Stadt des Schweigens
sich neben die Frau und beugte den Kopf herunter. Ein unartikulierter Laut kam über die Lippen der Verletzten, kaum mehr als ein Gurgeln.
„Was?“ fragte Avery eindringlich und sah sie forschend an. „Was wollen Sie mir sagen?“
Der blutige Mund bewegte sich wieder. Die Frau tastete nach Averys Hand und hielt sie fest.
In diesem Augenblick ertönten vom Eingang her Schritte. Avery erstarrte und blickte dann gehetzt zur Tür. Ihr Herz raste. Der Täter kann noch hier sein!
Wieder ein Geräusch. Entsetzt sprang sie auf und sah sich hektisch um.
Keine Hintertür. Nur ein kleines Fenster über dem Spülbecken. Kein Fluchtweg.
Ihr Blick fiel auf das Telefon, und sie hechtete hinüber.
„Polizei!“
Avery fuhr herum und starrte in den Lauf einer Waffe. Ein Aufschrei der Erleichterung blieb ihr im Halse stecken.
„Hände hoch!“ befahl der Deputy des Sheriffs mit eiserner Stimme. Sie gehorchte. Die Waffe auf Avery gerichtet, beugte er sich herab und tastete nach dem Puls der Frau am Boden.
„Sie lebt!“ sagte Avery, einer Hysterie nahe. „Sie wollte mir etwas sagen, als ich Sie hörte. Ich dachte, Sie wären der … der das hier getan hat.“
Er nahm sein Funkgerät, meldete den Vorfall und beorderte eine Ambulanz herbei, ohne Avery aus den Augen zu lassen oder die Waffe zu senken.
„Umdrehen. Hände gegen die Wand!“
Sie tat wie befohlen und hörte bereits Sirenen in der Ferne. Die blutigen Hände hinterlassen Abdrücke an der Wand, dachte sie und hätte am liebsten laut geschrien.
Der Officer trat hinter sie. „Beine auseinander!“
„Sie haben einen völlig falschen Eindruck. Ich habe die Frau so gefunden.“ Als sie sich leicht drehte, um ihm das zu sagen, presste er sie mit einer Hand zwischen den Schulterblättern flach gegen die Wand, die Waffe an ihrem Kopf.
„Zurück, Jones! Sofort!“
Der Deputy befolgte Matts Aufforderung. Er ließ die Hände sinken und trat zurück.
„Matt!“ Avery lief verzweifelt zu ihm, und er schloss sie in die Arme.
„Alles in Ordnung, Liebes?“
Zitternd klammerte sie sich an ihn und nickte, die Augen voller Tränen. „Die Frau … ist sie … ich dachte, ich habe ein Geräusch gehört und …“ Sie presste das Gesicht an seine Schulter. „Ich dachte, der Täter wäre noch hier.“
Er drückte sie an sich. „Deputy Jones?“
„Ich erhielt einen Anruf von Nachbarn. Sie hatten etwas gehört, das wie ein Schuss klang. Als ich ankam, stand die Tür offen, und der Wagen war durchwühlt. Ich telefonierte nach Unterstützung und bin hineingegangen. Da fand ich die Verdächtige neben dem Opfer knien.“
„Ich habe sie so gefunden!“ Avery blickte zu Matt auf. „Die Tür stand offen. Ich habe die Frau gerufen. Sie hat nicht geantwortet, also bin ich eingetreten. Ich …“
Die Sanitäter kamen, unterbrachen sie, indem sie sich Anweisungen zuriefen, und drängten sie und Matt zur Tür. Hinter ihnen warteten einige Deputys, um den Tatort zu untersuchen, sobald die Sanitäter ihr Okay geben würden.
Matt führte sie, eng an sich gezogen, aus der Küche durch den Wohnraum. Als sie über die Schwelle nach draußen trat, stieß sie mit dem Fuß gegen den Betonfrosch, der in den Garten kullerte. Sie stiegen die Stufen hinab und gingen zu zwei altersschwachen Gartenstühlen neben einem Plastikplanschbecken. Der Bereich um den Wohnwagen war bereits großräumig mit gelbem Band abgesperrt. Ein Deputy stand Wache und behielt die Nachbarn im Auge, die herausgekommen waren, um zu gaffen.
„Setz dich“, sagte Matt. „Ich muss wieder hinein. Aber warte hier, wir müssen dich noch befragen.“ Forschend betrachtete er sie. „Alles okay?“
Sie nickte. „Ja, es geht schon wieder.“
Er drückte ihr die Hände und wandte sich an den Deputy. „Sorgen Sie dafür, dass sie nicht belästigt wird. Wenn es Probleme gibt, rufen Sie mich.“
Avery sah ihn davongehen und hatte das Gefühl, allein gelassen zu werden. Fast hätte sie ihn zurückgerufen, ließ sich jedoch in den Sessel sinken, und der geflochtene Sitz gab gefährlich nach.
„Alles in Ordnung mit Ihnen?“
Sie blickte zu dem Deputy mit dem Babygesicht auf. Er schien kaum alt genug, um nach zweiundzwanzig Uhr noch auf der Straße sein zu dürfen, geschweige denn, eine Waffe zu tragen.
Sie nickte. „Diese Frau … ist das Trudy Pruitt?“
Ihre Frage schien den Jungen zu verblüffen, was angesichts der Umstände nicht überraschte. Er antwortete dennoch. „Ja, ja. Sie kellnert drüben im Hard
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