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Stadt unter dem Eis

Titel: Stadt unter dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Greanias
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ein Aufzug nach oben und trug sie zwischen den Lichtsäulen hindurch hoch.
    »Festhalten«, sagte er angespannt, aber entschlossen. In seinem ganzen Leben war er noch nie so aufgeregt gewesen.
    Sie mussten nach Conrads Schätzung an zahlreichen Stockwerken vorbeigekommen sein, als er über sich ein winziges Licht sah. Kurz darauf tauchten sie in eine kühle Kammer ein. Plötzlich blieb die Plattform stehen und Yeats fiel auf den Rand der Plattform zu. Conrad packte seinen Vater am Arm und umklammerte ihn ganz fest.
    »Da wären wir«, sagte er.
    Conrad versuchte sich zu orientieren. Verglichen mit den hohen Räumen unten, kam man sich hier richtig beengt vor. Es gab kein Echo mehr, und die Luft fühlte sich kühler an. Conrad nahm die Sonnenbrille ab und knipste die Halogenlampe an. Diesmal blendete nichts. Das Licht erhellte die Wand gegenüber.
    Ein genauerer Blick ergab, dass sich links und rechts jeweils ein Korridor befand. Conrad ging in den rechten.
    »Hier entlang.« Die Ungeduld, die ihn antrieb, war deutlich spürbar.
    »Woher weißt du das so genau?«
    »Du hast doch behauptet, dass ich Atlanter bin. Schon vergessen?«
    Eine Weile lang ging Conrad mit Yeats wortlos durch den dunklen Gang. An einem Ende befand sich eine zwei Meter hohe Tür, die zu einer Krypta zu führen schien. Daneben war ein quadratisches Feld, das dem unten am Eingang ähnelte. Conrad ließ das Licht auf die Tür fallen. In die metallene Oberfläche waren ungewöhnliche Inschriften graviert, die sich seinem Verständnis zunächst ganz entzogen. Erst als er mit der Hand darüber strich, wurde ihm die Bedeutung klar.
    »Es ist ein Sternbild«, sagte er, ohne jeglichen Zweifel daran aufkommen zu lassen.
    Yeats nickte. »Der Stern hier ist der Sirius.«
    »Die Göttin Isis in ihrer astralen Form.« Voller Ehrfurcht legte Conrad die Hand auf die kalte Metalltür. Ihm wurde eng in der Brust, und sein Herz schlug heftiger. Er bekam nur noch ein Flüstern zustande: »Wir haben die Krypta der Königin gefunden.«
    »Eigentlich hätte ich die des Königs erwartet.« Yeats klang ganz geschäftsmäßig. »Wetten, dass wir Osiris im Gang gegenüber finden?«
    Und damit auch den Thron des Osiris und das Geheimnis der Urzeit, dachte Conrad gerade, als er einen roten Punkt auf seiner Hand entdeckte. Blitzartig drehte er sich um. Yeats hielt seine Kalaschnikow mit eingeschaltetem Ziellaser auf die Tür gerichtet.
    Conrad sprang zurück. »Verdammt noch mal, was machst du da?«
    »Du wirst jetzt die Tür aufmachen, und wir schauen nach, ob die Lady da noch drin ist.«
    Mit pochendem Herzen legte Conrad die Hand auf das quadratische Feld und spürte sogleich einen Energiestoß. Er zog die Hand zurück, und die Tür glitt auf. Kühle Nebelschwaden wichen aus der Kammer.
    »Du hast nicht mal den Obelisken gebraucht«, sagte Yeats fast ehrfurchtsvoll.
    »Vielleicht erkennt das System einen, wenn man ihn schon einmal benutzt hat«, sagte Conrad.
    »Oder deine Kennung war bereits vorher schon gespeichert.«
    Durch den Nebelschwall traten sie in die kleine Kammer. Der rote Laserstrahl fuhr kreuz und quer durch die Zelle und blieb auf einer Art Aushöhlung ruhen. Sie war für einen Menschen unter zwei Meter Größe geschaffen. Der Form nach zu schließen, musste es sich um eine Frau handeln. Sie hatte zwei Arme, zwei Beine, zehn Finger, zehn Zehen und weiche Rundungen.
    »Mama.« Conrad pfiff, als er die Form betrachtete. »Bist du jetzt zufrieden, Yeats? Endlich weißt du, womit du es zu tun hast. Es hat wie wir menschliche Ausmaße. Vielleicht komme nicht nur ich aus Atlantis. Vielleicht kommen wir ja alle von daher.«
    »Hoffentlich nicht. Es sei denn, du willst, dass uns dasselbe Schicksal trifft. Jetzt lass uns mal nach ›Papa‹ schauen.«
    Die Tür zur Osiris-Krypta am anderen Ende des Korridors trug das Sternzeichen des Orion. Diesmal zögerte Conrad nicht. Er legte die Hand auf die Tür, und sie tat sich sofort auf. Auch hier entwich feiner kühler Nebel. Yeats kletterte mit seiner Kalaschnikow hinein, und Conrad folgte ihm dicht auf den Fersen. Er richtete die Lampe auf die hintere Wand und hielt den Atem an.
    »Conrad, sag deinem Daddy guten Tag«, sagte Yeats.
    Die Krypta hatte die Maße für ein aufrecht stehendes Wesen, das größer als ein Mensch war. Im Inneren befand sich eine eindrucksvolle Rüstung beziehungsweise Panzerung, die dem Wesen, für das sie entworfen worden war, an geheimnisvoller Komplexität sicher nicht nachstand. Ein

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