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Stadt unter dem Eis

Titel: Stadt unter dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Greanias
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Energievorrat hatten.
    »So wie Platon das schildert, wurde Atlantis durch einen gewaltigen Vulkanausbruch zerstört«, sagte Yeats. »Vielleicht war das hier die Ursache.«
    »Vielleicht ist es aber auch die legendäre Energiequelle von Atlantis«, meinte Conrad. »Die Bewohner von Atlantis nutzten angeblich die Kraft der Sonne. Die meisten Wissenschaftler nahmen daher automatisch an, dass damit die Sonnenenergie gemeint war. Aber diese geothermischen Risse zapfen den Erdkern an – der so heiß ist wie die Oberfläche der Sonne. Bei der Energiequelle von Atlantis könnte es sich also auch im übertragenen Sinn um die Kraft der Sonne handeln.«
    »Schon möglich«, meinte Yeats.
    Conrad merkte, dass Yeats an etwas anderes dachte, etwas, das mit dem archäologischen und technologischen Wert der P4 wahrscheinlich nichts zu tun hatte. »Hast du eine andere Theorie?«
    Yeats nickte. »Eigentlich sagst du, dass die P4 im Wesentlichen eine riesige geothermische Maschine ist, die Wärme aus dem Erdkern ableiten kann, um das Eis der Antarktis zu schmelzen.«
    Conrad wurde plötzlich ganz still. Er hatte diese katastrophale Konsequenz noch nicht bedacht. Für ihn waren solche Gedanken die Domäne von Unheil verkündenden Umweltaktivisten wie Serena. Er dachte wieder an die Leichen im Eis über der P4 und an Hapgoods Theorie der Erdkrustenverschiebung. Langsam stieg Angst in ihm hoch. Er hatte die Möglichkeit nicht bedacht, dass ein Naturereignis in der Größenordnung einer weltweiten Oberflächenverschiebung der Erde durch gezielte Planung ausgelöst werden konnte. Das wäre das Ende einer 41.000 Jahre alten Erdgeschichte. Yeats hingegen schien diesem Szenario schon ernsthafte Gedanken gewidmet zu haben. Conrad musste zugeben, dass unter der P4 mit Sicherheit genug Wärme aufgestaut war, um so viel Eis zum Schmelzen zu bringen, dass der steigende Meeresspiegel ganze Städte an den Küsten aller Kontinente auslöschen würde.
    »Ja, diese Maschine könnte die Antarktis erwärmen«, sagte Conrad langsam. »Aber zu welchem Zweck?«
    »Vielleicht um den Kontinent oder den Planeten für die Menschen bewohnbarer zu machen?«, fuhr Yeats fort. »Ist aber auch egal. Wichtig ist jetzt, dass es hier irgendwo einen Kontrollraum geben muss. Und den müssen wir finden. Bevor uns jemand zuvorkommt.«
    »Genau.« Conrad fragte sich, warum es ihn überraschte, dass Yeats genauso praktisch veranlagt war wie er. »Dabei müsste es sich um die Hauptkammer handeln, also die mit den zwei verdeckten Himmelsschächten.«
    »Dann nichts wie raus hier«, sagte Yeats. »Machen wir uns auf die Suche, bevor das Ding hier noch mal losgeht – und zwar richtig.«
    Sie stiegen wieder zu dem Gang hoch. Conrad hatte Angst, dass er soeben etwas getan hatte, was er bisher nie zugelassen hatte, nämlich die Unversehrtheit eines Fundes zu gewährleisten. Schlimmer noch: Vielleicht hatte er sogar sich und andere zerstört. Er konnte fast das Flüstern hören, das ihn seine ganze Karriere hinweg verfolgt hatte und ihn jetzt den Tunnel hochtrieb: Grabräuber … Schänder unberührter Ausgrabungen … Conrad der Zerstörer. Sie mussten jetzt unbedingt zu Serena zurückkehren und dann die geheime Kammer in der P4 finden, um sicherzustellen, dass dieses kosmische Ventil abgesperrt wurde.
    Als sie die Gabelung im großen Gang erreichten, zeigte Conrad sich keineswegs erstaunt, dass jetzt drei statt zwei Tunnel vorzufinden waren.
    »Sag mir jetzt bloß nicht, dass du den vorher schon gesehen hast.«
    »Nein, der war eindeutig nicht da«, sagte Conrad. »Möglicherweise haben wir von der unteren Kammer aus den Durchgang geöffnet.«
    Conrad blickte zur oberen Kammer hinauf und sah mehrere Gestalten, die sich nach unten abseilten.
    Yeats hatte sie auch bemerkt und packte Conrad am Arm. »Zurück«, flüsterte er. »Das ist ein Befehl.«
    Sie knipsten ihre Stirnlampen aus und zogen sich in den neuen Tunnel zurück, wo sie zu beiden Seiten des Eingangs in Deckung gingen. Conrad presste sich mit dem Rücken fest an die Wand und blickte zu Yeats hinüber. Das matte Glühen unten aus dem Gang tauchte die Umrisse seines Vaters in den Schatten.
    »Team Phönix, melden!« Yeats sprach in sein Funkgerät, aber es kam immer noch keine Antwort. »Team Phönix, melden!« Wieder nichts. »Verdammter Mist.«
    Conrad nahm sein Nachtsichtglas heraus und lugte damit um die Ecke. Zwei Gestalten landeten gerade unten im Gang. Ihre durch die Nachtsichtbrillen grünen Augen bewegten

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