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Stadt der Schuld

Stadt der Schuld

Titel: Stadt der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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habe es verdient. Ich will Sie nicht damit belasten, Sie mussten schon so viel ertragen durch mich. Ich tat Ihrer Familie Unrecht, ich tat Ihnen Unrecht und ich fürchte, ich werde es wieder tun.Ich bin verflucht und auf was ich meine Hand lege, wird zum Fluch für mich und andere. Bei Gott, ein Midas 40 bin ich geworden in meiner Gier ...
    Und hier brach das Schreiben unvermutet ab. Armindale fluchte haltlos. Ein halbes Geständnis war gar kein Geständnis. Zu einer Verurteilung würde das gewiss nicht reichen. Ein guter Anwalt – und den konnte sich ein Horace Havisham zweifelsohne leisten – würde einen solch schwachen Beweis für null und nichtig erklären. Er knirschte mit den Zähnen und begann eilig die beiden Bücher durchzusehen, doch die enthielten nur Notizen aus wesentlich früheren Tagen, als Havisham noch ein junger Kaufmann gewesen war. Offenbar hatte er seine Ziele und Träume in diesen Büchern aufgeschrieben und bei Gott, der Mann hatte diese Ziele hartnäckig verfolgt. Das musste man ihm lassen!
    Nun gut! Es wäre ja auch zu einfach gewesen, wenn ihm Havisham, ohne es zu wollen, das Schuldeingeständnis sozusagen auf einem Silbertablett überreicht hätte. Aber immerhin kannte er nun einen Namen und die Stadt, in der er zu suchen hatte.
    Da waren Schritte auf dem Gang zu hören. Hastig löschte Armindale die Flamme der Kerze mit den Fingern, huschte hinter die Tür und zog vorsichtig seine Jacke an sich. Einen Augenblick verharrten die Schritte, doch dann entfernten sie sich. Erleichtert ließ Armindale den angehaltenen Atem entweichen, wartete aber sicherheitshalber noch einen weiteren Moment. Dann ging er noch einmal zum Schreibtisch hinüber. Er legte alles, bis auf das belastende Schreiben Havishams, wieder genauso, wie er es vorgefunden hatte, in die Lade zurück. Danach verschloss er diese sorgfältig. So würde Havisham nicht gleich merken, dass sich jemand daran zu schaffen gemacht hatte. Vielleicht konnte er so ein paar Tage Vorsprung für seine Ermittlungen gewinnen.
    Sorgfältig verbarg Armindale das Schreiben in seiner Brusttasche und schlich dann aus dem Zimmer.

Kapitel 25
    Kapitel 25
    Du bist dir sicher, dass du nicht mit mir fahren willst?« Havisham schüttelte ob der unverständlichen Entscheidung Isobels den Kopf. Überhaupt, er hatte sie noch gar nicht gefragt, wo sie am Abend zuvor gewesen war. Warum hatte sie das Sterbebett ihres Vaters verlassen? Selbst die Haushälterin de Burghs, eine freundliche Frau, die sich sichtlich erschüttert über dessen Tod zeigte, war ziemlich irritiert über das Verhalten seiner Gattin gewesen.
    »Ja, ich sagte dir doch, dass ich noch einen Besuch machen muss. Ich habe es Lady Craven versprochen. Schließlich war sie doch eine gute Bekannte meines Vaters und die beste Freundin meiner armen Mutter. Vermutlich wird sie auch zur Beerdigung kommen wollen.«
    »Du warst also gestern bei ihr?«
    »Ja, natürlich!«
    Ob sie log? Doch dann schob er den Gedanken als abwegig beiseite. Auch die rasche Überprüfung seines Schreibtisches nach ihrer Heimkehr im Morgengrauen hatte nicht darauf schließen lassen, dass sie gelogen hatte. Die verschlossene Schublade dort war unversehrt gewesen und den Schlüssel dazu trug er ja immer bei sich. Was sie jetzt bezüglich ihrer gestrigen Abwesenheit vorbrachte, klang – wenn auch unüblich – immerhin plausibel. Isobel dagegen versäumte es nicht, ihm ihrerseits Vorhaltungen zu machen. »Schließlich warst du nicht da. Und ich hielt es einfach nicht mehr aus. Es war wirklich schrecklich, meinem Vater beim Sterben zuzusehen.«
    »Ich hatte dir angeboten, dich zu begleiten, erinnerst du Glich?«
    Isobel hielt es offenbar nicht für nötig, darauf zu antworten.
    »Außerdem«, wandte er jetzt doch ein, »ich bin überrascht zu hören, dass du ausgerechnet Lady Craven aufgesucht hast. Ich dachte, du hättest den Kontakt zu ihr abgebrochen, so wie ich es angeordnet hatte.«
    Sie sah ihn feindselig an. »Es war nur die Rede davon, dass ich mich nicht mehr mit ihr in der Öffentlichkeit sehen lasse. Daran habe ich mich gehalten, wie du weißt. Aber seitdem du es vorziehst, tagelang ohne eine Erklärung zu verschwinden und auch sonst offenbar keinen Gedanken mehr auf deine häuslichen Pflichten verschwendest, suchte ich bei ihr Trost und Rat. Schließlich kannte sie meine Mutter und ...«
    Havisham fuhr sich mit der Hand durch die Haare und nahm das soeben eingetroffene und nun auf dem Salontisch liegende Schreiben der

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