpfer vermochten nur zu schweigen und scheiterten in ihrem Bemühen, etwas Unwahres zu sagen. Ich war mit Hasser, Valdik und einigen wenigen anderen da, die man – ich weiß nicht, wie – unter unseren Stammbesuchern ausgewählt hatte. Wir wurden begleitet von ArnOld. Sie zeigten deutlich, wie sehr sie diese Babysitteraufgabe hassten. Gastgeber grüßten sie mit ihrem richtigen Namen: » arn  |  old .«
    Scile war bei mir. Er redete zaghaft mit meinen Simile-Gefährten. Ziemlich viel Zeit war vergangen, seit er das letzte Mal Sprache in ihrem Zuhause hatte beobachten können, und für

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