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Stadt der Lügen

Stadt der Lügen

Titel: Stadt der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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Lebenserhaltungssystem, wie es jedes gute Krankenhaus besitzt. Es gab genügend Nährlösung, um einen Menschen im Koma auf unbestimmte Zeit künstlich zu ernähren und am Leben zu halten, ein paar elektronische Apparate, deren Sinn sich weniger gut vorbereiteten Eindringlingen nur schwer erschlossen hätte, sowie einen mit einer klebrigen Flüssigkeit gefüllten Tank, der groß genug für einen menschlichen Körper war.
    Bei dem fraglichen Körper handelte es sich natürlich um meinen Leibarzt, der durchaus nicht nach Übersee verschwunden war.
    Ich war ziemlich überrascht, als sie ihn nach der Bergung aus dem Tank für tot erklärten, denn ich war der festen Überzeugung gewesen, alle nötigen Vorkehrungen getroffen zu haben. Mit Sicherheit hatte er am Vorabend noch gelebt, als ich die letzte Serie Elektroschocks durch seinen Körper gejagt hatte; sein Brüllen hatte keinen Zweifel daran gelassen. Während der Nacht musste es irgendeine Fehlfunktion gegeben haben. Ich hätte besser aufpassen müssen. Mich ärgerte der Gedanke, dass es mir – selbst ohne das brutale Einschreiten der Polizei – unmöglich gewesen wäre, ihn auf ewige Zeiten und ohne die Hoffnung auf einen leichten Tod unter meiner unendlichen Empörung leiden zu lassen.
     
     
    Zuerst wollten sie wissen, wie ich ihn dort hinbekommen hatte. Da ich mich nicht mehr in der Öffentlichkeit zeigte, vermuteten sie, ich hätte einen Kidnapper angeheuert. Sie wollten Namen hören, doch ich sagte ihnen keine, weil es keine gab. Allerdings erfuhren sie auch nicht die Wahrheit, dass er nämlich völlig freiwillig gekommen war. Kurz nach meiner Rückkehr aus dem Krankenhaus hatte ich ihm meinen Wagen geschickt und ihn abholen lassen. Als er im Haus war, beauftragte ich meinen Chauffeur mit einem Botengang, der ihn den halben Tag beschäftigte und sagte ihm, der Arzt könne mit einem Taxi nach Hause zurückkehren. Alle Welt glaubte, dass genau das auch geschehen war. Das Gerücht, er habe sich abgesetzt, stammte nicht von mir; wahrscheinlich war es auf seinen schlechten Ruf zurückzuführen und eine ganz nahe liegende Schlussfolgerung. Bis die Gedankenpolizei dann begann, mich zu verhören.
    Etwa eine Stunde lang sah es so aus, als würde man mich wegen Mordes verhaften. Doch es handelte sich nicht um einen gewöhnlichen Fall. Zu viel stand auf dem Spiel. Plötzlich bemerkte ich, was da abging – die Trickserei, der Rosshandel und die allgemeine Unsicherheit –, und musste lächeln (nach dem, was mit meinem Gesicht passiert ist, merke allerdings nur ich allein, wenn ich lächele).
    Zwischen meinen Rechtsanwälten, der Staatsanwaltschaft, Studios und Plattenfirmen, Verlegern und Sendern, Industrie-Lobbyisten und ihren politischen Verbündeten wurden eine Reihe wichtiger Telefonate geführt. Und schließlich wurde verhandelt, wie es immer geschieht, wenn genügend Geld im Spiel ist. Die Familie des verbrecherischen Arztes bekam Millionen zugeschustert, aber das waren nur Peanuts verglichen mit dem, was wir verloren hätten, wenn die Geschichte an die Öffentlichkeit gedrungen wäre. Die Leute hätten es sicher nicht verstanden. Auch die Fans nicht. Zumindest nicht alle.
    Man verkündete meinen Tod. Offiziell war ich einer Krankheit erlegen, aber es hielt sich auch ein hartnäckiges Gerücht, ich hätte Selbstmord begangen. Meistens weiß man nicht, wie solche Gerüchte entstehen, aber sie sind schwer zu widerlegen. Sagen wir also einfach, ich wurde aus dem Verkehr gezogen. Punktum.
    Mein gesamter Besitz wurde versteigert. Natürlich brachte er ein Vermögen ein. Später erfuhr ich, dass mein Dad das meiste davon einsackte. Das schmerzte mich zutiefst.
    Mein Haus wurde von irgendwelchen Boutique-Besitzern gekauft; typische Neureiche – obwohl ich nicht als Snob gelten möchte. Sie behaupten, dass man nachts manchmal meine Stimme leise und wie aus weiter Ferne in den stillen Räumen hört.
    Meinen singenden Geist. Vielleicht ist er das – ich weiß es nicht.
    Ich möchte nur wissen, wo ich bin.
    Vielleicht können Sie mir helfen.
    Wo bin ich hier? Wie lange halte ich mich hier schon auf? Und wie lang muss ich noch bleiben?
    Wissen Sie eine Antwort?
    Wie ich schon sagte, ich habe alle Zeit der Welt …

 
Upperclass
     
     
    Hinter den abgedunkelten Scheiben der Limousine spähte sie hinaus auf die Bürgersteige von Beverly Hills. Die Art, wie sich Leute anzogen und gingen, erzählte so viel über sie, dass man nicht viel mehr zu wissen brauchte.
    Der Gedanke

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