Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten
hab gestern Abend Meskalin genommen.«
»Ach ja?«
»Wir waren unten an der Mission Street und sind dort durch diese schrecklich geschmacklosen Möbelgeschäfte gezogen, wo sie Lampenschirme mit Troddeln verkaufen und runde Betten und … puh! … diese Dinger mit den falschen Wasserfällen um Glasröhren herum. Es war alles so künstlich, aber … weißt du … das war so eine kosmische Künstlichkeit … und auf eine abgedrehte Art war es irgendwie, tja, spirituell. Du weißt schon.«
Mary Ann wußte nicht. Sie ging dem Thema aus dem Weg, indem sie ein Truthahnsandwich und einen Bohnensalat bestellte. Mona bestellte noch einen Pimm’s Cup.
»Weißt du was?« sagte Mary Ann.
»Hm?«
»Ich bin heute abend bei Mrs. Madrigal zum Essen.«
»Gratuliere. Sie mag dich.«
»Das hast du mir schon mal gesagt.«
»Na ja … dann vertraut sie dir eben.«
»Warum? Ich weiß doch gar nichts von ihr.«
»Ach, nur so … ich meinte damit nichts …«
»Wie soll ich mich verhalten, Mona?«
»Wie, verhalten?«
»Ihr gegenüber. Ich weiß nicht recht … Ich habe das Gefühl, sie erwartet etwas von mir.«
»Bürgerliche Paranoia.«
»Ich weiß … Aber du kennst sie ziemlich gut, und da dachte ich, du könntest mich vielleicht aufklären über … na ja … über ihre Eigenarten.«
»Sie ist anständig. Das ist ihre Eigenart. Außerdem macht sie einen phantastischen Lammbraten.«
Mona hörte um vier auf zu arbeiten und machte bewußt einen Bogen um Mary Anns Büro, das in der Nähe des Aufzugs lag. Als sie nach Hause kam, stand Mrs. Madrigal im Garten.
Die Hausbesitzerin trug eine buntkarierte Stretchhose, einen farbverschmierten Arbeitskittel und einen Strohhut. Ihr Gesicht war vor Anstrengung gerötet. »Na … hast du dich schon früher aus dem Staub gemacht, meine Liebe?«
»Ja.«
»Ist dir zu deinen Strumpfhosen nichts mehr eingefallen?«
Mona lächelte. »Ich wollte Ihnen was sagen. Obwohl es eigentlich nichts richtig Ernstes ist.«
»Schön.«
»Mary Ann wollte etwas über Sie wissen.«
»Hast du ihr was gesagt?«
»Ich finde, das ist Ihre Angelegenheit.«
»Du hältst sie noch für zu grün, nicht?«
Mona nickte. »Im Moment schon, ja.«
»Wir essen später zusammen.«
»Das hat sie mir erzählt. Deshalb hab ich auch … Na ja, ich wollte nicht, daß Sie in Verlegenheit kommen, das ist alles.«
»Danke, Liebes.«
»Ich sollte mich besser um meinen eigenen Kram kümmern, was?«
»Nein. Ich weiß das zu schätzen. Möchtest du heute abend auch zum Essen kommen?«
»Nein, ich … Nein danke.«
»Ich hab dich ganz besonders gern, Liebes.«
»Danke, Mrs. Madrigal.«
Die Seelenqualen der Boheme
Nach dem Büro schüttete Edgar im Bohemian Club einen doppelten Scotch in sich hinein.
Die Regularien eines wohlgeordneten Lebens nützten nichts, wenn andere sie nicht akzeptierten. Beauchamp war nur einer von vielen.
Im Cartoon Room herrschte Hochbetrieb. Edgar saß allein im Domino Room, denn er wollte es ruhig haben. Die große Angst hatte sich wieder eingestellt.
Er stand auf und ging zum Telefon. Der Hörer wurde in seiner Hand fast glitschig.
Das Hausmädchen meldete sich.
»Halcyon Hill.«
»Emma … ist Mrs. Halcyon zu sprechen?«
»Einen Augenblick, Mr. Halcyon.«
Frannie hatte den Mund voll. »Mmmpf … mein Schatz … die Käseschwäne, die ich von Cyrils Party mitgenommen habe, sind ein Gedicht! Und Emma hat ein göttliches Blanquette de veau gezaubert! Wann kommst du nach Hause?«
»Ich muß heute abend passen, Frannie.«
»Edgar! Doch nicht schon wieder diese elenden Strumpfhosen?«
»Nein. Ich bin im Club. Wir haben … eine Ausschußsitzung.«
Schweigen.
»Frannie?«
»Was?« Sie war frostig.
»Ich muß das tun. Und das weißt du.«
»Man tut, was man tun will, Edgar.«
Ihm schoß das Blut ins Gesicht. »Also gut, dann eben so! Ich will bei dieser Sitzung dabeisein! Bist du jetzt glücklich?«
Frannie legte auf.
Er stand mit dem Hörer in der Hand da, legte dann auf und wischte sich mit einem Taschentuch über das Gesicht. Nachdem er mehrmals tief durchgeatmet hatte, griff er nach dem Telefonbuch und suchte Ruby Millers Nummer heraus.
Er wählte.
»Abend. Hier ist Ruby.« Sie klang noch großmütterlicher als sonst.
»Edgar Halcyon, Mrs. Miller.«
»Oh … Wie schön, Ihre Stimme zu hören. Meine Güte, es ist ja schon wieder so lange her.«
»Ja … wissen Sie … die Geschäfte.«
»Ja, ja. Immer beschäftigt, immer beschäftigt.«
In seinen
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