Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt des Schweigens

Stadt des Schweigens

Titel: Stadt des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Krätzig Erica Spindler
Vom Netzwerk:
daneben in die Hocke. Es war keine neue Ausgabe, sondern die, in der über den Tod ihres Vaters berichtet wurde. Trudy hatte das Gesicht ihres Dad mit Teufelshörnern und einem Ziegenbart versehen.
    „Was ist?“
    Avery deutete auf die Zeitung. Gwen las die Schlagzeile laut vor. „Beliebter Arzt begeht Selbstmord. Gemeinde trauert.“ Sie sah Avery an. „Das tut mir …“ Sie brach stirnrunzelnd ab. „Schauen Sie, hier. Trudy hat am Rand etwas notiert.“
    Die Frau hatte mit einer Strichliste offenbar etwas gezählt. Daneben stand: Alle, bis auf zwei.
    „Fünf“, sagte Gwen leise. „Was, glauben Sie, hat sie da gezählt?“
    „Ich weiß nicht, aber …“ Sie riss die Augen auf. „Mein Gott, fünf plus zwei …“ „Macht sieben.“
    „Sie hat die Toten gezählt. Dad war Nummer fünf. Da sind oder waren noch zwei übrig.“ „Aber wer waren die?“
    „Sie sagte am Telefon, es wären nicht mehr viele übrig, und sie würden sterben wie die Fliegen.“
    „Leute, die die Wahrheit kannten?“
    „Offenbar.“
    Sorgfältig blätterte Avery die restlichen Seiten durch, doch ihr sprang nichts Ungewöhnliches mehr ins Auge. Sie faltete vorsichtig die Seite mit dem Foto ihres Vaters und Trudy Pruitts Notiz zusammen und steckte sie in eine Plastiktüte.
    Als Nächstes durchsuchten sie den Wohnraum, sahen an den Unterseiten und in den Falten von Sessel und Sofa, hinter gerahmten Fotos und in Magazinen nach und fanden nichts.
    „Jetzt die Küche“, sagte Avery mit belegter Stimme.
    „Dort ist sie … das wird schlimm.“ Gwen wurde blass. „Ich habe noch nie …“
    Sie tauschten einen Blick, und in stummer Übereinkunft ging Avery voran.
    Mit Klebeband hatte die Polizei die Stelle gekennzeichnet, an der Trudy gestorben war. Eine getrocknete Blutlache umgab den Umriss. Auf dem schmutzigen Linoleum waren deutlich mehrere blutige Handabdrücke zu erkennen.
    Avery schauderte, atmete tief durch und riss den Blick von den Spuren des Verbrechens. „Bringen wir es hinter uns.“
    Sie sah im Gefrierschrank nach. Er war leer, bis auf ein paar tiefgefrorene Diätmahlzeiten und ein halbes Dutzend leere Dosen. Schränke und Speisekammer waren ebenfalls so gut wie leer. Weder an der Unterseite der Regale noch an Tisch oder Abfalleimer fanden sie etwas festgeklebt.
    „Entweder hatte sie keinen Beweis oder der Killer hat ihn schon mitgenommen“, stellte Avery frustriert fest.
    „Vielleicht existierte dieser Beweis nur in ihrem Kopf“, gab Gwen zu bedenken. „In Form eines Argumentes.“
    „Kann sein.“
    Gwen runzelte die Stirn. „Kein Anrufbeantworter?“ Avery warf ihr einen Blick zu. „Was?“
    „Jeder hat heutzutage einen Anrufbeantworter.“ Sie deutete auf das Telefon an der Wand neben dem Kühlschrank. „Im Schlafzimmer habe ich auch keinen gesehen. Sie etwa?“
    Avery schüttelte den Kopf, ging zu dem Apparat und nahm den Hörer auf. Anstelle eines Wähltons hörte sie eine Reihe von Piepstönen. Verwundert reichte sie Gwen den Hörer.
    „Memory Call“, erklärte Gwen ihr ruhig. „Das ist ein Antwortservice, der von der Telefongesellschaft angeboten wird. Ich habe ihn auch.“
    „Und wie ruft man die Nachrichten ab?“
    „Man wählt den Service an und gibt eine fünfstellige Passzahl ein. Die Piepser bedeuten, dass Trudy eine Nachricht hat.“ „Wie lautet die Nummer?“
    „Das ist wohl örtlich verschieden. Bei mir ist es anders als hier. Tut mir Leid.“
    Avery sah sich um. „Ich vermute, Trudy hat sich die entsprechende Nummer irgendwo neben dem Telefon notiert, um sie nicht auswendig lernen zu müssen.“ Sie öffnete eine Schublade in der Nähe des Telefons und sah zwischen Papieren, Prospekten und ungeöffneter Post nach.
    „Sehen Sie auf dem Apparat nach“, schlug Gwen vor. „Bis ich meine Nummer auswendig kannte, habe ich sie dort hingeklebt.“
    Avery sah auf Apparat und Hörer nach, doch da war nichts. Frustriert sah sie Gwen an. „Fehlanzeige.“
    „Tom hatte den Dienst auch“, erwiderte sie leise, „er hat die Nummer einpro…“
    „Einprogrammiert unter Schnellwahl“, fiel Avery ihr ins Wort und sah auf den Apparat. Die Einrichtung, bis zu sechs Nummern als Schnellwahl zu speichern, gab es sicher auch an diesem Gerät. Sie versuchte die erste Nummer und wurde mit dem Hard Eight verbunden.
    Sie machte Gwen das Siegeszeichen mit dem Daumen nach oben und probierte die zweite Nummer. Da sie jemanden aus tiefem Schlaf weckte, legte sie wieder auf und versuchte es erneut.
    Die

Weitere Kostenlose Bücher