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Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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trank in der Produktion Kaffee.
    »Seine Majestät verlangen nach Eurer Anwesenheit in den königlichen Gemächern.« Sie hatte keine Bedenken, Beauchamp gegenüber solche Respektlosigkeiten zu gebrauchen. Sie war überzeugt, daß sie es mit einem Gleichgesinnten zu tun hatte.
    »Bestellen Sie ihm, der prinzliche Kretin sei auf dem Weg.«
    Sekunden später stand Beauchamp neben ihrem Schreibtisch und zeigte sein selbstbewußtes Jünglingslächeln. »Lassen Sie mich raten. Ich habe Mist gebaut bei der Abrechnung für Adorable, stimmt’s?«
    »Noch nicht. Um neun ist eine Konferenz angesetzt. Er war nervös, das ist alles.«
    »Er ist immer nervös. Außerdem habe ich den Termin nicht vergessen.«
    »Das war mir klar.«
    »Sie halten mich doch für einen fähigen Kerl, nicht?«
    »Als Etatdirektor?«
    »Als Ganzes?«
    »Das ist unfair. Wollen Sie ein Dynamint?«
    Beauchamp schüttelte den Kopf und lümmelte sich in einen der Barcelona-Sessel. »Ist er nicht ein richtiger Arsch?«
    »Beauchamp …«
    »Wie steht’s morgen mit dem Mittagessen?«
    »Ich glaube, da ist er schon belegt.«
    »Nicht er. Sie. Wird er Sie für eine Stunde aus Ihrem Käfig lassen?«
    »Oh … Ja, sicher. Machen wir’s auf die deutsche Art?«
    »Nein, ich lade sie ein.«
    Mary Ann kicherte, zuckte dann allerdings zusammen, als Halcyon sich über die Gegensprechanlage meldete. »Ich will ihn jetzt sehen«, sagte ihr Chef.
    Beauchamp stand auf und zwinkerte Mary Ann zu. »Na ja, von Wollen kann bei mir keine Rede sein.«
Edgar geht in die Luft
    Edgar musterte seinen Schwiegersohn. Er fragte sich, wie ein so adretter, beredter und im großen und ganzen vorzeigbarer Mensch eine so furchtbare Nervensäge sein konnte.
    »Ich denke, du weißt, worum es geht.«
    Beauchamp beugte sich vor und schnippte ein Stäubchen von seinen Gucci-Schuhen. »Ja, um den Spruch für die Strumpfhosen. Ich finde, daß die Zweihundertjahrfeier da drin nichts zu suchen hat.«
    »Ich spreche von DeDe, und das weißt du auch!«
    »Wenn du meinst.«
    Edgars Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Seine Faust schloß sich um den Hals einer Lockente aus Mahagoni, die Frannie ihm bei Abercrombie’s gekauft hatte. »Wo warst du letzte Nacht, Beauchamp?«
    Schweigen.
    »Mir macht das wahrlich keinen Spaß, mein Lieber. Und es gefällt mir ganz und gar nicht, daß meine eigene Tochter mich letzte Nacht angerufen und sich fast die Augen ausgeweint hat vor …«
    »Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, was dich das …«
    »Verdammt noch mal! Frannie hat geschlagene zwei Stunden mit DeDe telefoniert und versucht, sie zu beruhigen. Wann bist du gestern nacht überhaupt nach Hause gekommen?«
    »Warum fragst du nicht DeDe? Ich bin sicher, sie hat’s ins Logbuch eingetragen!«
    Edgar drehte sich in seinem Sessel nach hinten zur Wand. Er studierte eine Jagdszene und versuchte, sich zu beruhigen. Er sprach leise und bedächtig, weil er wußte, daß in einem solchen Ton die größte Drohung lag.
    »Noch einmal, Beauchamp. Wo warst du?«
    Die Antwort galt seinem Hinterkopf. »Ich hatte eine Ausschußsitzung im Club.«
    »In welchem Club?«
    »Im University Club. Nicht so was ganz Exquisites wie der PU-Club, aber Nob Hill ist es alle …«
    »Warst du dort bis Mitternacht?«
    »Wir haben anschließend noch was getrunken.«
    »Wir? Du und irgendein Flittchen aus dem Ruffles?«
    »Du meinst das Ripples. Und ich habe auch kein … wie heißt dieses drollige Wort? … aufgegabelt. Ich war im Club. Frag Peter Cipriani. Er war auch dort.«
    »Ich bin doch kein Detektiv.«
    »Das wäre mir nicht aufgefallen. Ist das jetzt alles?«
    Edgar massierte sich mit den Fingerspitzen die Stirn. Er drehte sich nicht um. »Wir haben eine Konferenz.«
    »Ganz recht«, sagte Beauchamp im Hinausgehen.
     
    Punkt zwölf machte sich Mary Ann mit Mona auf den Weg ins Royal Exchange.
    »Scheiße«, stöhnte die Werbetexterin über einem Pimm’s Cup. »Ich bin vielleicht überdreht heute.«
    Das ist keine Überraschung, dachte Mary Ann. Mona wurde fürs Überdrehtsein bezahlt. Sie war der hauseigene Paradiesvogel von Halcyon Communications. Kunden, die ihre Kreativität nicht vom Fleck weg beeindruckend fanden, änderten ihre Einschätzung, sobald sie ihr Büro sahen: eine Kollektion von Wasserpfeifen, eine Kühlbox aus Eiche, die als Bar diente, ein antiker Rollstuhl, eine Collage mit Muskelprotzen aus dem Playgirl und ein neonfarbenes Martiniglas aus einer Bar im Tenderloin.
    »Was ist los?« fragte Mary Ann.
    »Ich

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