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Stadt des Schweigens

Stadt des Schweigens

Titel: Stadt des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Krätzig Erica Spindler
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als sie mir Beweise für die Unschuld ihrer Söhne zeigen will.“
    Matt presste kurz die Lippen zusammen. „Trudy Pruitt hat sich mit sehr gefährlichen Leuten abgegeben. Dieser Umgang hat sie vermutlich umgebracht.“
    „Aber …“
    Matt stand auf. „Avery, es gibt da einige Dinge, von denen du nichts weißt. Dinge, die wir entdeckt haben, über die wir aber noch nicht sprechen dürfen. Tut mir Leid, dass dir die Sache so nahe geht, aber im Moment kann ich dir nicht mehr sagen.“
    Er beugte sich herab und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf den Mund. „Ich muss los.“
    Avery sah ihm nach, verblüfft über die intime Geste, aber durchaus nicht verärgert.
    Buddy sagte ruhig: „Wenn Trudy Pruitt diese Beweise hatte, warum hat sie bis jetzt gewartet, damit herauszurücken?“
    Avery wandte sich ihm zu und wusste darauf keine Antwort. „Sie … sie ist nie zu dir gekommen mit …“
    „Natürlich ist sie zu mir gekommen. Und zum Bezirksstaatsanwalt, zum Sheriff und zu jedem, der ihr zugehört hat. Sie hatte nichts, nicht den Hauch eines Beweises für die Unschuld ihrer Söhne.“
    „Ich muss dich um einen Gefallen bitten, Buddy. Dürfte ich mir um meines Seelenfriedens willen deine Ermittlungsakten zum Mordfall Waguespack ansehen?“
    „Avery …“
    „Sie hat Dad einen Lügner und Mörder geschimpft, Buddy. Warum sollte sie das tun?“
    „Dein Daddy war der ehrlichste und rechtschaffenste Mann, den ich gekannt habe. Ich war stolz, dass er mein Freund war.“
    „Dann musst du mich verstehen. Ich habe das Gefühl, seine Ehre verteidigen zu müssen, indem ich seine Unschuld beweise.“
    Buddy beugte sich vor. „Wessen soll er nicht schuldig sein, Avery?“
    Da ihr die Antwort darauf nicht gefiel, ballte sie die Hände zu Fäusten. „Warum hat er den Karton mit den Zeitungsartikeln behalten, Buddy? Warum hat er sich umgebracht?“
    Buddy stand schwer seufzend auf und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Wenn es dir hilft, Kleines, darfst du dir natürlich die Ermittlungsakten ansehen. Ich sage nur gerade Lilah Bescheid, sie soll ohne mich zum Gottesdienst gehen.“

35. KAPITEL
    Drei Stunden später dankte Avery Buddy für seine Hilfe. „Entschuldige, dass ich dir den Sonntag verdorben habe.“
    „Das kannst du gar nicht, Kleines.“ Er küsste ihr die Wange. „Fühlst du dich jetzt besser?“
    Das tat sie nicht, also log sie.
    Die Informationen aus der Akte hätten sie beruhigen sollen. Alles schien in Ordnung zu sein. Am 18. Juni 1988, um 22. 30 Uhr, meldete sich Pat Greene, einer von Buddys Deputys, und forderte Hilfe an. Auf seiner Runde hatte er ein paar junge Männer aus Sallie Waguespacks Haus fliehen sehen. Er hatte nachgeschaut und die Frau tot aufgefunden.
    Laut der Beschreibung seines Deputys hatte Buddy die Flüchtigen als die Pruitt-Brüder identifiziert. Donny und Dylan hatten Schwierigkeiten mit dem Gesetz, seit sie alt genug waren, ihren ersten Schokoriegel zu klauen. Gerade vor einer Woche waren sie wegen des Verdachts auf Drogenhandel festgenommen worden. Die Beweise hatten nicht ausgereicht, doch es war nur eine Frage der Zeit, wann man sie belangte.
    Als Buddy und Pat die zwei Jungen aufstöberten, standen beide unter Drogen. Mit den Vorwürfen konfrontiert, hatten die zwei eine Schießerei angezettelt und waren dabei umgekommen. Danach hatte man die Mordwaffe im Abflussgraben hinter ihrem Wohnwagen entdeckt, mit Donnys Fingerabdrücken darauf.
    Die Stadtpolizei hatte eine umfangreiche Ermittlung durchgeführt, in deren Verlauf sich herausstellte, dass Donny und Dylan häufig die Bar aufsuchten, in der Sallie als Cocktail-Kellnerin tätig war. In Sallies Haus und in der Wohnung der Pruitts fand man Drogen.
    Man schloss daraus, dass die Jungen gedealt hatten und Sallie ihre Kundin gewesen war. Als Mordmotiv nahm man einen schief gelaufenen Drogenhandel an. Die Frau hatte ihnen entweder Geld geschuldet oder ihnen mit der Polizei gedroht. Ein Zeuge hatte behauptet, die drei hätten miteinander geschlafen, was das Szenario zusätzlich komplizierte. Eifersucht kam ebenfalls als Motiv in Frage. Dafür sprach auch die Todesart – man hatte mit einem Küchenmesser auf sie eingestochen -, eine Tat aus Leidenschaft.
    Avery wandte sich zum Gehen, sah Buddy aber noch einmal an. „Hast du jemals Zweifel an der Schuld von Donny und Dylan Pruitt gehabt? Auch nur einen Moment?“
    „Niemals.“ Er fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht, und man sah ihm seine sechsundsechzig Jahre

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