Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten
Hellman werden wollte?
Der Kunde grunzte. »Wir verkaufen keine Hintergründigkeit, Schätzchen.«
»Nein? Was verkaufen wir dann … Schätzchen?«
Beauchamp packte Mona am Arm. »Mona … Vielleicht könnten wir den Zwickel ja in die erste Zeile hochziehen, Mr. Siegel?«
»Der jungen Dame scheint das nicht zu gefallen.«
»Frau, Mr. Siegel. Der jungen Frau. Bitte sagen Sie nicht Dame zu mir. Mir würde es nicht im Traum einfallen, Sie als Herrn zu bezeichnen.«
Beauchamp war knallrot. »Verdammt noch mal, Mona … Mr. Siegel, ich denke, ich komme mit der Revision der Vorschläge alleine zurecht. Und mit Ihnen unterhalte ich mich später, Mona.«
»Behandeln Sie mich nicht so herablassend, Sie Lackaffe! Ich bin mit meinem Job nicht verheiratet.«
»Was ist das denn für ein Niveau, Mona?«
»Genau das richtige! Denn das von diesem fetten, sexistischen, kapitalistischen Drecksack ist auf keinen Fall …«
»Mona!«
»Sie wollen, daß der Zwickel mehr ins Auge springt, Mr. Siegel? Das können Sie haben. Sehen Sie her. Zwickel, Zwickel, Zwickel, Zwickel, Zwickel, Zwickel, Zwickel …«
Sie stürzte zur Tür, blieb stehen, wirbelte herum und fixierte Beauchamp. »Ihr Karma ist echt beschissen!«
Am Abend eröffnete sie Michael die Neuigkeit.
»Und was machst du jetzt, Mona?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Stempeln gehen. Mich einem Frauenkollektiv anschließen. In Billigstläden einkaufen. Das Koksen aufgeben. Ich komm schon irgendwie zurecht.«
»Vielleicht überlegt es sich Halcyon noch mal, wenn du …«
»Vergiß es. Das war eine Sternstunde. Ich würde es um nichts auf der Welt zurücknehmen!«
»Vielleicht könnte ich ja meinen alten Job bei P.S. wieder kriegen.«
»Wir schaffen das schon, Mouse. Ich kann als Freiberuflerin arbeiten. Und Mrs. Madrigal hat dafür sicher Verständnis.«
Michael setzte sich auf den Fußboden, zog Mona ihre Earth Shoes aus und fing an, ihre Füße zu massieren. »Sie ist ganz verrückt nach dir, was?«
»Wer? Mrs. Madrigal?«
»Ja.«
»Ja … ich glaub schon.«
»Man merkt es ihr an. Hast du ihr schon erzählt, daß du rausgeflogen bist?«
»Nein … aber ich werde es wohl müssen.«
Wer will mich?
Obwohl Mona es abstritt, machte der Verlust ihres Jobs sie depressiv. Michael versuchte es mit der Nummer, die er immer abzog, wenn er sie aufheitern wollte: Er las ihr die Kleinanzeigen aus der »Trader Dick« -Abteilung des Advocate vor.
»O Gott! Hör dir die an! ›Anständiger, normal wirkender Gerichtsreporter, 32, der genug hat von Kneipen, Saunen und Tuntengift, sucht Dauerfreundschaft mit richtigem Mann, der Wildwasserfahrten, klassische Musik und Gartenarbeit mag. Bitte keine Dicken, Tunten oder Hascher. Ich meine es ehrlich, Ron.‹«
Mona lachte. »Meinst du es denn ehrlich?«
»Tun das nicht alle?«
»Aber du würdest mich doch auf Knall und Fall verlassen, oder?«
Michael überlegte einen Augenblick. »Nur wenn er ein Häuschen auf dem Potrero Hill hätte, mit einer rustikalen Küche, einem funktionierenden Kamin und … einem Golden Retriever, der in dem kleinen, aber geschmackvoll gestalteten Garten herumtollt.«
»Phantasier nur weiter.«
»Weißt du … als ich vor drei Jahren hierher gezogen bin, hatte ich in meinem ganzen Leben noch nie so viele Schwuchteln gesehen! Ich wußte nicht mal, daß es auf der Welt so viele Schwuchteln gab! Mein Gott! Ich dachte, ich bräuchte bloß auf eine Party zu gehen und mir jemand auszusuchen. Es wollen doch alle einen Liebhaber, oder?«
»Nein.«
»Okay … Dann eben fast alle. Jedenfalls hab ich geglaubt, daß ich spätestens nach einem halben Jahr unter die Haube komme. Allerspätestens!«
»Aber, das hast du doch geschafft. Weit über hundertmal.«
»Sehr witzig.«
»Was ist mit Robert?«
»Liaisönchen zählen nicht.«
»Und wenn ich mir einen Schnauzer wachsen lasse?«
Michael grinste und warf mit einem geblümten Kissen nach ihr. »Komm schon. Gehen wir ins Kino oder stellen wir sonstwas an.«
»Ich weiß nicht recht …«
»Im Surf läuft ein Fellini-double-feature.«
»Depri.«
»Ach was. Tonnenweise große Titten, hübsche Jungs und Zwerge. Voll antidepri.«
»Geh du mal alleine. Du kannst auch das Auto haben, wenn du willst.«
»Und was machst du?«
Mona zuckte mit den Schultern. »Ich mach mir’s mit Anaїs Nin gemütlich oder nehm eine Quaalude. Keine Ahnung.«
»Ist mein Angel Dust noch in deinem Geheimversteck?«
»Ja. Aber das brauchst du doch
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