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Stadt der Lügen

Stadt der Lügen

Titel: Stadt der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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der Frau angebotenen Tabletten und dann das Glas Wasser, das ihr ebenfalls gereicht wurde.
    »Was ist das?«
    »Der Arzt hat sie Ihnen verschrieben. Sie sind in Ordnung.«
    Sie schluckte eine nach der anderen und wurde sich plötzlich bewusst, dass ein paar Leute um sie herumstanden und sie beobachteten. Zunächst erkannte sie sie nicht, doch dann fiel ihr ein, dass es Personal war, das nur für diese eine Show in New York eingestellt worden war.
    Der Frisör trat auf sie zu, fuhr mit einem Kamm einige Male durch ihr Haar und besprühte es mit irgendetwas.
    »Perfekt. Ich bin sehr stolz auf Sie. Wir alle sind es. Sie werden wunderbar sein.«
    »Und nun los. Ich helfe Ihnen. Alle warten auf Sie.« Wieder war es die Frau, die ihr sanft auf die Beine half.
    Sie stand aufrecht und fühlte sich wohl. Sie konnte sich nicht erinnern, warum sie gelegen hatte. War sie ohnmächtig geworden? Hatte sie vielleicht geschlafen? Ganz egal. Das Einzige, was jetzt zählte, war, was sie zu tun hatte.
    Ihr Blick fiel auf eine offene Champagnerflasche in einem Sektkühler. »Würden Sie mir bitte ein Glas davon einschenken?«
    »Gern.«
    Die Frau reichte ihr das Glas. Sie nahm einen Schluck, und gleich noch einen. Der Champagner schmeckte ihr und verlieh ihr genau den kleinen Extra-Kick, den sie brauchte. Jetzt würde alles gut gehen.
    Es klopfte an der Tür. Jemand öffnete und wandte sich zu ihr um. »Sie sind so weit. Joe wird Sie zur Bühne begleiten.«
    Sie sah einen wartenden Pagen, trank ihr Glas leer und streckte die Hand aus. Jemand nahm ihr das Glas ab.
    »Gehen wir«, sagte sie. Sie fühlte sich nervös, aber es war eine gute Nervosität. Starke Nerven. Jemand legte ihr die Stola um die Schultern. Sie zog sie fester um sich und folgte dem Pagen mit winzigen, genau bemessenen Schritten. Mehr war in diesem Kleid nicht möglich.
    Der Flur war lang und dunkel. Er verlief unterirdisch. In der Ferne vernahm sie Applaus und Gelächter. Jemand sprach in ein Mikrofon.
    »Entschuldigen Sie …« Es war der Page an ihrer Seite. Er klang eingeschüchtert und räusperte sich. »Dürfte ich Ihnen etwas sagen, Miss Monroe?«
    »Hm«, murmelte sie abwesend. In Gedanken war sie zwar bei ihrem Auftritt und rekapitulierte Choreografie und Text, wollte aber nicht kurz angebunden erscheinen. »Schießen Sie los.«
    »Ich wollte Ihnen nur sagen – dieser Augenblick jetzt, und dass ich hier bei Ihnen sein darf, davon werde ich mein ganzes Leben zehren.«

 
Die Lüge
     
     
    Artie Fleischman war längst über das Alter hinaus, in dem Männer, glaubt man dem Volksmund, eine Bestandsaufnahme ihres Lebens vornehmen und sich mit dem Gedanken vertraut machen müssen, dass sie die Chance verpasst haben, Präsident ihres Landes zu werden. Mit dieser Tatsache hatte sich Artie schon lange abgefunden. Er war sogar so weit gegangen, sich einzugestehen, dass er in seinem Alter und Karrierestadium noch nicht einmal mehr Präsident einer Filmgesellschaft werden würde.
    Als Produzent zeichnete er für ungefähr ein Dutzend Filme verantwortlich, die er in mehr als zwanzig Jahren auf den Markt gebracht hatte; einige davon besser als die anderen, keiner ein großer Kassenschlager, aber auch nur wenige wirkliche Flops. Sein Logo »Arthur J. Fleischman Production« war dem Publikum zwar geläufig, ließ aber auch niemanden aufhorchen. Weder produzierte er eine festgelegte Art von Filmen, noch hatte er einen bestimmten Star oder Regisseur unter Vertrag.
    Sein bester Film war Tripwire gewesen, ein teurer, mit vielen berühmten Schauspielern besetzter Thriller über den Kalten Krieg, der mit Sicherheit die Produktionskosten innerhalb kürzester Zeit eingespielt hätte, wäre nicht unmittelbar nach den Dreharbeiten die Sowjetunion zusammengebrochen. Das Publikum wollte keine Filme mehr sehen, in denen die Russen die Bösen waren. Als der Film herauskam, interessierte sich kein Mensch für ihn, und nach zwei Wochen verschwand er spurlos in der Versenkung. Artie hatte sich mit ein paar Kollegen in einer kleinen, düsteren Bar in der Nähe der Paramount Studios ordentlich betrunken. Sie alle hatten viel Geld und Zeit in Drehbücher mit Geschichten über den Kalten Krieg investiert, die sich nun als absolut wertlos erwiesen. Sie tranken auf die gute alte Zeit und verfluchten den Triumph des Kapitalismus.
    Interessanterweise war Arties erfolgreichster Film eine Produktion gewesen, an die er nur zufällig geraten war, ohne zuvor etwas geplant oder entwickelt zu haben. Auf

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