Stadt, Land, Mord - Granger, A: Stadt, Land, Mord - Mud, Muck and Dead Things
unwillkürlich lächeln. »Danke. Ich hoffe, ich treffe ein paar von Burtons Nachbarn an. Wir versuchen uns ein Bild von dem Mann zu machen. Ich möchte mich auch mit diesem Archie Armstrong unterhalten.«
Collins kicherte immer noch, als Jess den Hörer auflegte. Sie studierte den Zettel mit der Handynummer von Armstrong. Collins hatte Recht. Wer auch immer Armstrong war und was auch immer er mit dem verstorbenen Lucas Burton zu tun gehabt hatte, er war sicher alles andere als glücklich, wenn die Polizei vor seiner Tür auftauchte. Sie griff erneut nach dem Telefonhörer.
Eine Männerstimme meldete sich kurz angebunden: »Hallo?«
Sie nannte ihren Namen. Die nächsten Worte am anderen Ende klangen misstrauisch.
»Inspector Campbell? Verzeihung, aber dürfte ich erfahren, woher Sie diese Nummer haben?«
»Es handelt sich um eine Ermittlung«, sagte Jess, ohne auf die Frage zu reagieren.
Sie hörte ein ärgerliches Schnaufen, gefolgt von: »Nun, was kann ich für Sie tun?«
»Es tut mir leid, wenn ich Sie belästigen muss«, versuchte Jess ihn zu beschwichtigen. »Aber wenn ich richtig informiert bin, sind Sie mit einem gewissen Lucas Burton bekannt?«
»Burton?« Eine kurze Denkpause. »Oh. Nun ja, sozusagen. Wir hatten in der Vergangenheit geschäftlich miteinander zu tun. Alles einwandfrei und im Rahmen der Gesetze. Sie können das gerne kontrollieren.«
»Sie haben am Montagmorgen vergangener Woche eine Nachricht auf seinem Anrufbeantworter in der Londoner Wohnung hinterlassen …«
»Daher also haben Sie meine Nummer?« Die Stimme am anderen Ende wurde hart. »Was hat das zu bedeuten? Ist Burton in eine illegale Sache verwickelt? Falls ja, dann hat das nichts mit mir zu tun. Wie kommen Sie überhaupt dazu, seinen Anrufbeantworter abzuhören?«
»Es tut mir leid, aber ich muss Ihnen mitteilen, dass Mr. Burton gestorben ist.«
Schockiertes Schweigen.
»Wir suchen Leute, die ihn kannten. Er scheint ein sehr zurückgezogenes Leben geführt zu haben. Wir kennen keinerlei Anverwandte, und seine Geschäftspartner sind die nächsten auf unserer Liste.«
»Warten Sie, einen Moment«, protestierte Armstrong. »Sie sagen, er ist gestorben – wie ist er gestorben und wann?«
»Er starb am Montag. Dem Tag, an dem Sie bei ihm in London angerufen haben.«
»Was denn, in London? Er ist hier in London gestorben?« Die Stimme wurde aufgeregt.
»Nein, in Gloucestershire.«
Armstrong stieß einen erleichterten Seufzer aus.
»Ich fahre nie raus aufs Land, nicht in den Westen«, sagte er. »Ich fahre regelmäßig runter in den Süden, ans Meer. Ich hab da ein Boot liegen. Ich habe Lucas immer nur hier in London getroffen, und auch das nur ein paar Mal.«
»Aber Sie wollten, dass er Sie anruft«, erinnerte Jess ihn. Wahrscheinlich verfluchte Armstrong inzwischen die Tatsache, dass er eine Nachricht auf diesem Anrufbeantworter hinterlassen hatte.
»Ich wollte mich nur wieder einmal melden«, sagte er wenig überzeugend. »Geschäftskontakte, wissen Sie? Ich bleibe gerne in Verbindung. Ehrlich, ich kannte Lucas Burton nur rein geschäftlich, und ich weiß nicht, wie ich Ihnen da weiterhelfen soll. Ich habe ihn nie über seine Familie reden hören. Der arme Kerl, natürlich tut es mir leid, dass er den Löffel abgegeben hat. Ich muss schon sagen, ich bin ein wenig überrascht. Er machte einen sehr gesunden Eindruck.« Erneut schwang Zweifel in seiner Stimme mit. »Wie ist er gestorben? Herzanfall?«
»Darf ich vorbeikommen und mich mit Ihnen unterhalten, Mr. Armstrong? Ich würde gerne morgen kommen, am Dienstag, falls es Ihnen recht ist. Es tut mir leid, wenn es mit Ihren sonstigen Terminen kollidiert, aber heute ist es schon ein wenig spät, um noch bis nach London zu fahren.«
»Kein Problem.« Er klang versöhnlich. Er hatte Zeit gehabt, um den anfänglichen Schock zu überwinden, und jetzt war er der besorgte Bürger, eifrig darauf bedacht, seine Pflicht zu erfüllen und der Polizei zu helfen. Er hatte eingesehen, dass Jess sich nicht von seinen schwachen Protesten beeindrucken ließ. »Ich kann von zu Hause aus arbeiten, während ich auf Sie warte«, sagte er.
»Dann komme ich zu Ihnen nach Hause. Wir können uns auch gerne woanders treffen, wenn Ihnen das vielleicht lieber ist.«
Doch Armstrong wollte nicht, dass sie in seinem Büro auftauchte oder sonst irgendwo, wo seine Geschäftspartner sie vielleicht zusammen sahen.
»Nein, nein«, sagte er hastig. »Bei mir zu Hause ist kein Problem. Meine
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