Stadt der Sterne strava2
Luca und Carlo und seine Schwester Beatrice hatten alles stehen und liegen lassen und sich sogleich nach Remora aufgemacht.
Der bewusstlose Körper des Jungen war von Santa Fina in den Pfleghof des päpstlichen Palastes in Remora gebracht worden, der sich gegenüber der Kathedrale im Bezirk der Zwillinge befand. Der Papst zelebrierte jeden Tag in der Kathedrale eine Messe für ihn und die Bevölkerung von Remora betete für ihn.
Falco litt nun offiziell unter dem, was als Morte Vivenda bezeichnet wurde, und es bestand sehr wenig Hoffnung, dass er wieder zu sich kommen würde. Die Spur der Giftflasche führte zu dem Gärtner von Santa Fina und der war hart bestraft worden. Vor dem päpstlichen Pfleghof sammelten sich die Leute und legten Gaben für die Göttin nieder. Auf den Resten ihres Tempels stand nämlich das Hospital.
Der Herzog verbrachte fast die ganze Zeit am Bett seines Sohnes. Er aß nicht und schlief nicht, außer wenn ihn seine Tochter Beatrice dazu überredete. Eines Tages schickte er seine Dienerschaft aus, um nach den Manusch zu suchen und den blinden Harfner zu bitten unter dem Fenster seines Sohnes zu spielen.
Aurelio kam und spielte tatsächlich – die traurigsten und klagendsten Weisen, die man je in Remora gehört hatte – und die Leute, die draußen standen, vergossen Tränen. Doch diesmal sammelte Raffaela kein Geld.
Für Lucien und Georgia war es eine angespannte Zeit. Die Drohung des Herzogs hing über ihnen und sie machten sich auch Sorgen um Falco. Georgia konnte Lucien versichern, dass es ihm in der anderen Welt gut ging, aber keiner von ihnen hatte erwartet, dass sein Körper in Talia so lange weiterleben würde.
Gaetano kam drei Tage, nachdem sein Bruder bewusstlos aufgefunden worden war, in Remora an und ging direkt in den Pfleghof, um ihn zu besuchen. Erst nach ein paar schrecklichen Stunden machte er sich zum Widder auf. Er fand Lucien und Georgia und Cesare im Hof bei den Ställen. Zunächst sagte keiner etwas, sie umarmten sich nur stumm.
»Ich hatte nicht erwartet, dass er es so schnell machen würde«, flüsterte Gaetano. »Um ehrlich zu sein: Obwohl er sich von mir verabschiedet hatte, habe ich gehofft, dass er es überhaupt nicht tun würde. Wart ihr alle bei ihm? War es einfach?«
»Ich war nicht dort«, sagte Cesare. »Ich bin ja kein Stravagante. Aber es tut mir aufrichtig Leid.«
»Wir waren da«, sagte Lucien. »Georgia hat sich in der anderen Welt um alles gekümmert.«
»Er ist in guten Händen«, sagte sie.
»In den allerbesten«, ergänzte Lucien. »Er lebt bei meinen eigenen Eltern.«
Gaetano erschrak, dann umarmte er Lucien. »Dann sind wir Brüder«, sagte er.
Lucien holte tief Luft. »Wie geht es der Duchessa?«, fragte er.
»Bestens!«, sagte Gaetano. »Sie ist wirklich ein erstaunliches Mädchen. In ein paar Tagen trifft sie ein.«
Und Georgia fragte sich, wessen Herz wohl schneller schlug – ihres oder Luciens.
Kapitel 19
Ein rutschiges Pflaster
Es war spät am Abend, als die Staatskarosse von Bellezza durch das Sonnentor ratterte. Eine ansehnliche Menge von Remanern, in erster Linie aus dem Widder, stand zur Begrüßung da und winkte mit den Fahnen des Bezirks, mit dem schwarz-weißen Banner der Stadt und mit ein paar wenigen bellezzanischen Fahnen, die mit Masken geschmückt waren. Gaetano stand mit seinen älteren Brüdern und seinem Onkel am Tor, als Abordnung der Familie di Chimici. Herzog Niccolò konnte nicht dazu überredet werden, den Pfleghof zu verlassen, nicht mal für eine so wichtige Besucherin.
Herolde spielten eine Willkommensfanfare und im Hintergrund konnte man das schwache Dröhnen von Trommeln hören, da die Mitglieder der anderen Bezirke wie üblich für die Parade vor dem Rennen übten. Rodolfo – ganz in Schwarz gekleidet – stieg aus der Kutsche und half Arianna herab, damit sie die förmliche Begrüßung durch den Papst entgegennehmen konnte.
Ein Seufzen ging durch die Menge. Sie war genauso schön, wie man berichtet hatte, auch wenn es bedauerlich war, dass man ihr Gesicht hinter der Maske nicht ganz sehen konnte. Doch sie war hoch gewachsen und graziös. Ein Schwall kastanienbrauner Locken türmte sich locker auf ihrem Haupt und zu Ehren von Remora trug sie ein Kleid aus schwarzer und weißer Seide – was die Bürger zu schätzen wussten.
Die junge Duchessa machte einen Knicks vor dem Papst und küsste seinen Ring, um ihren Respekt vor der Kirche zu zeigen. Auch das wurde von den Remanern mit Befriedigung
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