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Stadt der Masken strava1

Stadt der Masken strava1

Titel: Stadt der Masken strava1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: hoffman
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Lucien aus, als Rodolfos Diener Arianna ins Laboratorium ein
    ließ.
    Sie lachte über sein Unbehagen.
    »Du scheinst dich inzwischen in Bellezza viel wohler zu fühlen, du Kahlkopf«, neckte sie ihn. »Weißt du überhaupt, wie viele Bürger alles geben würden, um an deiner Stelle zu sein? Signor Rodolfo ist ein sehr bedeutender Mann!«
    »Danke«, sagte der Senator und trat aus einer dunklen Zimmerecke. »Ich freue mich, dass du zustimmst.«
    Arianna fiel mit einem ungeschickten Knicks auf die Knie und machte das Zeichen der Glückshand.
    »Das ist nicht nötig«, tadelte Rodolfo sie. »An einem Ort der wissenschaftlichen Forschungen ist kein Platz für Aberglauben.«
    »Ich habe ja keine Ahnung gehabt, dass du mich durch die Stadt führen sollst«, sagte Lucien. »Ich möchte dir erklären, was in der Scuola passiert ist.«
    »Ich weiß, was passiert ist«, sagte Arianna und presste kurz die Lippen aufein
    ander. »Die Duchessa hat dich gesehen und du hast ihr gefallen. So läuft das hier in Bellezza. Der äußere Schein ist alles. Ich weiß, dass du nichts dafür konn
    test.«
    »Genau das sollst du Lucien beibringen – wie die Dinge hier in Bellezza laufen«, sagte Rodolfo. »Wir verbreiten, dass er aus Padavia ist, doch ich nehme an, du weißt, dass dem nicht so ist?«
    Arianna nickte langsam und wandte sich an Lucien. »Dann stimmt es also. Du bist wirklich aus einer anderen Welt?«
    »Ja«, bestätigte Lucien. »Ich bin ein Stravagante.«

    Arianna konnte nicht anders, ihre gekrümmte Hand berührte automatisch die Stirn. Jedermann in der Lagune hatte dieses Wort gehört, doch nur wenige wussten, was es bedeutete. Nur eines war klar: Es bedeutete Macht und Geheimnisse und Gefahr. Da hatte sie ihr Abenteuer, sie musste gar nicht mehr suchen.
    »Wirst du das machen?«, fragte Rodolfo. »Wirst du Luciano so unterweisen, dass er als Bellezzaner durchgeht?«
    Die nächsten paar Wochen waren die glücklichsten, die Lucien je erlebt hatte.
    Seine Tage vergingen genauso langsam und quälend wie zuvor. Doch in der Nacht schlüpfte er mit Leichtigkeit in sein bellezzanisches Leben zurück. Er trug Samt, trank Wein, brachte den Vormittag mit wissenschaftlichem Unterricht zu, wie er ihn in der Schule noch nie erlebt hatte, und verbrachte die Nachmittage mit Arianna, indem sie durch die Straßen und über die Brücken der wunderbaren Stadt schlenderten. Seine einzige Sorge war es, daran zu denken, nicht im direkten Sonnenlicht zu gehen, damit niemand sah, dass er keinen Schatten hatte.
    Wenn er in seiner alten Welt wach war, las er alles über Venedig, was er in die Finger bekam. Sein Vater freute sich richtig über sein neues Interesse, brachte ihm Bildbände aus der Bücherei und kaufte einige Venedig-Bücher in der Buchhandlung in ihrem Viertel.
    »Du wirst ja ein richtiger Spezialist sein, wenn du wieder in die Schule kommst«, sagte er. »Bestimmt hilft dir das in Geschichte und Erdkunde.«
    Doch je mehr Lucien über Venedig erfuhr, desto klarer wurde Luciano, dass es sich von seinem Bellezza unterschied. Zum Beispiel wurde in Bellezza Silber besonders geschätzt, viel mehr als Gold, das man für ein minderwertigeres Metall hielt. Alle Kuppeln des großen Doms waren in Bellezza aus Silber gemacht. Als er Arianna darauf ansprach, ließ sie ihr typisches verächtliches Schnauben vernehmen.
    »Aber sicher doch, was denn sonst? Gold läuft an. Verstehst du, es wird schwarz.
    Wir nennen das ›morte d’oro‹. Ist das in eurer Welt nicht so?«
    »Nein«, sagte Lucien. »Silber wird schwarz, wenn man es nicht putzt. Gold muss man nie putzen.«
    »Wir müssen Silber hier bei uns nie putzen, höchstens mal ein bisschen aufpolieren.«
    Lucien überlegte sich, was wohl passieren würde, wenn er etwas Gold, das in Bellezza überall billig zu haben war, in seine Welt mitnähme.
    »Jetzt fängst du schon an, wie ein Chimici zu denken«, sagte Rodolfo, als er ihn um Rat fragte.
    Lucien war entsetzt, aber letztlich musste er zugeben, dass es stimmte. »Dann gilt das also in beide Richtungen?«, fragte er. »Ich darf auch von hier nichts mit zurücknehmen?«
    »Nur das Buch, das du mitgebracht hast«, sagte Rodolfo. »Und viel später, wenn du ein Stravaganza-Experte bist, wirst du vielleicht auserkoren, wieder einen Talisman mitzunehmen – irgendein Objekt, das es einem zukünftigen Stravagante erlaubt, die Reise von eurer Welt in unsere zu machen.«
    »So wie Sie uns das Buch gebracht haben?« Rodolfo nickte. Lucien seufzte.

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