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Stadt unter dem Eis

Titel: Stadt unter dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Greanias
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Kuppelhalle aufwies. Seine Finger kribbelten vom Adrenalin, als er die Decke mit dem Lichtstrahl abtastete. Das Gewölbe befand sich ungefähr 70 Meter über ihm. Auf den zusammenlaufenden Wänden waren zahlreiche Sternbilder zu sehen. Das Ganze wirkte wie eine Art kosmisches Observatorium.
    Er senkte den Lichtstrahl. Ein altarähnliches Gebilde mit einem etwa 60 Zentimeter großen Obelisken ragte aus der Mitte des Steinbodens. Darauf lag aufgespießt der Russe.
    »Dad!«, schrie Conrad. »Ich habe die Kammer gefunden!«

18
Abstieg, 8. Stunde
    Conrad löste sich vom Seil und fiel auf den Boden der Halle. Er sah zu dem in Stein gehauenen Sternenhimmel auf, der sich über die Kuppel erstreckte. Er konnte keinen anderen Eingang in die Kammer entdecken. Es gab nur den Schacht über ihm. Es war ein unberührter Fund, sein Fund. Er war der erste Mensch, der seit mehr als 12.000 Jahren einen Fuß in diese Kammer setzte. Wenn er sich nicht irrte, war er der erste Mensch überhaupt, der das tat.
    Außer natürlich dem Russen, der auf den Obelisken gespießt mitten im Raum lag. Conrad brauchte all seine Kraft, um die Leiche vom Obelisken zu hieven und aus dem Weg zu räumen. Conrad wischte sich das Blut von den Händen und ging langsam um den Altar mit dem Obelisken herum. Er wollte die Zeit nutzen, bis Yeats seinen Weg in die Kammer fand. In prickelnder Erwartung richtete er seine Taschenlampe auf die vier Ringe, die auf dem Altar leuchteten. Dann führte er den Strahl nach oben, bis der Obelisk in Licht getaucht war.
    Er sah wie ein klassischer Obelisk aus. Zehn Mal so hoch wie breit. Bis auf den runden Sockel hätte es sich um ein Modell im Maßstab eins zu sechzig des Obelisken in Washington handeln können. Auf allen Seiten befanden sich spezielle Inschriften, bisher die einzigen in der ganzen Pyramide.
    Um sie zu entziffern, würde er schließlich doch Serenas Hilfe in Anspruch nehmen müssen, stellte er fest. Er zog seine Digitalkamera heraus und machte Bilder. Inzwischen hatte er nämlich auf einer der vier Seiten des Obelisken eine Reihe von sechs Ringen bemerkt. Auf einer anderen eine Abfolge von vier Sternbildern: Skorpion, Schütze, Steinbock und Wassermann.
    Am wichtigsten erschien es ihm, dass der Obelisk genauso aussah wie das Zepter des Osiris im königlichen Siegel, das er im Boden der geothermischen Kammer entdeckt hatte.
    Historisch gesehen, bedeutete das Königszepter Ehrfurcht gebietende Macht, genau die Macht, die sein Vater, der General, suchte und von der dieser befürchtete, dass jemand sie ihm nehmen könnte.
    Das ist das Zepter des Osiris. Das ist der Schlüssel zur P4, ging es Conrad durch den Kopf, zum geothermischen Spalt und zu allem anderen. Er beugte sich gerade vor, um den Obelisken zu berühren, da öffnete sich auf einmal mit einem Krachen eine verborgene Tür – genau genommen handelte es sich um mehrere Türen. Im Boden taten sich vier große Granitplatten auf.
    Conrad trat zurück, als sich die letzte Tür aufschob. In dem Korridor, der zum großen Gang zu führen schien, sah er eine einzelne Gestalt stehen.
    »Conrad.«
    Noch bevor Serena die Kammer betrat, wusste er, dass sie es war. Hinter ihr tauchte ein kräftiger Russe auf, der eine Kalaschnikow mit leuchtendem Laservisier im Anschlag hielt.
    »Sie sind vermutlich Doktor Yeats«, sagte der Mann mit starkem russischem Akzent. »Ich bin Oberst Kowitsch. Wo ist Leonid?«
    Kowitsch stieß Serena zu ihm hin, und Conrad fing sie in den Armen auf.
    »Gott sei Dank ist dir nichts passiert«, flüsterte er und zog sie näher an sich heran.
    Ihr geschäftsmäßiger Gesichtsausdruck ließ ihn jedoch erstarren. Nun erst erblickte sie den Obelisken. Sie sah auch den Toten auf dem Boden liegen und erkannte – zu Conrads Schrecken – sogleich den Zusammenhang mit dem Blut, das er an den Händen hatte.
    »Heureka! Du hast es also gefunden«, sagte sie. »Hoffentlich war es den Preis wert.«
    »Ich kann dir alles erklären.«
    »Sie haben Leonid umgebracht«, sagte Kowitsch.
    »Er hat versucht, mich umzubringen«, sagte Conrad. »Kurz bevor er unangeseilt den Schacht hinunterfiel. In Sachen Ausrüstung scheinen Ihre Soldaten ja nicht gerade Weltspitze zu sein, falls Ihnen das selbst noch nicht aufgefallen sein sollte.«
    In diesem Augenblick war hinter dem Russen eine barsche Stimme zu vernehmen: »Sag das ruhig noch mal.«
    Conrad sah Yeats, der eine Kalaschnikow auf Kowitsch gerichtet hielt, in den Raum marschieren.
    »Dieser Scheißkerl

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