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Stadt des Schweigens

Stadt des Schweigens

Titel: Stadt des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Krätzig Erica Spindler
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nebenan kam?“
    Avery blickte zum nächsten Wohnwagen. In der Tür standen ein Mann, eine Frau und ein Kind. „Ziemlich sicher.“
    Wieder notierte er sich etwas. „Was geschah in Trudy Pruitts Wagen?“
    „Die Tür stand halb offen. Ich klopfte an und rief nach Mrs. Pruitt. Als sie nicht antwortete, steckte ich den Kopf zur Tür herein und rief noch einmal.“ Sie schloss die Augen. „Im Wohnraum war ein heilloses Durcheinander. Zuerst dachte ich, sie wäre nur schlampig, dann entdeckte ich das Blut an der hinteren Wand. Bis dahin habe ich nicht gedacht, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte.“ Sie atmete zitternd durch. „Und dann sah ich sie da liegen.“
    „Hast du etwas angefasst?“
    Einen Augenblick dachte sie nach. „Das Blut an der Wand, ehe ich erkannte, was es war.“ „Mach weiter.“
    „Ich bin zu der Frau gegangen, habe sie an der Schulter berührt, und da rollte sie auf den Rücken.“ „Sie lag auf der Seite?“ „Ja. Sie versuchte, mit mir zu reden.“ Er merkte auf. „Was hat sie gesagt?“
    Averys Augen schwammen in Tränen. „Sie konnte nicht … ich konnte sie nicht verstehen. Ich habe ein Geräusch gehört … und bekam Angst. Ich dachte, der Täter wäre noch im Wohnwagen, und dann …“ Sie hatte Mühe, die Fassung zu bewahren. „Ihre Hand … sie …“
    Avery blickte auf ihre Hände hinab. Die Finger ihrer Rechten waren blutig. „Sie hat meine Hand berührt. Sie wollte meine Aufmerksamkeit und mir etwas Wichtiges mitteilen.“
    „Vielleicht war es auch nur die Suche nach menschlichem Kontakt“, erwiderte er tröstend. „Sie lag im Sterben, Avery.“
    „Das werden wir nie erfahren.“
    „Hast du noch etwas anderes gehört außer Deputy Jones?“ „Das Radio lief.“ „Sonst noch was?“
    Sie konnte den Blick nicht von ihren blutbefleckten Fingern reißen. „Nein, das war alles.“
    „Falls dir noch etwas einfällt, ruf mich an. Auch wenn es dir unwichtig erscheint.“ Er klappte sein Notizbuch zu. „Versprochen?“
    „Versprochen.“
    „Avery?“ Sie sah auf. „Ruf mich, wenn du etwas brauchst. Und wenn es nur jemand zum Reden ist. Ich bin für dich da. Daran solltest du immer denken.“
    Sie war gerührt. „Danke, Matt.“
    „Einer meiner Deputys soll dir bis nach Haus folgen. Fühlst du dich gut genug, um selbst zu fahren?“
    Sie bejahte. Er rief einen seiner Deputys heran und gab ihm Anweisungen, ehe er sie zu ihrem Wagen begleitete.
    „Ich war vorhin bei dir zu Hause und habe dir etwas vor die Tür gelegt.“
    „Für mich?“
    „Nach diesem Ereignis wünschte ich allerdings … Mein Timing ist nicht das beste.“ Er öffnete ihr die Autotür. „Ich rufe dich morgen an.“
    Sie fand Matts Geschenk auf der Türschwelle – ein wunderschönes Frühlingsbouquet. Auf der Karte stand:
    Denke an uns, wie wir unter den Sternen tanzen. Matt. Avery lachte leise, fast hysterisch auf.

34. KAPITEL
    Avery schlief wenig in dieser Nacht. Sobald sie die Augen schloss, sah sie Trudy Pruitt in einer roten Lache liegen, die Augen flehentlich aufgerissen, der blutverschmierte Mund in Bewegung.
    Schließlich gab sie es auf, stieg aus dem Bett und machte sich eine Kanne Kaffee. Sie holte den Karton mit den Zeitungsartikeln und versuchte etwas zu finden, das auf die Vertuschung eines Mordes hinwies.
    Doch die Artikel blieben unergiebig.
    Was hatte Trudy ihr sagen wollen? Besaß sie wirklich Beweise für die Verstrickung ihres Vaters in irgendwelche Vertuschungsversuche, oder stimmte Matts Theorie, dass sie tatsächlich nur dem Gerede einer labilen Trunksüchtigen aufgesessen war, die lediglich ihre Verbitterung an ihr auslassen wollte?
    Avery schaute auf den Karton. Verdammt, wenn es diese Sammlung nicht gäbe, könnte sie Matts Worten Glauben schenken.
    Warum, Dad? Warum hast du das alles gesammelt?
    Es gab nur einen Menschen, der ihr vielleicht doch weiterhelfen konnte, und das war Buddy.
    Fünfundzwanzig Minuten später stand sie vor seinem Haus und läutete. Hoffentlich war er noch nicht zur Kirche gegangen. Wenn sie sich recht entsann, besuchten die Stevens’ immer den späten Gottesdienst. Heute auch, wie sie feststellte, als Lilah die Tür öffnete.
    „Avery! Ich habe gehört, was passiert ist. Alles in Ordnung mit dir?“
    Sie nickte. „Ich bin nur ein bisschen durcheinander. Ist Buddy da?“
    „Ja, und Matt auch. Wir frühstücken gerade.“
    „Entschuldige, ich hätte vorher anrufen sollen.“
    „Unsinn.“ Lilah zog sie an den Händen ins Haus. Drinnen

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