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Stadt der Masken strava1

Stadt der Masken strava1

Titel: Stadt der Masken strava1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: hoffman
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Kirche dort heißt Santa Maria delle Grazie – Heilige Maria der Dankbarkeit.«
    »Der Dankbarkeit?«, wunderte sich Lucien. »Was soll denn das für ein Name sein?«
    »Vor zwanzig Jahren, da war ich natürlich noch nicht geboren, gab es eine Pestepidemie in der Stadt. Daran ist fast ein Drittel der Menschen, das hier lebte, gestorben.«
    »Das ist ja schrecklich«, sagte Lucien und stellte sich das vor: ein Drittel seiner Mitschüler oder jeder dritte Nachbar.
    »Das war es auch«, bestätigte Anna. »Aber es hätte noch schlimmer ausgehen können. Die Kirche ist aus Dankbarkeit gebaut worden, weil es nicht schlimmer wurde. Dass die Pest bei einem Drittel Halt gemacht und die beiden anderen Drittel am Leben gelassen hat.«
    Als sie von der Pest redete, machte Arianna wieder die Bewegung mit der Hand, die Rodolfo die manus fortunae nannte, die Glückshand. Er hielt es für gewöhnlichen Aberglauben und tadelte seinen Diener Alfredo jedes Mal, wenn er ihn dabei ertappte. Lucien war aufgefallen, dass die Bürger von Bellezza ständig diese Geste machten, ganz unwillkürlich, ein bisschen, wie wenn man auf Holz pochte, nur noch häufiger. Jetzt sprach er Arianna darauf an.
    Sie sah ihre Hand an, die mitten in der Bewegung verharrte, und schien überrascht, dass sie die Geste gemacht hatte. Es kam ganz instinktiv.
    »Es bedeutet: ›Mögen uns die große Göttin, ihr königlicher Gemahl und ihr Sohn helfen.‹ Oder auch: ›Möge unser Kreis des Lebens ungebrochen bleiben‹«, gab sie auswendig zum Besten.
    »Die große Göttin?«, bohrte Lucien weiter. »Aber da drüben wird doch eine Kirche gebaut. Ich dachte, das Land hier gehört zum Christentum?«
    Arianna zuckte mit den Schultern. »Tut es auch. Aber es schadet doch nicht, sich mit den alten Göttern gut zu stellen, oder? Ich weiß schließlich, wen ich lieber auf meiner Seite hätte, wenn die Pest wieder auftauchen würde.«
    Lucien musste an die Worte Rodolfos denken, dass die Chimici Heilmethoden aus seinem Jahrhundert mitbringen, sie aber nur ihren eigenen Leuten vorbehalten wollten. Ein Schritt weiter, und sie würden die Krankheiten des einundzwanzigsten Jahrhunderts in Reagenzgläsern einschleppen. Lucien dachte an AIDS und schauderte. Mit dem Rücken zu Arianna machte er heimlich selbst das Glückszeichen.
    Während er und Arianna sich aufmachten, um ihre Erkundungen am Großen Kanal entlang fortzusetzen, sah ihnen ein Mann in blauem Umhang nach. Und folgte ihnen heimlich.

    Kapitel 6
    Doktor Tod
    Lucien ging es besser. Er befand sich zwischen zwei Behandlungsphasen und glaubte mehr denn je, dass er eines Tages wieder gesund werden würde. Sein bester Freund, Tom, besuchte ihn – es war das erste Mal seit langem, dass Lucien sich gut genug fühlte, um Besuch zu empfangen. Nach ein paar Augenblicken der Verlegenheit, in denen sich Tom an das veränderte Aussehen von Lucien gewöhnen musste, fingen sie zu erzählen an, als ob sie nie getrennt gewesen wären. Lucien hörte vor allem zu und beschränkte sich auf Fragen und Kommentare. Schließlich hatte er ja nach Toms Ansicht nichts Erzählenswertes erlebt – sondern nur wochenlang im Bett gelegen.
    Tom seinerseits sprudelte nur so über vor Schulgeschichten: der neue Vertretungslehrer, die Erfolge des Schwimmteams, dessen Kapitän er war, sowie eine Menge Tratsch, wer hinter wem her war. Tom hatte schon seit der achten Klasse für ein Mädchen namens Katie geschwärmt und überlegte jetzt, ob er sich trauen sollte, sie am Schuljahresende der elften Klasse zu einer Disco-Veranstaltung einzuladen. Lucien hörte ihm zu und lächelte. Er stellte sich vor, mit Arianna zu der Disco zu kommen. Mit ihren langen Beinen und den üppigen braunen Locken würde es ein bisschen sein, als ob man mit Julia Roberts käme. Beim Gedanken daran, was seine Freunde sagen würden, wurde sein Lächeln noch breiter. Dann stellte er sich vor, was für ein Gesicht Arianna machen würde, wenn sie die Musik hören würde, und es schwebte ihm ein vages Bild von ihr vor, wie sie die Glückshand machte und ,Dia!’ ausrief. Genauso gut könnte er jemand vom Mars mitnehmen. Er merkte, wie er vor sich hin kicherte, und überdeckte es mit einem Husten. Tom war am Boden zerstört. »Entschuldige, Luce. Echt krass von mir, so von der Disco rumzulabern. Du kannst wahrscheinlich noch nicht hinkommen?«
    Lucien schüttelte den Kopf. »Wohl eher nicht. Außerdem, wer würde schon mit mir hingehen? Ich müsste wohl Frankensteins Tochter

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