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Stadt der Schuld

Stadt der Schuld

Titel: Stadt der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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Unversehens hatte er sich in ein bedauernswertes, ja abstoßendes Geschöpf verwandelt, genauso wie die anderen Gefangenen. Nur der bernsteinfarbene Schimmer seiner Augen verkündete ihr, dass es tatsächlich Aaron war, der da auf unsicheren Beinen zur Tür wankte. Seine Hand, die er ihr zur Begrüßung durch die Klappe entgegenstreckte, fühlte sich unnatürlich warm an. Cathy fuhr der Schreck in die Glieder. »Aaron, um Himmels willen, du hast ja Fieber.«
    Er lachte bitter. »Tja, wie es aussieht, wird sich das Gericht weder mit Dean noch mit mir die Mühe einer Verurteilung machen müssen, wenn es das nicht bald tut.«
    Cathy biss sich auf die Lippe. »Sag doch so etwas nicht, Aaron! Hier sieh, ich habe dir Essen und etwas zum Anziehen mitgebracht.«
    Sie reichte ihm rasch das Bündel durch die Klappenöffnung. Im Halbdämmer hinter ihm regte sich plötzlich etwas. Es war Sean Grey, den man hier mit Aaron eingesperrt hatte, genauso wie Dean Wolsley. Die anderen hatte man wohl anderswo untergebracht. »Wirklich, was zu essen?« Sean kam ebenfalls zur Tür. »Gottverdammt, Stanton, das kannst du doch nicht alles allein fressen wollen.« Gierig griff er nach dem Bündel. Aaron legte schützend seinen Arm darüber. Er schwankte ein wenig dabei, offenbar war er schwächer, als er zugeben wollte. Cathy erfasste eine noch größere Angst. Was, wenn all ihre verzweifelten Pläne zu spät kamen? »Du wirst etwas davon abbekommen, Sean, aber wir werden es vorher gerecht mit Dean teilen«, sagte Aaron harsch.
    Ärgerlich schlug Grey nach ihm, doch Aaron gelang es, ihn abzuwehren.
    »Dean? Ha, der ist doch ohnehin schon fertig. Seit gestern hat der sich nicht mehr gerührt. Willst du wirklich das bisschen noch an ihn verschwenden?«
    »Sei froh, wenn du überhaupt etwas abbekommst«, zischte Aaron böse. »Und jetzt verzieh dich, Grey!«
    Der Mann murmelte verärgert einen derben Fluch, verzog sich dann aber wieder in den hinteren Teil der Gefängniszelle.
    »Was ist mit Dean?«, fragte Cathy erschrocken. Aaron schüttelte müde den Kopf und lehnte sich an die Tür. »Grey hat recht, Dean hat aufgegeben. Er macht es wirklich nicht mehr lange. Vermutlich ohnehin das Klügste, was er tun kann. Sie werden uns nicht schonen, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.«
    Cathy senkte die Stimme. »Deshalb bin ich hier«, flüsterte sie angespannt. »In der Zeitung steht, dass sie die Verhandlung auf Montag nächster Woche angesetzt haben.«
    »So? Na, dann hat wenigstens der Albtraum in diesem Loch endlich ein Ende. Ich habe schon geglaubt, sie lassen uns hier einfach verschimmeln. Weißt du, was mit den anderen ist? Werden wir alle zugleich vorgeführt?«
    »Ja, so hieß es zumindest in der Zeitung. Man klagt euch aber nur wegen schwerem Aufruhr und widerrechtlichem Eindringen an. Die Manchester Press hat darüber spekuliert, welche Strafe euch dafür erwarten könnte. Offenbar ist man sich nicht einig darüber. Es gibt einflussreiche Stimmen, die für euch eintreten und meinen, nur die Not hätte euch so weit gebracht. Außerdem wärt ihr willentlich zu der Sache angestiftet worden durch diesen Spitzel, den die Unternehmer auf euch angesetzt hatten.«
    »Ein Spitzel?« Aaron war mit einem Mal ganz Ohr. »Wer? Ich meine, stand dabei, wer es war?«
    Cathy schüttelte den Kopf.
    »Wenn ich nur wüsste, wer uns verraten hat. Ob es Fraser war?«
    »Fraser war es nicht, vielleicht warst du es ja selbst«, giftete Grey von seinem Platz auf dem fauligen Stroh in der Ecke. »Pickett hat dir nie getraut.«
    »Ach ja? Glaubst du, sie würden mich dann hier mit einem Arschloch wie dir vermodern lassen?«, fragte Aaron scharf.
    Grey schnaubte. »Was weiß ich? Das Ganze war doch ohnehin eine hirnrissige Idee von Pickett. Vielleicht war er's ja selbst. Dem Kerl würde ich am liebsten den Hals umdrehen.«
    Aaron lachte heiser auf. »Die Einsicht kommt wohl zu spät, meine ich. Außerdem: Warst du es nicht, der diesen Fraser angeschleppt hat? Das hat Bill jedenfalls gesagt«, fügte er angriffslustig hinzu. Doch es fehlte ihm einfach die Kraft für eine weitere Auseinandersetzung mit seinem Zellengenossen. Erschöpft lehnte er den Kopf an die Tür, schloss die Augen und hustete lange. »Lass einfach sein, Sean«, keuchte er, als er wieder etwas zu Atem gekommen war. »Es spielt sowieso keine Rolle mehr. Es wird uns auch nicht retten, wenn wir uns gegenseitig an die Gurgel gehen.«
    »Pah«, gab Grey gallig zurück. »Ich jedenfalls werde

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