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Stadt der Fremden

Titel: Stadt der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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stellte mir keinerlei Fragen. Ich erwiderte sogleich ihre Umarmung; lange blieben wir so vereint.
    Einmal mehr ging ich zur Krawatte. Ich kontrollierte meinen Gesichtsausdruck und schlenderte im Floaker-Gang hinein. Keines der Similes war dort, und ich glaube nicht, dass irgendeiner der anderen jemals dorthin zurückkommt. Ich gab meine Show auf. Doch der Eigentümer – ich hatte mich nie bemüht, den Namen des Mannes zu erfahren, und bezog mich auf ihn nur mit dem einheimischen Slang-Decknamen, den wir ihm zugestanden hatten – eilte besorgt zu mir, als ob ich ihm helfen könnte. Er berichtete mir, dass die Ariekei immer noch kamen: Spanischer Tänzer, einen, den wir als Täufer gekannt hatten, und andere von den Professoren. Sie hatten starr dorthin geblickt, wo die Similes zu sitzen pflegten.
    »Surl Tesh-echer war oft hier«, sagte ich. »Vielleicht kommen sie, um dort zu sein, wo ihr Freund zu sein pflegte.«
    Der Eigentümer hatte große Angst, dass die Gastgeber Vergeltung für surl  |  tesh-echer s Tod verüben würden. Die meisten Leute hatten das. Ich nicht. Ich hatte gesehen, wie Birnbaum für Hasser zur Seite trat und etwas zu ihm sagte auf seinem Weg. Ich hatte gesehen, wie CalVin und die anderen darauf warteten. Man hatte surl  |  tesh-echer ermordet, doch er war auch von seinesgleichen öffentlich hingerichtet worden. Wegen Häresie hatte man surl  |  tesh-echer zum Tode durch Menschen verurteilt.
    Botschaftsstadt konnte das nicht wissen und würde es auch nicht erfahren. Die Situation musste so gestaltet werden, dass sie für die meisten Leute eher nach einer blutigen Schweinerei aussah – und das wirklich war – als nach einer sorgsam inszenierten Gerichtsbarkeit, was sie ebenfalls war.
    Traditionalisten der Ariekei hatten entschieden, dass sie surl  |  tesh-echer nicht tolerieren konnten und seine Experimente nicht dulden würden. Eine Lüge war eine Vorstellung, ein Simile Rhetorik: Ihre Synthese jedoch – der erste Schritt für sie, eine ganz andere Trope zu werden – war Aufruhr. Ich würde niemals davon ausgehen, dass ich die Motive von irgendeinem Außerirdischen verstand. Und ich war mit dem Wissen aufgewachsen, dass das Denken der Gastgeber jenseits meiner Gedankenwelt lag. Was auch immer die ariekenischen Mächte zu ihrer brutalen Entscheidung bewogen hatte, könnte – oder könnte nicht – vergleichbar sein mit den Berechnungen, die hinter den Botschaftstüren angestellt worden waren. Der ariekenische Widerstand gegenüber diesen Innovationen mochte ethischer oder ästhetischer Natur oder Zufall sein. Er könnte religiös motiviert oder ein Spiel sein. Oder ein Mittel zu irgendeinem Zweck– ein Ausdruck irgendeiner kalten, zynischen Berechnung, ein Machtkampf zwischen Cliquen.
    Ich erinnerte mich an Cals oder Vins Besorgnis, als sie mir sagten, dass einige von Sciles Ideen über surl  |  tesh-echer einen Sinn ergaben. Die Botschafter, ebenso sehr wie seine ariekenischen Richter, hatten darin eine aufziehende Gefahr gesehen. Ich glaubte keinen Augenblick lang, dass CalVin dasselbe darunter verstanden wie mein Mann. Doch wo es unterschiedliche Meinungen und Hingabe gibt, da mag es auch Veränderung geben, und vielleicht reichte das schon. Da war eineKatastrophe auf ihrem Weg gewesen, und die Ariekei und die Terre zusammen hatten sie abgewehrt. Ein Problem, das sie gelöst hatten.
    Wem konnte ich das erzählen? Wenn ich irgendetwas beweisen könnte, was änderte es? Nicht jeder würde auch nur ein winziges Verbrechen darin erkennen. Und was für Folgen hätte es für mich selbst? Ich hatte keine Ahnung, wie viele der Botschafter eingeweiht waren oder ob sie es missbilligten, wenn sie davon erführen, oder was sie mir antun würden, falls ich mich beschwerte. Ich konnte nicht die Einzige gewesen sein, die herausfand, was geschehen war. Es gab genug Informationsfetzen. Doch das Botschaftspersonal hielt Entsetzen und Schrecken lebendig und betonte gegenüber Botschaftsstädtern, dass sie sich bei unseren Gastgebern entschuldigt hatten und dass sowohl Hasser als auch Valdik ihrer gerechten Strafe zugeführt worden waren. Sie veranlassten eine strenge Überwachung der restlichen Druman-Sekte.
    Scile zog zum Schluss in die Botschaft ein und wurde ein Angehöriger des Personals. Eines Tages waren all seine Habseligkeiten aus meinem Heim verschwunden. Feigheit gehörte nicht zu seinen Fehlern. Ich glaube, er wich mir aus; vielleicht wollte er mir seine Wut ersparen.
    Ich hörte nie

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