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Stadt unter dem Eis

Titel: Stadt unter dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Greanias
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außergewöhnlich genau mit dem seismischen Profil der Eisschicht überein, das die schwedisch-britisch-norwegische Antarktisexpedition im Jahr 1949 erstellt hat. Das weist darauf hin, dass die Küstenlinie kartografisch erfasst worden war, bevor sie von einer Eisschicht bedeckt wurde. Das Eis in dieser Region ist jetzt etwa eine Meile dick. Es ist uns nicht bekannt, wie sich die Daten dieser Karte mit dem vermutlichen Stand des geografischen Wissens im Jahre 1513 vereinbaren lassen.
    Es folgte ein von Colonel Griffin Yeats in kraftvoller Handschrift verfasster Nachtrag des Pentagons aus dem Jahr 1970. Serena wusste, dass es sich dabei um Conrads Vater handelte. Ihr stellten sich die Nackenhaare auf. In der Notiz stand:
    Alle zukünftigen die Piri-Reis-Karte und das SONCHIS-PROJEKT betreffende Berichte müssen der hiesigen Stelle vorgelegt und dementsprechend unter Verschluss gehalten werden.
    »Sonchis«, sagte sie und klappte den Ordner wieder zu.
    »Hat das irgendeine Bedeutung?«
    »Es gab einmal einen ägyptischen Priester namens Sonchis, der Solon, wie von Platon überliefert, einen ausführlichen Bericht über Atlantis gegeben haben soll.«
    »Auf der Karte von Admiral Reis steht, dass sie auf Karten noch früheren Ursprungs zurückgeht, nämlich aus der Zeit Alexanders des Großen.«
    »Was genau meinen Sie damit, Heiliger Vater?«
    »Nur eine hochentwickelte, weltweit agierende Seefahrerkultur, die vor mehr als zehntausend Jahren existiert haben müsste, hätte diese ursprünglichen Karten herstellen können.«
    Serena kniff die Augen zusammen. »Ihr glaubt, dass die Antarktis nichts anderes als Atlantis ist?«
    »Und ihr Geheimnis ist zwei Meilen unter dem Eis begraben«, sagte er. »Hier haben wir es nicht einfach nur mit einer erloschenen Zivilisation aus der Vorzeit zu tun, sondern mit der verlorenen Urkultur, die Ihr Freund, Doktor Yeats, sucht. Eine Kultur, die über wissenschaftliche Kenntnisse verfügt, die wir erst noch begreifen müssen.«
    »Sollte sich das alles bewahrheiten, wird das vieles infrage stellen«, sagte Serena. »Unter anderem auch die kirchliche Auslegung der Schöpfungsgeschichte.«
    »Oder aber es wird sie bestätigen«, sagte der Papst, der dabei aber nicht sehr hoffnungsvoll klang. »Sollte das der Fall sein, wird es für uns alle unangenehme Folgen haben.«
    »Ich kann Ihnen nicht ganz folgen, Heiliger Vater.«
    »Gott hat mir über das Ende der Welt eine Prophezeiung gemacht«, sagte er. »Aber ich habe sie der Kirche noch nicht enthüllt, weil sie zu entsetzlich ist.«
    Serena saß auf der Stuhlkante. Von ihren grundsätzlichen Bedenken einmal abgesehen, schien der Papst eindeutig im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte und bei klarem Verstand zu sein. »Was haben Sie gesehen, Heiliger Vater?«
    »Eine wunderschöne, ins Eis gefrorene Rose«, sagte der Papst. »Dann bekam das Eis Risse, und aus den Rissen loderte Feuer, und die Söhne Gottes führten einen Krieg gegen die Kirche und die ganze Menschheit. Zu guter Letzt schmolz das Eis, und Tränen liefen über die Blütenblätter der Rose.«
    Serena musste an das sechste Kapitel der Genesis denken, in dem es heißt, dass in grauer Vorzeit die ›Söhne Gottes‹ die Menschenfrauen schwängerten. Ihre Abkömmlinge richteten so viel Unheil an, dass Gott sie und die ganze Menschheit in der Sintflut vernichtete, außer Noah und dessen Familie. Aber Serena wusste auch, dass apokalyptische Visionen, ob sie nun aus der Bibel oder aus dem Mund portugiesischer Hirtenmädchen stammten, die Zukunft nicht in äußerster Klarheit und Schärfe beschrieben. Vielmehr fassten sie allgemeine Zukunftsvisionen zusammen und stellten sie vor einen zeitlosen Standardhintergrund von Symbolen, die der Deutung bedurften.
    »Der Heilige Vater glaubt also, dass diese Vision, der Mythos von Atlantis und die gegenwärtige amerikanische Operation in der Antarktis in engstem Zusammenhang stehen?«
    »Ja.«
    Sie versuchte ihre Zweifel zu kaschieren, aber jedes Element für sich genommen spottete jeder Wahrscheinlichkeit. »Verstehe.«
    »Nein, Sie verstehen gar nichts«, sagte der Papst. »Schauen Sie sich das hier genauer an.« Er hielt eine Pergamentrolle in der Hand. »Das hier ist eine der ursprünglichen Karten, die Admiral Reis vermutlich benutzte. Die Karte schlechthin.«
    Serena nahm sie dem Papst vorsichtig ab. Kaum hielt sie die Karte selbst in der Hand, spürte sie, wie eine erwartungsvolle Spannung von ihr Besitz ergriff.
    »Hier steht zwar

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