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Stadt, Land, Mord - Granger, A: Stadt, Land, Mord - Mud, Muck and Dead Things

Titel: Stadt, Land, Mord - Granger, A: Stadt, Land, Mord - Mud, Muck and Dead Things Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Granger
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finden.«
    Sie fanden keinen.
    »Wir lassen morgen alles nach Fingerabdrücken untersuchen«, sagte Carter zu guter Letzt mit einem Seufzer. »Was auch immer das Ergebnis ist, es ist bedeutungslos, solange wir keinen Verdächtigen haben. Schicken Sie die Detectives Stubbs und Bennison her. Sie sollen den Inhalt der Schreibtischschubladen für weitere Untersuchungen einpacken, sowie sämtliche anderen persönlichen Unterlagen, nicht zu vergessen den Laptop.«
    Beide blieben noch einen Moment in der Eingangshalle stehen und blickten sich schweigend um. Dann wandten sie sich wie auf ein geheimes Kommando um und verließen das Haus, das seine Geheimnisse nicht preisgegeben hatte.
    Es war bereits spät, als Jess die Tür ihrer Wohnung mit dem Absatz hinter sich schloss. So klein, vollgestellt und staubig sie auch sein mochte, sie war real und ihr Heim, und sie war froh, dort zu sein. Die Wohnung war kein Mausoleum wie das Haus auf der Cricket Farm oder – auf eine andere Weise – das von Lucas Burton.
    Sie nahm das vergrößerte Gruppenbild der Belegschaft des Foot to the Ground zur Hand und ließ ihren kleinen Rucksack zu Boden gleiten. Dann stellte sie das Photo sorgfältig neben die Familienaufnahme von ihren Eltern, ihrem Bruder und sich selbst und trat einen Schritt zurück, um es zu betrachten.
    »Zwei Familienphotos«, murmelte sie. Westcott und sein Personal waren auch eine Art Familie. Wie sollte es anders sein? Sie verbrachten ihre Tage zusammen. Die Mädchen hatten unter dem gleichen Dach geschlafen wie die Westcotts. Auf dem Photo hatten die Westcotts unausweichlich die elterliche Rolle inne, und der Handwerker Bert die eines älteren Onkels. Die drei Jungen? David Jones’ leibliche Eltern wohnten gleich um die Ecke. Hatten die Westcotts das Gefühl gehabt, den Mädchen eine Art Ersatzeltern zu sein? Nein, nicht nach dem, was Bronwen Westcott gegenüber Phil Morton ausgesagt hatte. Sie waren Arbeitgeber, hatte sie deutlich betont, und nicht Schutzengel. Und jetzt fühlte sie sich aus irgendeinem Grund schuldig deswegen.
    Familienphotos verrieten dem aufmerksamen Betrachter eine Menge. War das der Grund, aus dem Eli im Haus auf der Cricket Farm sämtliche Photos abgehängt hatte, obwohl er alles andere zurückgelassen hatte?
    Jess warf einen genaueren Blick auf das Gruppenbild. Eva Zelená und David Jones standen dicht beieinander. Hatte der Photograph sie so aufgestellt? War es Zufall? Oder hatte sich David in diese Position manövriert? Er stand leicht in Evas Richtung gelehnt, wohingegen sie aufrecht stand und direkt in die Kamera blickte. Seine Haltung war beschützerisch und besitzergreifend zugleich, doch Eva stand irgendwie für sich allein.
    Jess wurde klar, dass sie sich noch einmal mit David Jones unterhalten musste.

Kapitel 13
    Die Cricket Farm hatte einen Besucher. Es war spät, jener Moment, bevor der Tag abrupt der Nacht weicht. Der Horizont leuchtete in kaum noch erkennbarem Rot, wo die Sonne längst untergegangen war. Der Mond war hervorgekommen wie ein blasses Gespenst, ohne Farbe und ohne Substanz, doch er sandte genügend Helligkeit herab, um den Weg über den Farmhof ohne Taschenlampe zu erkennen.
    Doch der Besucher mied offenen Raum. Er bewegte sich langsam und behutsam entlang dem Perimeter und suchte Deckung in den Schatten der verfallenden Gebäude. Auf diese Weise erreichte er den offenen ehemaligen Kuhstall und schlüpfte hinein. Hier war es richtig dunkel, doch er kannte sich aus. Der Grundriss des Stalls war in sein Gedächtnis eingeprägt. Über seinem Kopf klapperte und quietschte das Wellblech des Dachs im frischen Wind. Es war kalt hier draußen, oben auf dem Hügel. Wahrscheinlich war es immer kalt, selbst im Sommer. Im Winter hingegen war es eisig. Diese Gedanken gingen ihm durch den Kopf, während er sich mit langsamen, sicheren Bewegungen durch das Innere tastete, bis er zum Eingang zurückkam. Dort verharrte er für eine ganze Weile, genau an der Stelle, wo die Leiche des Mädchens gefunden worden war. Schließlich bückte er sich und berührte den Boden. Seine Finger streiften über Stroh und Dreck.
    Er richtete sich auf und ging nach draußen in den Hof. Der Mond hatte seine ungesunde Blässe abgelegt und erstrahlte in hellem silbernem Licht. Kleine flatternde Schemen huschten vor ihm hin und her: Fledermäuse, die aus ihrem Unterschlupf auf dem Dachboden des Hauses gekommen waren, um Beute zu machen. Die Schatten ringsum waren schwarz wie die Samtvorhänge an den

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