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Stadt der Schuld

Stadt der Schuld

Titel: Stadt der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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adelige Herkunft war er jedenfalls die ideale Schlüsselfigur für die geplanten Aktionen. Es konnte tatsächlich gelingen.
    Bright kämpfte sich nun vor ans Rednerpult, doch er konnte sich in der allgemeinen Aufregung kaum mehr Gehör verschaffen. Schon hatten sich Grüppchen gebildet, die eifrig den Vorschlag diskutierten. Bright gab schließlich auf. Ashworth beobachtete, wie Cobden zu den Fountleys hinüberging, ihnen freudestrahlend die Hände schüttelte und mit ihnen sprach. Dann verließen alle das Podium und mischten sich unter die Menge. Im Nu war Cobden von Bewunderern hingeben und auch Fountley wurde umringt. Seine Frau zog sich etwas zurück und ließ ihren Blick durch die Menge schweifen. Da hatte sie ihn entdeckt und kam auf ihn zu. Verflucht! Das hatte ihm gerade noch gefehlt! Doch dann bezwang er sich und ging ihr mit einem rasch aufgesetzten, freundlichen Lächeln im Gesicht entgegen.
    »Nun, Mr Ashworth, ich hoffe, Ihre Frage ist beantwortet«, sagte sie.
    »Welche Frage? Ach, ich verstehe! Sie meinen die bei meinem ersten Besuch geäußerte Bitte, mich vor der Besprechung in den Plan einzuweihen.« Er setzte eine betont begeisterte Miene auf. »Ich muss schon sagen, eine brillante Idee, meine Liebe. Geeignet, um unser Anliegen entscheidend voranzubringen, was bitter nötig ist.« Sie senkte dankend für einen Augenblick den Blick. Offenbar schmeichelte ihr sein Lob. Er beschloss, die Gunst der Stunde zu nutzen und in Erfahrung zu bringen, was sie ihrem Mann von der Sache in der Fabrik berichtet hatte. »Ich hoffe, Sie haben sich von dem Schrecken neulich erholt. Es hat mir sehr leidgetan, dass Sie Zeugin dieses grässlichen Vorfalls werden mussten.«
    Sie musterte ihn einen Moment kritisch, doch dann meinte sie: »Sicher, es war nicht gerade ein schöner Anblick für eine Dame, dennoch bin ich froh, dass ich zugegen war. Immerhin konnte der armen Frau geholfen werden. Ich habe meinem Mann auch von Ihrem großzügigen Angebot, einen Unfallfonds für die Arbeiter in Ihrem Unternehmen einzurichten, erzählt.«
    »Tatsächlich!« Er zog in gespielter Überraschung die Augenbrauen nach oben. So hatte das Miststück ihrem Mann also brühwarm erzählt, was vorgefallen war. »Und was meinte er dazu?«
    »Oh«, sagte sie leichthin, »er war begeistert von Ihrem Einsatz und hat, als Mr Cobden zu Gast bei uns war, davon berichtet, woraufhin dieser sofort in Erwägung zog, das auch den anderen Unternehmern vorzuschlagen. Natürlich nur, sofern ein jegliches Engagement dieser Art auf Freiwilligkeit beruht. Sie kennen Mr Cobdens Ablehnung von staatlichen Vorschriften für freie Unternehmer, welcher Art auch immer. Mr Cobden fand Ihr Vorgehen jedenfalls sehr lobenswert.«
    Ashworth atmete vorsichtig aus. Das war ja noch mal gutgegangen. »Ich bin mir sehr bewusst, Mrs Fountley, dass auch dieser brillante Gedanke letztlich Ihrem Einfühlungsvermögen zu verdanken ist«, sagte er, »dafür bin ich Ihnen sehr verbunden. Vielleicht geruhen Sie und Ihr Gatte, uns in absehbarer Zeit auf unserem Landsitz zu besuchen. Das würde mich sehr freuen.«
    »Oh, gewiss gern, Mr Ashworth. Ich werde es ihm vorschlagen!« Sie verneigte sich leicht. »Ah, ich sehe, mein Mann winkt mich zu sich. Vielleicht wollen Sie sich anschließen, dann können Sie die Einladung gleich selbst aussprechen.«
    »Gewiss doch!«, sagte er und folgte ihr, als sie sich den Weg zurück durch die Menge bahnte. Gott sei Dank, es war von diesem lästigen Vorfall nichts zurückgeblieben. Ganz im Gegenteil, sein Stern bei der League begann überraschend hell zu leuchten.
    ***
    »Aaron, um Himmels willen! Was ist passiert?«, schrie Cathy entsetzt auf, als Aaron den Raum betrat. Auch die Kinder starrten ihn erschreckt an.
    »Nichts!«, sagte er unwirsch.
    »Nichts?!«, fragte Cathy empört. »Du siehst schrecklich aus. Überall Blut! Und dein Gesicht! Hattest du eine Prügelei?«
    Aaron schleppte sich quer durch die Stube und setzte sich schwer auf einen der beiden Stühle an dem kleinen Holztisch, der gleichzeitig Küche und Wohnbereich in dem engen Raum darstellte. »Ja, verdammt! Ich habe mich geprügelt ... mit Tom Clarke!«
    Cathy kam besorgt auf ihn zu. Ihr Arm war immer noch dick verbunden und geschient. »Lass mich einmal sehen!« Vorsichtig zupfte sie mit ihrer gesunden Hand die blutigen Stofffetzen seines Hemdes beiseite. Erschrocken sog sie die Luft ein. »Himmel, das ist ein ordentlicher Schnitt. Hat Tom etwa ein Messer gehabt?« Ängstlich sah

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