Stadt der Piraten
schon damit begonnen, Krüge und Beutel mit Wein zu der Öffnung zu tragen, durch die sie eingedrungen waren. Mythor hatte dem einen Wächter das Schwert abgenommen und war das Gestänge hochgeklettert, von dem die Schinken an Stricken hingen. Diese schnitt er einfach durch, und Sadagar kam gerade zurecht, um sie aufzufangen.
»Wir nehmen, soviel wir tragen können«, ordnete Mythor an. »Aber es soll nicht alles für Yargh bestimmt sein. Einige Vorräte lassen wir auch in unserem Versteck zurück für den Fall, dass wir untertauchen müssen.«
*
Yargh bekam große Augen, als er sah, wie sich die Weinbehälter und Räucherschinken in seinem Keller türmten und Mythor, Nottr und Sadagar immer wieder im Schlupfloch mit neuen Lasten auftauchten und sie zu dem Berg legten.
Als Yargh hörte, dass der Wirt Zum Nöffenwurm von Kend gewarnt worden war, nickte er wissend. »Das sieht Kend ähnlich«, sagte er. »Er hätte wohl gerne gesehen, dass Dhalin mir das Fell über die Ohren zieht.«
»Du meinst wohl uns«, sagte Nottr.
»Das kommt auf dasselbe heraus«, meinte Yargh. Er schüttelte staunend den Kopf. »Ich wusste gar nicht, dass Dhalins Vorräte unerschöpflich sind.«
»Das hört sich an, als wärst du selbst noch nicht in seinem Keller gewesen«, sagte Mythor argwöhnisch.
»Natürlich nicht, mich bringt keine Macht der Welt in die Geisterstadt unter Thormain«, antwortete Yargh. »Wozu habe ich meine Sklaven?«
Nottr wurde wütend und wollte sich auf ihn stürzen, aber Mythor hielt ihn davon ab. »Lass ihn reden«, sagte er beruhigend. »Er braucht uns mehr als wir ihn. Wenn er den Mund zu voll nimmt, verschwinden wir einfach in der Tiefe, dann soll er sehen, wie er mit Kend und seiner Bande zurechtkommt.«
»Das ist nicht euer Ernst!« rief Yargh aus. »Ihr würdet in der Geisterstadt kein langes Leben haben. Redet nicht solchen Unsinn und helft mir lieber, das Fest vorzubereiten. Wenn wir unsere Gäste zufriedenstellen, wird es unser Schaden nicht sein.« Als er sah, wie Mythor sich in den Durchlass zwängte, rief er ihm nach: »Wohin willst du denn?«
Mythor schwieg und hörte Sadagar an seiner Stelle antworten: »Er hat noch etwas zu erledigen. Aber das braucht dich nicht zu kümmern. Verrate uns lieber, wo unsere betagte Schönheit Kateel steckt.«
»Sie ist oben«, antwortete Yargh. »Aber versucht nicht, mich glauben zu machen, dass sie betagt sei. Ich habe ihre versteckten Reize sehr wohl erkannt.«
Yargh verstummte mit einem Schmerzensschrei, und Mythor konnte sich vorstellen, dass Nottr dafür verantwortlich war. Er war nicht in Sorge um Kalathee, denn er konnte sich darauf verlassen, dass der Lorvaner gut auf sie aufpasste. Er selbst wollte die verbleibende Zeit nützen, um nach dem thormainischen Brunnen zu forschen, denn dieser ging ihm nicht aus dem Sinn.
Als Mythor das erste Gewölbe erreichte, zögerte er, bevor er sich in die von Yargh angegebene Richtung wandte. Er überlegte sich, ob er den Helm der Gerechten holen solle, damit er ihm den Weg wies. Aber dann entschied er sich dagegen. Er würde auch ohne ihn zurechtkommen müssen. Es war besser, den Helm im Versteck zu lassen, um ihn nicht aufs Spiel zu setzen. Er wusste ja noch nicht, was ihn hier unten erwartete.
Mythor hatte die Laterne und das Schwert eines der Wächter aus dem Weinkeller, und das war ihm genug. Mit einem kurzen Blick auf Yarghs Plan wählte er einen Durchlass zwischen den Felsblöcken. Wenn es stimmte, dass der thormainische Brunnen auf halbem Weg zum Nest lag und nicht weiter als zweihundert Schritt entfernt war, konnte er ihn erreichen, bevor das Gelage in Yarghs Haus begann. Zu diesem Zeitpunkt wollte er aber unbedingt wieder an der Seite seiner Kameraden sein.
Die Felsquader bildeten auf eine Länge von etwa dreißig Schritt einen geraden Gang mit ebenem Boden, so dass Mythor gut vorankam. Doch dann kam er in eine hohe, langgestreckte Kammer, aus der kein Stollen hinausführte. Es gab nur verschieden große Zwischenräume, durch die sich ein Mann gerade noch zwängen konnte. Mythor wählte den größten Durchlass, der sich in seiner Richtung befand, und von hier an wurde der Weg beschwerlicher. Die Felsblöcke waren scheinbar willkürlich aneinandergereiht und übereinander getürmt. Es gab überall Klüfte und Spalten, in die man rutschen konnte.
Er musste immer um hohe Felsen herumgehen, die im Wege standen, oder über Flachsteine klettern. Das war nicht nur mühsam, sondern erschwerte ihm auch, die
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