Stadt, Land, Mord - Granger, A: Stadt, Land, Mord - Mud, Muck and Dead Things
Seiten einer Theaterbühne, die freie Fläche in der Mitte wurde von oben angestrahlt. In den Lücken zwischen den Brettern glänzten die Scheiben in den Fenstern des Hauses – und hinter ihnen bewegte sich ein Licht. Der Besucher runzelte die Stirn. Er war nicht das einzige menschliche Wesen, das sich in dieser Nacht auf der Farm herumtrieb.
Jemand war drüben in dem scheinbar verbarrikadierten Haus. Der Besucher unten auf dem Hof zog sich in den Schatten des Schrotthaufens zurück und wartete.
Das verräterische Licht verschwand hin und wieder und tauchte unerwartet hinter einem neuen Fenster auf. Die Person im Haus bewegte sich von Zimmer zu Zimmer, doch es war nicht möglich, vom Hof ihre Bewegungen vorherzusehen. Der Eindringling war nicht besonders vorsichtig. Offensichtlich nahm er an, dass er allein und unbeobachtet war. Doch hin und wieder war ein Fenster sorgfältiger vernagelt als die anderen, und dann war der Lichtschein seiner Taschenlampe nicht zu sehen, und der Besucher konnte nur raten, wo er beim nächsten Mal erscheinen würde.
Nach vielleicht zehn Minuten verschwand der kleine Lichtpunkt der Lampe endgültig. Augenblicke später vernahm der Besucher ein leises Geräusch, das von der Rückseite des Farmhauses zu kommen schien. Ein dumpfer Schlag, dann ein weiterer. Der Besucher ließ sich zu einem Grinsen hinreißen, als ihm bewusst wurde, was es zu bedeuten hatte. Der Eindringling hatte sich Zutritt verschafft, indem er die frisch über die Hintertür genagelte Bohle entfernt hatte. Jetzt brachte er sie wieder an, sodass es bei oberflächlicher Betrachtung aussah, als wäre niemand unbefugt eingebrochen.
Das Hämmern endete, und dann näherten sich Schritte. An der Seite des Hauses tauchte eine dunkle Gestalt auf und überquerte den offenen Hof. Im Mondlicht war nicht mehr als ihre Silhouette zu erkennen. Die Gestalt erschien groß, schlaksig und unbeholfen, und das Licht trug seinen Teil dazu bei, die Umrisse zu verzerren. Der Besucher vermochte nicht zu sagen, ob sie männlich oder weiblich war. Sie verließ den Hof und bog nach rechts ab. Vielleicht fünf Minuten später vernahm der geduldig in seinem Versteck hinter dem Schrotthaufen ausharrende Besucher das Geräusch eines startenden Motors. Ein Wagen entfernte sich.
Endlich war es auch für ihn sicher, sich zurückzuziehen und die alte Farm den Fledermäusen und sonstigen Kreaturen der Nacht zu überlassen.
»Ein Sergeant Gary Collins von der Metropolitan ist am Apparat«, berichtete Detective Constable Bennison und steckte den Kopf mit den baumelnden Zöpfen durch Jess’ Bürotür. Es war Montagmorgen. »Soll ich ihn durchstellen?«
»Sicher, nur her mit ihm«, sagte Jess. Das Wochenende hatte keine neuen Erkenntnisse gebracht, und ihre insgeheime Hoffnung, dass sich zu Beginn der neuen Woche etwas auftun könnte, schien sich zu erfüllen. Sie packte den Telefonhörer, kaum dass Bennison mit wehenden Zöpfen verschwunden war.
»Gary Collins hier«, sagte eine Stimme an ihrem Ohr. »Sind Sie das, Inspector Campbell? Hören Sie, ich dachte, das hier könnte Sie interessieren: Wir sind zu dieser Adresse gefahren, die Sie uns gegeben haben, dieser Wohnung in den Docklands. Teure Gegend, das kann ich Ihnen sagen. Wenn ich mal im Lotto gewinne, kaufe ich mir vielleicht eine Wohnung dort bei den City Boys.«
»Haben Sie einen Blick in die Wohnung werfen können?«, fragte Jess ungeduldig, während sie sich fragte, ob sie mit dem ewig missmutigen Metropolitan-Police-Äquivalent von Phil Morton redete.
»Wir hatten Glück, das kann ich Ihnen sagen. Zuerst dachte ich, wir würden auf Granit beißen. Der Hausmeister ist ein echter Paragraphenreiter namens Cyril Sprang, ein elender Pedant ohnegleichen«, fuhr Collins fort, als die lebhafte Erinnerung an den Hausmeister in den Docklands zurückkehrte. »Er verteidigt das Haus, als stünde die nationale Sicherheit auf dem Spiel. Er wollte nicht, dass wir nach oben in die Wohnung gehen. Sie ist im dritten Stock. Er bestand darauf, mit uns zu kommen, und wir standen alle Mann draußen vor Burtons Tür und diskutierten über die Situation. Mr. Burton sei nicht zu Hause, meinte der Blockwart, und wir sollten gefälligst später wiederkommen. Wir informierten ihn, dass wir nun schon einmal dort seien und demzufolge auch in die Wohnung gehen würden, ob es ihm passte oder nicht. Nun, dann müssten wir eben warten, bis Mr. Burton zurück sei, oder einen gültigen Durchsuchungsbeschluss vorlegen oder
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