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Stadt des Schweigens

Stadt des Schweigens

Titel: Stadt des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Krätzig Erica Spindler
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Mit kaum merklichem Nicken senkte sie schließlich die Waffe.
    „Danke.“ Avery atmete zittrig aus. „Das war das zweite Mal in zwei Tagen, dass ich in den Lauf einer Waffe gestarrt habe.“
    Auf dem Flur ertönten Schritte. Jemand kam offenbar die Treppe hinauf. Beide Frauen blickten in die Richtung. Gwen kam schnell herein, schloss die Tür und schob den Sicherheitsriegel vor. Sie sah Avery an, legte einen Finger an die Lippen und deutete auf das Bad.
    Avery gab ihr zu verstehen, dass sie begriff. Kurz darauf schloss Gwen die Badezimmertür hinter ihnen und drehte die Dusche auf. Die Hintergrundgeräusche würden ihre Stimmen überlagern, falls sie belauscht wurden. Dann setzte Gwen sich auf den Toilettendeckel und stützte den Kopf in die Hände.
    Nach einer Weile sah sie Avery an. „Ich dachte, ich wäre jetzt dran.“
    Ihre Stimme bebte, und wie Avery jetzt sah, ihre Hände auch. Gwen faltete sie rasch.
    „Eine Frau rief mich an“, erklärte sie. „Sie wollte mir Informationen über Die Sieben und über Tom geben. Wir wollten uns heute Nacht treffen.“
    „Und sie ist nicht gekommen.“
    „Nein, es war ein Ablenkungsmanöver.“
    „Ablenkungsmanöver? Sie meinen, um Sie hier wegzulocken?“ „Um mich zu verwarnen.“ „Das verstehe ich nicht.“
    „Ich habe gestern Trudy Pruitt befragt. Sie hat mir bestätigt, dass Die Sieben existiert – früher und heute. Sie meinte, die Mitglieder hätten Elaine St. Claire umgebracht. Und sie hat mir erzählt, dass die Gruppe immer eine Warnung herausgibt, ehe sie aktiv wird. Eine schreckliche Drohung.“
    „Elaine St. Claire wurde gewarnt?“
    „Ja. Sie war mit Trudy befreundet. Beide servierten Drinks unten im Hard Eight. Eines Tages packte Elaine ihre Sachen und verschwand.“
    „Sie hat die Warnung ernst genommen und Cypress Springs verlassen?“
    „Ja. Einige Monate darauf erhielt Trudy einen Brief von ihr. Ein Abgesandter der Gruppe hatte Elaine offenbar spätnachts einen Besuch abgestattet. Er hatte sich eine Waffe zusammengebastelt, einen Phallus mit scharfen Dornen und einem Messer. Der Mann sagte ihr, sie sei der Unmoral angeklagt und für schuldig befunden worden, weil sie mit vielen Männern schlafe. Er sagte, er würde ihr geben, was sie so sehr mochte, bis sie tot sei.“
    Entsetzt presste Avery die Lippen zusammen und erinnerte sich, was Hunter ihr über Elaines Tod erzählt hatte. Die Geschichten stimmten überein.
    Voller Unruhe stand Gwen wieder auf. „Heute Nacht haben sie mich verwarnt. Mit einer Katze, die sie ausgeweidet am Treffpunkt für mich zurückgelassen haben. Die wollen mir Angst machen.“
    „Und das ist ihnen gelungen.“
    „Ja, natürlich.“
    „Sie müssen Cypress Springs verlassen, sofort, heute Nacht noch. Ich halte Sie über meine Recherchen auf dem Laufenden.“ „Wieso bilden Sie sich ein, geschützt zu sein?“ „Ich verstehe nicht.“
    „Sie gehören nicht mehr zu denen, Avery. Wenn die herausfinden, dass Sie ihnen auf die Spur kommen, sind Sie auch dran.“
    „Ich sorge schon dafür, dass sie nichts herausfinden.“
    Gwen lachte freudlos. „Dafür ist es längst zu spät. Die haben uns miteinander reden sehen. Sie haben sich in der Stadt umgehört. Die sehen alles, Avery, absolut alles.“
    „Ich werde nicht abreisen, ehe ich nicht die Wahrheit über den Tod meines Vaters kenne.“
    Gwen sah sie viel sagend an, und Avery verstand. Auch Gwen würde nicht abreisen, ehe sie wusste, was mit ihrem Bruder passiert war.
    „Dann machen wir es zusammen“, entschied Avery. „So sehe ich das auch.“
    Fröstelnd rieb Avery sich die Arme. „Hat Trudy Pruitt noch irgendwas über mich oder meinen Vater gesagt? Hat sie Sallie Waguespack erwähnt?“
    Gwen schüttelte den Kopf. „Sie hat ausschließlich über Die Sieben gesprochen. Ich habe alles in meinen … oh nein!“
    „Was?“
    „Meine Notizen!“
    Rasch öffnete Gwen die Badezimmertür und lief ins Schlafzimmer. Avery folgte ihr und sah zu, wie sie die am Boden verstreuten Sachen durchsah, dann unter das Bett und in alle Kommoden und Schränke schaute.
    „Weg. Alles weg. Meine Notizen und die Bänder mit den Gesprächen.“ Sie sank auf die Knie. „Die werden tatsächlich mit Mord davonkommen.“
    „Nein, das lassen wir nicht zu.“ Avery ging zu ihr. „Ich glaube Ihnen, Gwen. Zusammen können wir sie schlagen. Ich bin mir sicher, dass wir es zu zweit schaffen können.“
    Resigniert schüttelte Gwen den Kopf. „Nein, können wir nicht. Das schafft

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