Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt des Schweigens

Stadt des Schweigens

Titel: Stadt des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Krätzig Erica Spindler
Vom Netzwerk:
Eight.“
    In der Poolhalle.
    Avery schlang die Arme um sich und wurde das Bild der Verletzten nicht los. Der leere Blick, der schlaffe Mund, die Finger, die nach ihr tasteten.
    Sie presste die Augen fest zusammen, um die Erinnerung zu verdrängen, doch es half nicht. Erneut sah sie, wie sich der blutige Mund bewegte, und spürte den schwachen Atem an ihrer Wange. Blut überall.
    Die Sanitäter kamen heraus. Avery hörte es und öffnete die Augen. Einer der Männer sah zu ihr hin, bedauernd, fast entschuldigend.
    Einen Augenblick hielt sie den Atem an. Keine Trage. Man brauchte wohl keine Trage für Trudy Pruitt.
    Die Männer gingen an ihr vorbei, kletterten in den Ambulanzwagen und schlugen die Türen zu. Endgültig. „Avery?“
    Sie drehte sich um. Matt stand in der Wohnwagentür. Sie erhob sich, und er kam auf sie zu.
    „Sie hat es nicht geschafft“, sagte sie, als er bei ihr war.
    „Nein.“
    Er nahm ihre Hände. „Avery, was tust du hier?“
    Verwirrt blinzelte sie. „Wie bitte?“
    „Warum bist du heute Abend hergekommen?“
    „Wegen dieser Frau, Trudy Pruitt. Sie sagte, sie hätte Beweise … wegen meines Vaters und Sallie Waguespack.“
    Matt runzelte die Stirn. „Avery, Liebes, du redest konfus. Erzähl von Anfang an.“
    Sie atmete tief durch, um Panik und Verwirrung zu beherrschen. „Ich muss mich setzen.“
    Er nickte, und sie nahm wieder Platz. Matt zog sich den zweiten Sessel heran, setzte sich ihr gegenüber hin und holte seinen Notizblock heraus. „Fertig?“
    Avery nickte. „An demTag, als Dad beerdigt worden ist, erhielt ich einen anonymen Anruf von einer Frau. Sie sagte, Dad habe bekommen, was er verdiente. Und ich käme auch noch dran. Dann legte sie auf.“
    Matt schaute sie eindringlich an. „War das die Anruferin, von der du mir neulich erzählt hast, als McDougals Wagen in Tillers Teich entdeckt wurde?“ Sie nickte. „Weiter.“
    „Sie rief heute Nachmittag wieder an und sagte, Dad habe geholfen, einen Mord zu vertuschen.“
    „Den Mord an Sallie Waguespack.“
    „Ja. Sie nannte Dad einen Lügner und Mörder.“
    „Und diese Frau war Trudy Pruitt.“
    „Ja. Sie hatte angeblich Beweise für ihre Behauptung. Die wollte sie mir heute Abend zeigen.“
    „Hat sie dir gesagt, dass ihre Söhne …“
    „Sie war überzeugt, sie hätten es nicht getan. Ihrer Ansicht nach waren sie hereingelegt worden.“
    Er fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht. „Verdammt, Avery. Warum hast du mich nicht informiert? Trudy Pruitt proklamiert seit fünfzehn Jahren die Unschuld ihrer Söhne. Zweimal hat sie Detektive beauftragt, die Beweise unter die Lupe zu nehmen, aber keiner konnte andere Täter als Donny und Dylan ausmachen. Trudy Pruitt war vor und nach dem Tod ihrer Söhne alkohol- und drogenabhängig. Sie hat ihr Leben entweder im Gefängnis oder der Rehabilitation verbracht. Sie war eine verzweifelte, verbitterte und unglückliche Frau.“
    Avery faltete die Hände. „Warum richtete sich ihr Zorn gegen meinen Dad und gegen mich? Weshalb hatte sie es auf uns abgesehen, Matt?“
    „Warum tut jemand wie Trudy Pruitt etwas? Ich vermute, dass die Totenwache und die Beerdigung deines Dad bei ihr Erinnerungen geweckt haben. Die überwältigende Zuneigung und Unterstützung, die dir von Seiten der Gemeinde zuteil wurde, hat wahrscheinlich ihre Verbitterung verstärkt. Leider werden wir nie mehr erfahren, welches Motiv sie hatte.“
    Weil sie ermordet wurde!
    Das ganze Ausmaß dieser Behauptung traf sie plötzlich wie ein Schlag. Elaine St. Claire, Luke McDougal, Tom Lancaster und jetzt Trudy Pruitt.
    „Wer tut so etwas, Matt?“
    „Ich weiß es nicht“, erwiderte er finster. „Noch nicht. Ich brauche deine Hilfe, Avery.“ „Wie? Was kann ich tun?“
    „Du musst mir ganz genau erzählen, was heute Nacht passiert ist. Was du gehört und gesehen hast. Jedes Detail, gleichgültig, wie unwichtig es dir erscheint.“
    „Also gut.“ Sie überlegte einen Moment und begann mit ihrer Ankunft am Wohnwagenpark gegen 22 Uhr. „Mir ist aufgefallen, wie dunkel es im Park war. Nirgendwo brannte eine Sicherheitsleuchte.“
    Er notierte es. „Ist dir auf dem Weg hinein ein anderes Fahrzeug begegnet?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich fand Mrs. Pruitts Wagen und bin ausgestiegen. Ich hörte Musik aus mehreren Richtungen.“
    „Woher kam sie?“
    „Ich weiß nicht genau, vermutlich aus anderen Wohnwagen. Nebenan stritt sich ein Paar, und ein Kind weinte.“
    „Bist du sicher, dass es von

Weitere Kostenlose Bücher