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Stadt der Lügen

Stadt der Lügen

Titel: Stadt der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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Nach dem ersten Schock meldeten sich instinktiv eine kalte Wut und der Wunsch zurückzuschlagen. Doch er hielt sich zurück. Der Mann war ihm überlegen, und wenn er gegen ihn verlor, würde es sehr schmerzhaft werden.
    Higgins schien seine Gedanken lesen zu können. Er ging durch die Garage, öffnete die Schublade einer Werkbank und entnahm ihr eine Waffe. Dem Aussehen nach handelte es sich um einen großkalibrigen Revolver. Higgins lud ihn mit Munition aus einem hinter ihm stehenden Regal. Dabei lehnte er sich lässig an die Werkbank.
    »Was machen Sie da?«, fragte Tom. Das Zittern seiner Stimme war nicht zu überhören.
    »Nach was sieht es wohl aus?«, fragte Higgins zurück. »Ich warte noch immer auf eine Antwort. Warum bist du hier?«
    »Wenn Sie wirklich wissen, wer ich bin«, sagte Tom und ließ seine Stimme mutiger klingen, als er sich fühlte, wobei er sich den schmerzenden Hals massierte, »dann können Sie es sich doch sicher denken.«
    »Ich will, dass du es mir sagst.« Higgins fuhr fort, Kugeln in die Kammern des Revolvers zu stecken.
    »Weil ich mehr über sie wissen will«, antwortete Tom. »Wer sie ist. Wie sie aufgewachsen ist. Wie sie ist.«
    »Verdammter Perverser«, zischte Higgins. »Du verdammtes, perverses Stück Scheiße.«
    Mit einer knappen Bewegung seiner fleischigen Hand ließ er das Magazin des Revolvers zuschnappen und richtete die Waffe auf Toms Kopf.
    »Ich könnte dich locker wegpusten, weißt du das?«
    Tom begann zu schwitzen. »Ich wollte weder Ihnen, noch Ihrer Frau oder Tochter etwas zuleide tun.«
    »Ach ja? Du kommst her und steckst deine Nase in Angelegenheiten, die dich nichts angehen. Nichts zuleide tun?«
    »Ich … ich habe … ich habe mich in Ihre Tochter verliebt …«
    Higgins ließ sich mit einer Leichtigkeit von der Werkbank gleiten, die sowohl sein Alter als auch seine Statur Lügen strafte. Er richtete die Waffe weiter auf Tom.
    »Und jetzt verschwinde. Wenn du es wagst, jemals zurückzukommen und meine Frau zu belästigen, bist du ein toter Mann. Kapiert?«
    »Kapiert«, echote Tom.
    »Du perverses Stück Scheiße – was bist du?«
    Tom schwieg.
    »Sag es!«
    Wieder verspürte Tom die Art von Wut, die aus körperlicher Erniedrigung resultiert.
    »Ich bin Schauspieler«, sagte er. Ihm wurde klar, dass er den Punkt erreicht hatte, an dem er lieber um seiner Würde willen sterben wollte, als zu Kreuze zu kriechen.
    Higgins spuckte auf den Boden. Die Spucke spritzte auf Toms Schuhe. Er schaute hin und sah dann wieder Higgins an. Am Hals des Älteren pochte eine winzige Ader.
    »Verschwinde«, sagte Higgins, wies mit der Waffe auf die Garagentür und streckte die Hand zu einem Schalter an der Wand aus. Ein Motor summte, und eine Türhälfte schob sich langsam in Richtung Decke.
    Tom ging auf den breiter werdenden Lichtstreifen zu. Dabei war er sich der auf seinen Kopf gerichteten Waffe in jeder Sekunde bewusst. Als er endlich draußen war, atmete er tief durch und hoffte, dass nur er allein das schluchzende Geräusch hören konnte.
    Auf dem Weg die Auffahrt hinunter veränderte er seine Schrittgeschwindigkeit nicht. Doch als er seinen Wagen erreichte und die Schlüssel aus der Tasche nahm, zitterte er so stark, dass er kaum die Tür öffnen konnte.
     
     
    Er lud sie zu einem Strandspaziergang ein und erzählte ihr, wie er ihre Eltern ausfindig gemacht und ein Zusammentreffen herbeigeführt hatte. Sie reagierte genau, wie er vermutet hatte. Wären sie in einem Restaurant gewesen, wäre sie aufgestanden und gegangen. Doch hier in der Weite des Strandes konnte sie ihm nicht so leicht entkommen.
    »Wie konntest du es wagen? Wieso mischst du dich in mein Leben ein? Dazu hast du kein Recht.«
    »Warum hast du mich angelogen?«
    »Ich brauche deine Fragen nicht zu beantworten.«
    »Warum lügst du, wenn es nicht sein muss?«
    »Lass mich in Frieden.« Sie entfernte sich von ihm. Weil aber ihre Füße im Sand versanken und ihr das Gehen erschwerten, konnte er ohne Probleme mit ihr Schritt halten. Als sie die Richtung wechselte, folgte er ihr.
    »Amanda, hör mir zu.«
    »Verschwinde, du Schleimer.«
    »Beantworte mir bitte eine Frage: Woher wusste dein Vater, wer ich bin?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Ich glaube, du weißt es.«
    Sie drehte sich abrupt um und sah ihn an.
    »Mein Vater weiß, womit ich mein Geld verdiene. Okay? Ist es das, was du hören wolltest?«
    »Hast du es ihm erzählt?«
    »Nein. Ich habe gesagt, ich arbeite für ein Anwaltsbüro. Aber er

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