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Stadt der Schuld

Stadt der Schuld

Titel: Stadt der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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»Sie unterschreiben einen Vertrag und der ist in diesem verfluchten Land immer noch bindend, völlig egal unter welchen Umständen er zustande kommt. Wenn du's nicht glaubst, frag die armen Teufel in unserer viel gepriesenen Marine.«
    Aaron sagte nichts darauf. Da klopfte auf einmal jemand von draußen an die Zimmertür. Rasch schlug Bill die Kiste zu und beförderte sie mit einem kräftigen Stoß wieder unters Bett zurück. Doch seine Vorsicht war unnötig. Es handelte sich um die Nachzügler Sean Grey und Bartholomew Fraser. »Ah, endlich!«, begrüßte Bill die beiden. »Ich befürchtete schon, ihr hättet es euch anders überlegt.« Grey stellte sich zu den anderen, doch Fraser, ein schmächtiger, pockennarbiger Mann mit lichtem Haar und nervösem Blick, reagierte wütend auf Bills eher gut gemeinte Begrüßung. »Wie kommst du darauf, Atkins? War nicht ich es, der euch die Informationen über den Zeitpunkt der Versammlung besorgt hat?«
    »Ja, das warst du, und wir sind dir dankbar dafür«, sagte Bill beschwichtigend und wandte sich wieder an alle. »Also, Donnerstag schlagen wir zu. Da ist eine Besprechung der Handelsleute und Unternehmer Manchesters geplant, bei der die meisten teilnehmen werden.Wir treffen uns gegen acht Uhr 41 hier. Seht zu, dass ihr pünktlich seid.«
    »Und wer von uns bekommt eine Waffe?«, fragte Pickett. Bill sah ihn prüfend an. Dann wandte er sich demonstrativ ab. »Dean, Aaron, ihr übernehmt die Schrotflinten. Könnt ihr damit umgehen?«
    Dean nickte, aber Aaron zuckte bedauernd mit den Achseln. Bill drückte ihm dennoch die Waffe in die Hand.
    »Von den Pistolen werde ich eine übernehmen, Sean meinetwegen, und du ...« Er zeigte auf einen der Männer. John Pickett, der nicht unter den Erwählten war, knurrte zornig, aber ein strenger Blick von Bill brachte ihn zum Schweigen.
    »Gut, dann ist so weit alles klar«, befand Bill. »Und kein Wort darüber, zu keinem! Verstanden?« Er erntete zustimmendes Nicken, dann verließen die Männer einer nach dem anderen den Raum. Die Versammlung war beendet.
    »Dean?« Aaron hielt den bulligen Mann zurück, als er sich an ihm vorbeidrängen wollte.
    »Was ist?«, fragte Dean ein wenig unwillig.
    »Kann ich dich um etwas bitten?«
    »Hm!«
    »Kann ich bei euch Unterschlupf finden, zumindest, bis wir losschlagen?«
    Dean hob staunend die Augenbrauen. »Wieso?« Er lachte ein wenig, um seine Verblüffung zu verbergen. »Du hast doch ein Weib und ein Zuhause, Mann!«
    »Ich ...«, Aaron senkte für einen Moment den Blick, »nun, da ist etwas geschehen. Es ist sinnvoller, wenn ich mich bis auf Weiteres von meiner Familie fernhalte. Ich möchte sie nicht in Gefahr bringen.«
    »In Gefahr bringen? Stanton, sag bloß nicht, du hast irgendwas angestellt?«
    Aarons Gesichtszüge verzerrten sich plötzlich in ohnmächtigem Zorn. »Ashworth, dieser Hund. Er wird dafür zahlen, das schwöre ich!«
    Dean packte ihn bei den Schultern. »Was ist passiert?«
    »Später, Dean!«, wehrte Aaron ab. »Ich werde dir alles erklären. Im Moment ist es nur wichtig, dass niemand weiß, wo ich mich aufhalte. Kann sein, dass die Polizei schon hinter mir her ist oder irgendwelches andere Pack, wer weiß? Besser, ich lass mich die nächste Zeit erst mal gar nicht mehr blicken. Also, wie sieht es aus, Dean?«
    Sein Gegenüber sah ihn einen Moment zweifelnd an, doch dann nickte er. »Gut, du kannst mit zu uns kommen. Für die paar Tage geht das schon. Und dann sieht man weiter. Vermutlich ist die Polizei ohnehin bald hinter uns allen her. Komm!«
    »Du glaubst also auch nicht an das Gelingen unserer Sache?«, fragte Aaron, während sie nebeneinander hergingen. »Warum machst du dann mit?«
    Dean zuckte mit den Achseln. Es sah aus, als schüttele sich ein Bär. »Was soll ich denn machen, Aaron? Drei meiner Kinder haben sich schon totgeschuftet oder sind jämmerlich an Krankheiten gestorben. Mein Weib ist vor Schmerz darüber bald wahnsinnig geworden.« Er seufzte tief. »Sie war so jung und voller Leben damals, als ich sie heiratete ... Jetzt haben wir nur noch den Jungen und ich fürchte, der wird es auch nicht schaffen. Wofür lohnt es sich noch zu leben, wenn unsere Kinder sterben wie die Fliegen? Ich kann es nicht mehr ertragen, Aaron. Ich kann nicht mehr stillhalten. Und wenn ich dabei draufgehen sollte, ich muss etwas tun.«
    Eine helle Träne rollte über seine Wange, verfing sich in seinem struppigen dunklen Bart und brachte die Schneeflocken darin zum Schmelzen,

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