Stadt der Sterne strava2
schönen Benvenuto angesehen, Zarina besucht und bin dann noch beim Widder gewesen.«
Ferdinando hob fragend die Augenbrauen. »Und wen schicken sie dieses Jahr ins Rennen?«
»Einen prächtigen Fuchs-Wallach namens Arcangelo«, sagte Niccolò. »Ein gut gebautes, rassiges Pferd. Ich denke, sie hätten eine gute Chance.«
Gaetano machte ein abfällig schnaubendes Geräusch, dann tat er rasch so, als habe er sich am Wein verschluckt.
»Du hättest mit mir kommen sollen, Gaetano«, sagte sein Vater kühl. »Du hättest deine Freude gehabt.«
Es stimmte, dass Gaetano Pferde liebte; er war einer der besten Reiter in der Familie. Vielleicht war es der Wein, aber auf einmal spürte er, wie der Ärger über seinen Vater und über Remora verflog. »Vielleicht hätte ich das«, sagte er liebenswürdig. »Hast du vor alle Ställe zu besuchen? Dann würde ich dich morgen begleiten.«
»Ja, vielleicht mache ich das«, überlegte Niccolò, der so etwas eben noch keineswegs vorgehabt hatte. »Kann ja nicht schaden, seine Gegner in Augenschein zu nehmen. Und wir wollen doch nicht, dass sich die anderen Bezirke benachteiligt fühlen, nicht wahr?«
Während sie durch die Straßen von Remora gingen, staunte Georgia nur so. Von Paolo erzählt zu bekommen, dass man sich im sechzehnten Jahrhundert befand, war eine Sache. Ganz anders war es hingegen, selbst durch eine Stadt zu laufen, die Kopfsteinpflaster hatte, in der es keine Autos gab und deren Häuser so eng standen, dass Wäscheleinen über die Straßen gespannt werden konnten und Katzen von einem Dach auf das nächste sprangen.
Überall im Bezirk des Widders fand man Abbilder dieses Tieres. An jeder Kreuzung stand eine Widder-Statue mit gebogenen Hörnern, einige der Häuser waren mit rot-gelben Fahnen geschmückt, auf denen ein Widder mit silberner Krone zu sehen war, und alle paar Meter gab es kleine Eisenringe, die unter der halben Figur eines Widders mit erhobenen Vorderbeinen angebracht waren.
»Wozu sind die?«, fragte Georgia.
»Zum Anbinden von Pferden«, erklärte Cesare. »Und schau mal nach oben.«
Georgia sah hinauf und entdeckte in ungefähr zehn Metern Höhe weitere Ringe.
»Für geflügelte Pferde«, flüsterte Cesare. »Gibt es in allen Bezirken, nur so für alle Fälle.«
Er führte sie auf einen kleinen Platz. Am Nordende stand eine große, eindrucksvolle Kirche und in der Mitte ein Brunnen. Hell schien die Sonne in das Brunnenwasser und verwandelte die halbrunde Schale in einen glitzernden Fächer. Das Wasser sprudelte aus dem Maul eines riesigen Widders, dessen Hörner aus Silber waren. Umringt wurde das Becken von großen Wassermännern und auch die Dreizacke, die sie emporreckten, glitzerten silbern.
»Das ist der Silberbrunnen«, erklärte Cesare. »Der Widder ist verbündet mit der Zunft der Silberschmiede und die haben ihn für uns geschmückt. Die Jungfrau ist mit den Malern verbündet, die Zwillinge unterstützen die Banken.« Er lachte. »Es könnte auch andersherum sein. Die Chimici sind die großen Finanzmäzene und Giglia, die Stadt der Jungfrau, ist ihre Zentrale. Aber sie sind auch berühmt dafür, die Künste zu fördern, das mit den Malern geht also in Ordnung.«
»Jetzt verstehe ich aber gar nichts mehr«, sagte Georgia. »Ich dachte, die Jungfrau sei ein weiterer Bezirk in dieser Stadt. Wie kann der Bezirk also zu einer anderen Stadt gehören?«
Sie ließen sich auf einer Steinbank vor dem Brunnen nieder und Cesare erklärte geduldig: »Jeder Bezirk von Remora ist auch mit einem der Stadtstaaten Talias verbündet. Nur der Bezirk der Zwillinge unterstützt Remora selbst. Die Jungfrau gehört zu Giglia und der Widder zu Bellezza.«
»Wie heißen die anderen Bezirke? Du hast bisher nur die drei erwähnt.«
»Stier, Krebs, Löwin, Waage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann und Fische«, zählte Cesare an den Fingern ab.
Georgia überlegte eine Weile. »Ich hab’s!«, sagte sie dann triumphierend. »Der Tierkreis, stimmt’s? Astrologie! Aber halt mal, warum Löwin? Wo ich herkomme, heißt es Löwe.«
»Nur eine Löwin kann doch die Zwillinge gesäugt haben«, sagte Cesare stirnrunzelnd. »Du weißt schon – Romulus und Remus.«
»Das war in meiner Welt eine Wölfin«, sagte Georgia. »Aber warum ist der Bezirk nicht auch mit Remora verbündet?«
»Er gehört doch zu Romula«, belehrte sie Cesare.
Georgia schüttelte den Kopf. Sie würde eine Ewigkeit brauchen, um das alles zu entwirren.
»Komm mit auf den Campo«,
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