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Stadt des Schweigens

Stadt des Schweigens

Titel: Stadt des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Krätzig Erica Spindler
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Margarita sie auf die Verbrecherliste brachte?
    „Die Situation hat sich erst seit kurzem so zugespitzt“, fügte Gwen hinzu. „Eine lange Zeit war es ruhig.“ „Seit kurzem? Was soll das heißen?“
    „In den letzten acht bis zwölf Monaten. Zu der Zeit begann das mit den Selbstmorden und Unfällen. Trudy sagte, sie habe erst darüber nachgedacht zu gehen, nachdem das mit Elaine passiert sei. Aber sie konnte es sich nicht leisten.“
    Daran hatte Avery nicht gedacht. Natürlich kostete ein Umzug Geld. Einen Wohnwagen konnte man sich nicht einfach auf den Rücken schnallen. Neue Wohnungen kosteten Kaution und Miete, und dann war da noch die Notwendigkeit, einen neuen Job zu finden.
    Bei ihr selbst war das etwas anderes gewesen. Wenn sie aus beruflichen Gründen umziehen musste, dann hatte sie bereits einen neuen Job, und gewöhnlich übernahm der neue Arbeitgeber die Umzugskosten. Außerdem hatte sie immer Geld auf der Bank gehabt und einen Vater, auf den sie zurückgreifen konnte.
    In gewisser Weise waren Menschen wie Trudy Pruitt gefangen.
    „Nach allem, was mir Trudy erzählt hat, machten die meisten Bürger wie willige Schafe mit. Aus Angst, dass sich ihr Leben verändern könnte, gingen sie nur zu gern wieder in die Kirche, zügelten ihr Benehmen oder spionierten ihre Nachbarn aus, wenn sie dafür nachts nicht mehr ihre Türen abschließen mussten.“
    „Und was war mit ihr? Sie hat sich nicht dem allgemeinen Trend angeschlossen.“
    Gwen schaute sie ernst an. „Ich glaube kaum, dass sie sich hätte ändern können. Und sie sah wohl auch keinen Grund dazu. Sie verabscheute diese Stadt und ihre Bürger. Wegen ihrer Jungs.“
    „Und trotzdem hat sie nichts über deren Tod oder Sallie Waguespack erzählt?“
    „Nur, dass sie es nicht getan haben und hereingelegt wurden.“
    „Was ist mit Tom? Hat sie über ihn gesprochen?“
    „Ich habe sie gefragt, aber sie wusste über ihn nur, was in der Zeitung stand. Allerdings hatte sie keinen Zweifel daran, dass die Mitglieder der Sieben ihn umgebracht haben.“
    „Hatte er mit ihr Kontakt?“
    „Nein. Sie hat sich an mich gewandt.“
    Avery hielt an einer roten Ampel und sah Gwen an. „Hat sie gesagt, wer Die Sieben sind?“
    „Nein. Sie sagte, wenn sie das preisgeben würde, wäre sie bald tot.“
    Tot ist sie auch so. Die Ampel sprang um, und Avery fuhr wieder an. Der Stadtplatz kam in Sicht.
    „Setzen Sie mich an der Ecke ab“, bat Gwen.
    „Wirklich? Ich könnte den Wagen um die Ecke parken und Ihnen noch beim Aufräumen helfen.“
    „Nein, so ist es besser. Je weniger Möglichkeiten es gibt, dass man uns zusammen sieht, desto besser.“
    Avery stimmte zu und hielt an der nächsten Ecke. „Rufen Sie mich morgen an.“
    Gwen nickte und langte nach dem Türgriff. „Und wie geht es jetzt weiter?“
    „Ich bin mir nicht sicher. Ich muss darüber nachdenken, die Fakten sortieren und entscheiden, in welche Richtung wir weitersuchen.“
    Gwen öffnete die Tür und stieg aus. Avery beugte sich über den Sitz. „Gwen?“
    Sie beugte sich herunter und sah ins Wageninnere. „Seien Sie vorsichtig.“
    Gwen versprach es, schlug die Tür zu und ging rasch davon. Beklommen sah Avery ihr nach, blickte über die Schulter und hatte das unangenehme Gefühl, beobachtet zu werden. Doch da war nichts außer der dunklen, verlassenen Straße.
    Doch irgendwo waren sie hier. Die Mitglieder der Sieben. Und ihre Spione und Killer auch.
    Wenn sie ihr Leben retten wollten, reichte es vielleicht nicht aus, nur vorsichtig zu sein.

39. KAPITEL
    Der Vollstrecker stand allein in seinem abgedunkelten Bad, nackt und zitternd. Er starrte sich im Spiegel über dem Waschbecken an. Der Mann, der ihm entgegenschaute, war ihm fremd.
    Er schob sich das verschwitzte Haar aus der Stirn und beugte sich näher zum Spiegel vor. Waren das Tränen in seinen Augen?
    Wütend straffte er sich. Er war kein Kind mehr und nicht zimperlich. Und er brach nicht jedes Mal zusammen, wenn das Leben rauer wurde. Er war der Starke, dessen Willenskraft und Entschlossenheit sie alle trug.
    Ohne ihn wäre Cypress Springs verloren gewesen.
    Er beugte sich vor, bespritzte das Gesicht mit kaltem Wasser und richtete sich wieder auf. Kleine Rinnsale liefen ihm über Schultern und Bauch. Er atmete tief durch die Nase ein. Sein Brustkorb blähte sich, und er spürte förmlich, wie das Blut sich mit Sauerstoff anreicherte und die Muskulatur sich stärkte. Augenblicklich fühlte er sich größer, stärker.
    Er lächelte

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