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Stadt der Schuld

Stadt der Schuld

Titel: Stadt der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva-Ruth Landys
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zu folgen, »das kleine Mäuschen hat mir in den letzten Wochen die Zeit etwas vertrieben, aber meine Gattin ...«
    »Die hat vermutlich bedauerlich wenig Verständnis für die berechtigten Bedürfnisse eines vielbeschäftigten Mannes, wie Sie es sind, Mr Ashworth.«
    »Ja, leider, beklagenswert wenig Verständnis!«
    »Ich nehme an, Sie wollen die Kleine bei mir unterbringen, um sich das Vergnügen noch ein wenig zu gönnen?«
    »Ich sehe, wir verstehen uns!«
    »Aber sicher, Mr Ashworth, haben Sie je daran gezweifelt?« Die Frau grinste breit. Sie hatte sehr schlechte Zähne, die obere Reihe fehlte fast völlig. Mrs Friwell stammte also ebenso aus der Gosse wie jede andere hier, trotz der übertriebenen Pracht, mit der sie sich herausgeputzt hatte. »Aber das wird leider ein wenig kosten. Meine Räume sind alle schon belegt, ich befürchte, ich habe kein Zimmer frei für das Mädchen. Wenn Sie sie für sich reservieren möchten ...«, sie seufzte demonstrativ, »ich weiß nicht, ob ich das bewerkstelligen kann. Schließlich nimmt sie anderen damit wertvollen Platz weg. Und ich habe noch andere Kunden, die zuvorkommend bedient werden wollen.«
    »Reservieren? Hm ...«, murmelte Mr Ashworth und strich sich nachdenklich über den Backenbart. Offenbar hatte er diesem Aspekt von Marys Unterbringung noch nicht allzu viel Aufmerksamkeit geschenkt. »Das wäre natürlich auch möglich.«
    »Haben Sie die Kleine denn selbst zugeritten, Sir?«
    »Selbstverständlich! Was dachten Sie denn?«
    »Und? Hat sie ein wenig Talent?«
    »Ob sie Talent hat?« Über Henry Ashworths Gesicht huschte ein anzügliches Grinsen. Mary errötete und senkte schnell den Blick. »Das kann man wohl sagen. Sie scheint sogar außerordentlich talentiert zu sein. Noch ein wenig Unterricht bei Ihnen und sie wird es zu etwas bringen. Sie versteht es schon jetzt erstaunlich gut, einem Mann die nötige Entspannung zu verschaffen. Ein Naturtalent – sozusagen.«
    Mrs Friwell taxierte sie erneut. Unter ihrem neugierigen Blick fühlte sich Mary geradezu nackt. Ihre Wangen glühten. Am liebsten wäre sie davongelaufen, aber sie wagte es nicht. Stattdessen konzentrierte sie sich auf die vielen seltsamen Flaschen, die im Regal hinter der Frau aufgestellt waren.
    »Nun, Sir, ich mache Ihnen ein Angebot: Ich reserviere Ihnen das Mädchen für eine gewisse Zeit. Das kostet Sie dann nur ...«, Mrs Friwell rechnete rasch etwas aus, »... sagen wir, zwei Pfund die Woche, ein entsprechender Unterricht und die Ausstattung wären dann noch einmal zehn Pfund. Allerdings nur unter der Bedingung, dass ich die Kleine haben kann, wenn Sie sie nicht mehr wollen. Das ist das Äußerste, was mir möglich ist, und das auch nur um unserer langjährigen Freundschaft willen.«
    Ashworth blies die Backen auf und ließ die Luft wieder entweichen. Dann zuckte er mit den Achseln. »Sie sind ein altes Rabenaas, Hetty Friwell, aber gut – was soll's? Ich akzeptiere. Ich verlasse mich jedoch darauf, dass mir das Mädchen jederzeit in einem der besseren Räume zur Verfügung steht. Ich wünsche nicht, dass ein anderer seinen Schaft an ihr wetzt, bis ich es sage«, fügte er streng an.
    »Aber natürlich, Sir, das ist doch selbstverständlich!«, sagte Mrs Friwell und konnte ein zufriedenes Grinsen nicht verbergen. Mary verstand instinktiv, dass die stolze Forderung ihres Kunden für diese Frau geradezu lachhaft war. Das Weib hatte gerade ein wirklich gutes Geschäft gemacht und sie, Mary, war der Gegenstand des Handels. Ihr wurde schlecht. Das also sollte nun ihr neues Zuhause sein? Ängstlich wandte sie sich zu Mr Ashworth um, der der Frau widerwillig ein paar Pfundnoten auf den Tisch blätterte. Er konnte sie doch nicht allen Ernstes hierlassen wollen? Doch an seiner gleichgültigen Miene las sie ab, dass genau das seine Entscheidung war.
    »Bis morgen, Mädchen«, sagte er und gab ihr noch einen leichten Stups unter das Kinn. Dann verließ er ohne ein weiteres Wort den Raum in Richtung Ausgang.
    Mary blieb allein zurück – allein in diesem mit Männern und Huren überfüllten und von schweren Düften geschwängerten Raum.
    »Bring sie nach oben, Brenda, in ein Zimmer mit Bad. Am besten die Nummer zwölf. Wir werden sie erst einmal waschen müssen.« Mrs Friwell rümpfte die Nase. »Einen seltsamen Geschmack hat dein Mr Ashworth, aber ich weiß, dass er sehr junge Dinger schätzt. Am besten halbe Kinder! Wie alt bist du, Mädchen?«
    »Vierzehn!«, wisperte Mary verunsichert.
    »Na,

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