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Stadt der Piraten

Stadt der Piraten

Titel: Stadt der Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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standen alle hochkant. Nur selten waren sie fugenlos aneinandergereiht, zumeist gab es zwischen ihnen beträchtliche Abstände, die aber meist nicht breit genug waren, um einen ausgewachsenen Mann durchschlüpfen zu lassen. Die Deckensteine waren oft nur lose auf die Stützpfeiler gestellt.
    Mythor versuchte sich an die Elvenbrücke zu erinnern und kam zu der Ansicht, dass sie sich doch sehr von dieser Anlage unterschied. Die Elvenbrücke bestand durchwegs aus kleineren Steinen, die oft in rohem Zustand übereinandergeschichtet worden waren. Hier waren jedoch alle für den Bau verwendeten Steine behauen. Er wollte gerne glauben, dass die Stadt unter Thormain von demselben Volk geschaffen worden war, das auch den Titanenpfad angelegt hatte. Es mussten wahre Riesen gewesen sein, mit übermenschlichen Kräften, wenn sie so schwere Steine hatten bewegen können. Wohin waren sie entschwunden?
    »Wenn ihr mich fragt, so sage ich, dass Thormain auf einem wackeligen Fundament steht«, erklärte Sadagar. »Ein Erdstoß würde genügen, um alles einstürzen zu lassen.«
    »Unsinn!« widersprach Nottr. »Thormain hat den Untergang der Insel Zuuk ohne Schaden überstanden, und die Katastrophe hat diesen Teil der Welt gewaltig erschüttert.«
    Mythor musste Nottr zustimmen; der Barbar überraschte ihn immer wieder mit treffenden Überlegungen, die von einem scharfen Verstand zeugten.
    »Halt an, Sadagar!« verlangte Mythor und blickte im Schein der Öllampe auf den Plan, den Yargh gezeichnet hatte. Sie befanden sich jetzt in dem ersten größeren Gewölbe. Der Weg zum Vorratskeller des Nöffenwurm-Wirtes führte nach links. Das Nest mit dem thormainischen Brunnen lag in entgegengesetzter Richtung.
    Mythor wickelte das Kopftuch ab, bis der Helm der Gerechten zum Vorschein kam, den er darunter verborgen hatte. Nachdem der Helm frei lag, wandte er sich in die Richtung, in der der thormainische Brunnen nach Yarghs Angaben liegen sollte.
    Sofort nahm er wieder die seltsamen Einflüsterungen wahr. Es handelte sich aber nicht mehr um ein beständiges Summen in seinem Kopf, sondern hörte sich nunmehr wie ein Wispern an, als werde ihm etwas in einer fremden, unverständlichen Sprache zugeraunt. Und das Wispern klang drängend.
    »Was ist?« fragte Sadagar ungeduldig.
    »Ich bin jetzt sicher, dass mich der Helm zum thormainischen Brunnen weist«, sagte Mythor überzeugt. »Dieser Brunnen birgt ein Geheimnis, das ich erforschen muss.«
    »Sollen wir uns dorthin wenden?« fragte Nottr.
    »Und was wird aus unserem Auftrag?« gab Sadagar zu bedenken.
    »Der Steinmann hat recht«, sagte Mythor. »Wir müssen auch an Kalathee denken und erst einmal auf Yarghs Wünsche eingehen. Während des Gelages findet sich bestimmt Gelegenheit, den thormainischen Brunnen aufzusuchen.«
    »Dann machen wir, dass wir weiterkommen«, verlangte Sadagar. »Ich möchte nicht, dass das Licht ausgeht und wir im Dunkeln herumtappen. Wir würden uns hier hoffnungslos verirren.«
    Sadagar hatte ein Messer gezückt und ritzte in einen der Felsblöcke ein Zeichen.
    »Was ist das?« fragte Nottr.
    »Eine Rune«, antwortete Sadagar. »Sie soll uns den Rückweg zeigen.«
    Sie mussten sich wieder durch einen schmalen Gang zwängen und unter niedrigen, querliegenden Deckenfelsen hindurchkriechen. Dahinter lag ein zweites Gewölbe.
    »Wir sind gleich da«, stellte Mythor nach Überprüfung des Planes fest. »Noch etwa dreißig Schritte in dieser Richtung, dann müssen wir zu einem Kamin kommen, der aufwärts führt. Er mündet geradewegs in den Weinkeller. Vor uns liegt nur noch ein Gewölbe.«
    Sadagar war ihnen vorausgeeilt, und das Öllicht warf einen gespenstisch tanzenden Schatten auf die übereinander getürmten Felsblöcke.
    »Da ist der Kamin!« rief Sadagar von vorne. Mythor hörte das Geräusch eines über Fels scharrenden Eisens und sah noch, wie Sadagar den letzten Strich einer Rune ausführte.
    Das Gewölbe, in dem sie herauskamen, war größer als alle anderen. Es maß zwanzig Schritt in der einen und acht in der anderen Richtung. Zwischen den Felsblöcken gab es unzählige Hohlräume. Mythor hatte eine plötzliche Eingebung und beschloss, ihr nachzugeben. »Wäre das nicht ein ausgezeichnetes Versteck für unsere Waffen?« meinte er. »Hier ist unsere Ausrüstung besser aufgehoben als in Yarghs Haus, und dank der Runen können wir jederzeit leicht hierherfinden.«
    »Und wie sollen wir uns dann unserer Haut erwehren?« fragte Nottr.
    »Hohlkopf!« schimpfte ihn

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