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Stadt unter dem Eis

Titel: Stadt unter dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Greanias
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Ende hinunter. Plötzlich ergab alles Sinn: Die Krypten waren so etwas wie Tiefkühlkammern, in denen man während der langen Reise durchs All schlief. Und die Lichtsäulen waren eine Art Antriebssystem.
    Conrad verließ die Sonnenbarke und sah, wie die ersten Strahlen des anbrechenden Tages die ganze Rampe in Licht tauchten. Er blickte nach oben. Die Kapsel hatte sich aufgetan. Er hielt sich die Hand vor die Augen und spürte einen heftigen Stoß im Rücken.
    »Los, weiter«, sagte hinter ihm jemand mit arabischem Akzent.
    Conrad, der in das grelle Licht blinzelte, reckte den Hals, um nach hinten zu sehen. Seine Neugier wurde durch einen Schlag an den Kopf mit dem Gewehrkolben einer Kalaschnikow belohnt.
    »Idiot!«
    Mit hämmerndem Schädel stolperte Conrad weiter.
    Er wurde von Serena und Zawas empfangen. Nachdem Zawas ihm das Zepter aus der Hand genommen hatte, sah Conrad zu Serena hinüber und musste kräftig schlucken. In ihren Augen lag Traurigkeit, aber sonst wirkte sie kalt wie Eis.
    »Was haben diese Scheißkerle mit dir gemacht?«
    »Nicht der Rede wert, wenn man bedenkt, was die Menschheit deinetwegen noch ertragen muss.«
    »Doktor Yeats.« Zawas sah ihn eindringlich an. »Sie haben Ihren Ruf wirklich verdient. Sie haben uns zum Heiligtum der Ursonne geführt.«
    »Das wird Ihnen kaum was nützen.«
    »Lassen Sie das mal meine Sorge sein.« Zawas hielt seinen Leuten das Zepter des Osiris wie ein Götzenbild hin, aber es gab deswegen keinen Tumult. Das sind Berufssoldaten, die Zawas da als Verstärkung mitgebracht hat, dachte Conrad, nicht irgendwelche Fanatiker. Für sie war der Obelisk nichts anderes als der Kopf eines toten Feindes oder eine brennende amerikanische Flagge oder ein Atomsprengkopf. In ihren Augen diente er lediglich als Symbol ihrer Macht.
    Zawas sah Conrad wieder an und sagte: »Und jetzt, Doktor Yeats, werden Sie mich in das Geheimnis der Urzeit einweihen.«
    »Ich kenne es selbst nicht. Da kann ich es auch nicht entschlüsseln. Kann sein, dass wir es niemals herausfinden.«
    Zawas kniff die Augen zusammen. »Und warum nicht?«
    »Das Heiligtum, wie Sie es nennen, ist in Wirklichkeit ein Raumschiff, das den Suchenden zum Ort der Urzeit führt – zur Ursonne. Jedenfalls sahen das die Erbauer von Atlantis so.«
    »Ein Raumschiff?«, wiederholte Zawas.
    »Genau. Und deshalb werden wir wahrscheinlich nie etwas vom Geheimnis der Urzeit erfahren.« Conrad blickte verstohlen zu Serena, deren traurige Augen verrieten, dass sie schon selbst ihre Schlüsse gezogen hatte. »Allein die Existenz der Sonnenbarke bedeutet, dass das Geheimnis nicht auf unserer Erde zu finden ist, sondern an einem Ort, der sich, wenn ich das richtig mitbekommen habe, irgendwo hinter dem Sternbild des Orion befindet.«
    Serenas Stimme war kaum lauter als ein Flüstern. »Es gibt also keine Möglichkeit, die Erdkrustenverschiebung zu verhindern.«
    Conrad schüttelte den Kopf und sah ihr fest in die Augen. »Jedenfalls gibt es nichts, was in meiner Macht steht.«
    Zawas trat an Conrad heran, bis ihre Gesichter dicht an dicht waren. »Sie behaupten also, dass es sich bei dem Heiligtum um ein Raumschiff handelt, Doktor Yeats. Sie sagen, dass es für die Welt keine Hoffnung mehr gibt. Warum sind Sie dann nicht damit weggeflogen?«
    Conrad blickte Serena über Zawas' Schulter hinweg an.
    Serena schüttelte den Kopf, weil sie es nicht glauben konnte. »Conrad, du bist wirklich der größte Dummkopf, den ich kenne.«
    »Endlich sind wir uns mal einig, Schwester«, sagte auf einmal jemand.
    Conrad fuhr herum. Yeats tauchte hinter einer der Säulen im Rundbau auf und wirkte unerbittlicher als je zuvor.
    »Zawas, geben Sie mir den Obelisken, Conrad und das Mädchen«, sagte Yeats. »Und wir sind weg.«
    Conrad starrte Yeats verblüfft an. »Weg wohin? Du willst einfach so in ein Raumschiff steigen und abfliegen?«
    »Genau das.«
    Conrad war sich bewusst, dass es Yeats mehr oder weniger egal war, wohin sie flogen, Hauptsache er flog. Irgendwie war er ganz versessen darauf, die Raumfahrtmission, auf die er in seiner Jugend hatte verzichten müssen, jetzt zu vollenden.
    »Hör mal zu, mein Sohn, wenn wir es nicht tun, gehen wir mit dem Rest der Welt unter«, sagte Yeats.
    »Du kannst es dir zurechtlegen, wie du willst, ich spiele da jedenfalls nicht mit.«
    Zawas umklammerte das Zepter fester und nickte seinen Leuten, die Yeats mit ihren Kalaschnikows im Anschlag eingekreist hatten, mit kühler Gelassenheit zu.
    »Sie haben fast

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