Stadt der Fremden
atmete langsam aus. »Sie haben geglaubt, Sie könnten auf Umwegen etwas erreichen, von mir etwas erfahren? Das haben die Ihnen nur erzählt, weil ich eine Immer-Eintaucherin bin. Und weil ich eine Zeitlang mit CalVin geschlafen habe. Aber nicht monatelang. Örtliche Monate, nicht Bremen-Monate. Mein eigener verdammter Mann ist ein Fremder, und er weiß mehr als ich, und er will noch nicht einmal mit mir reden.« Ich starrte ihn an. »Sie sagen mir ernsthaft, Sie hätten keine Ahnung, was gerade abläuft? Weiß Wyatt, dass Sie hier sind?«
»Nein. Er hat mir geholfen, mich heimlich davonzumachen, aber … Ez weiß auch nichts. Es geht sie nichts an.« Er biss sich auf die Lippe. »Nun, offiziell schon … Ich meine … Ich wollte nur …« Nach einem Moment des Schweigens begegnete Ra meinem Blick. Er stand auf. »Schauen Sie«, sagte er mit plötzlicher Ruhe, »ich muss herausfinden, was vor sich geht. Wyatt ist schlimmer als nutzlos. Ez versucht, seine Autorität spielen zu lassen. Wir werden sehen, wie weit ihn das bringt. Und ich höre, dass Sie vielleicht Leute kennen, die etwas wissen.« In diesem Augenblick erschien er nicht wie Ez’ Reisegepäck, sondern wie ein Offizier und Agent einer Kolonialmacht.
»Erzählen Sie mir, was Sie eigentlich wissen«, forderte ich ihn schließlich auf. »Was vor sich geht. Was Sie gehört haben, was Sie vermuten – alles.«
Die Gastgeber waren zurückgekommen. Zwei Tage des Schweigens, und dann waren sie in der Botschaft erschienen: eine Truppe von schweren Wesenheiten, die über den Landungssockel schwankten. »Mindestens vierzig von ihnen«, fuhr Ra fort. »Gott weiß, wie sie in ihr Fahrzeug hineinpassen. Sie haben nach mir und Ez gefragt.«
So, wie er es erzählte, hatten die Ariekei kaum auf die Fragen und Grüße der Botschafter reagiert. Sie forderten wiederholt und mit merkwürdiger Grobheit, EzRa zu sprechen.
»Dafür wurde ich ausgebildet«, sagte Ra. »Ich habe sie studiert, ich habe Sprache studiert. Haben Sie die erste Gruppe gesehen, die uns auf dem Fest begegnet ist? Das war nicht normal, nicht wahr? Ich weiß, es war nicht normal. Bei der neuen Gruppe war es dasselbe, nur noch schlimmer. Sie waren … aufgewühlt. Sprachen Unsinn. Ichwar schon da, aber dann kam Ez, und dann erkannten sie uns. Begannen zu sagen: ›Bitte, guten Abend, Botschafter EzRa, bitte, bitte, ja.‹ Ungefähr so. Einige der anderen – wie Ihre Freunde CalVin – versuchten, uns in die Quere zu kommen. Forderten uns auf, es sein zu lassen. Wir hätten schon zu viel gesagt .« Er schüttelte den Kopf. »Und die Gastgeber traten näher und näher. Wir konnten nirgendwo hin, und sie sind riesig. Es ist ein Gefühl … Also erhoben wir nur … unsere Stimmen und redeten Sprache . Ez und ich. Wir sagten Guten Abend. Erklärten ihnen, es wäre eine Ehre. Und als wir das taten …«
Als EzRa sprachen, geschah das Gleiche wie zuvor, aber diesmal bei einer größeren kleinen Menge von Gastgebern. Ich wäre wohl in der Lage gewesen, das Bildmaterial oder das Trid von dem Vorfall ausfindig zu machen – es musste dort Vesp-Cams gegeben haben. Doch Ra schilderte es mir, und ich konnte es mir leicht vorstellen. Die Menge der Gastgeber erstarrte, einige taumelten und fielen vielleicht übereinander. Töne, die Doppelrufe ariekenischer Not, wurden zu etwas Unvertrautem, zu Kontrapunkten. Wurden sie ohnmächtig? Ihre Laute gingen hoch und runter in einer komplexen Beziehung zu EzRas Stimme.
»Wir versuchten, weiterzumachen«, berichtete Ra. »Weiterhin zu reden. Doch am Ende versandete einfach Ez’ Stimme. Und so war es dann auch bei mir.« Als dies geschah, ließ der vorn stehende Gastgeber seine Augen wieder aufkeimen und reckte sie nach hinten zu seinen Gefährten, ohne seinen Körper zu wenden. Dann sprach er zu ihnen: »Ich habe es euch gesagt.«
Die Ariekei waren zurück in die von Holz umkleidete Gastkabine geschwankt, und die Botschafter und das Personal blieben zurück und standen halb aufmerksam und halb verwirrt da.
Wir dachten über die Ariekei in Begriffen von Zeug aus einer uralten Welt: Wir schauten auf unsere Gastgeber und sahen »Insekt-Pferd-Koralle-Fächer-Dinge«. Doch diese Sachen waren Chimären aus unserem eigenen Gepäck. Dort aber waren sie, die Gastgeber – und summten mehrstimmig in Träumereien, die ganz und gar ihre eigenen waren.
»Sie verließen uns. Ein paar Botschafter versuchten, sie aufzuhalten, doch was konnten sie tun, außer ihnen wirklich in den Weg zu
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