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Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 01 - Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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Ich hab so viele Blue Moons getrunken, daß ich mir schon fast vorkomme wie Dorothy Lamour.«
    »Mona …«
    »Verflucht noch mal, Mouse! Ich kenne kaum noch Heteromänner.«
    »Du lebst in San Francisco.«
    »Darum geht’s nicht. Die meisten Heteromänner mag ich nicht mal mehr. Brian Hawkins widert mich an. Heteromänner sind ungehobelt und langweilig und …«
    »Vielleicht hattest du bloß mit den falschen zu tun.«
    »Und wo sind dann die richtigen, hm?«
    »Woher soll ich das wissen. Es muß doch irgendwo …«
    » Untersteh dich und schlag mir einen von diesen Softies aus dem Marin vor. Unter den vielen Haaren und dem ganzen Patschuli schlägt bei denen das Herz eines richtigen Schweins. Den Trip hab ich schon hinter mir.«
    »Was kann ich da noch sagen?«
    »Nichts. Rein gar nichts.«
    »Ich habe dich sehr, sehr gern, Mona.«
    »Ich weiß, ich weiß.«
    »Soweit dir das was gibt … Manchmal wünsche ich mir, es wäre genug.«
    Zwei Stunden später zogen sie Hand in Hand durch ein Rotes Meer aus nackten Männerkörpern zum Auto zurück.
     
    Sie aßen auf dem Pier 54 zu Abend, gingen kurz ins Buzzby’s tanzen und kamen gegen halb elf in die Barbary Lane zurück.
    Sie trafen Mary Ann auf der Treppe.
    »Hattest du ein schönes Wochenende?« fragte Mona.
    »Ja, danke.«
    »Warst du weg?«
    »Ja, im Norden. Mit einer Schulfreundin.«
    »Hast du Michael Tolliver schon kennengelernt? Er ist mein neuer Mitbewohner.«
    »Nein, ich …«
    »Ja«, sagte Michael lächelnd, »ich glaube schon.«
    »Tut mir leid, aber ich …«
    »Im Marina Safeway.«
    »Oh … ja. Und, wie geht’s dir?«
    »Ach, man schlägt sich so durch.«
    In der Wohnung fragte Mona: »Du hast Mary Ann in einem Supermarkt kennengelernt?«
    Michael lächelte wehmütig. »Sie hat versucht, Robert aufzureißen.«
    »Sieh an«, sagte Mona. »Sieh an.«
Miss Singleton speist allein
    Nachdem Mary Ann ihren Koffer ausgepackt hatte, lief sie in dem gesteppten rosa Bademantel aus der Ridgemont Mall, den ihre Mutter ihr geschickt hatte, ruhelos in der Wohnung herum. Sie haßte Sonntagabende.
    Als sie noch ein kleines Mädchen gewesen war, hatten Sonntagabende bloß eines bedeutet: noch nicht gemachte Hausaufgaben.
    Genau so fühlte sie sich jetzt. Unruhig, schuldbewußt und in ängstlicher Erwartung der Vorwürfe, die mit Sicherheit auf sie zukommen würden. Beauchamp Day war eine Hausaufgabe, die sie hätte zu Ende bringen sollen. Sie würde dafür zahlen. Früher oder später.
    Sie beschloß, sich zu verwöhnen.
    Unter dem Wasserhahn taute sie auf die Schnelle ein Schweinekotelett auf, obwohl sie sich fragte, ob es nicht ein Sakrileg war, mit Shake-’n-Bake-Fleisch von Marcel & Henry so zu verfahren.
    Sie stellte eine Duftkerze auf den alten Pfarrhaustisch im Wohnzimmer und zündete sie an, kramte ihre Stoffservietten von Design Research hervor, ihr rostfreies Besteck mit den Holzgriffen, ihr pseudodänisches Porzellan und ihr Sahnekännchen aus Keramik, das aussah wie eine Kuh.
    Einsamkeit war keine Entschuldigung für Nachlässigkeit.
    Sie suchte die Küche nach Gemüse ab. Doch sie fand nur eine Tüte mit welkem Salat und eine halb aufgegessene Packung Stouffer’s Spinach Soufflé. Sie entschied sich für Hüttenkäse mit Schnittlauch.
    Sie dinierte bei Kerzenschein und las einen Artikel in der Ms. ,der den Titel »Auf der Suche nach dem multiplen Orgasmus« trug. Die Musik kam von KCBS-FM, dem Softsender:
     
    Out of work, I’m out of my head.
    Out of self-respect, I’m out of bread,
    Underloved and underfed,
    I wanna go home …
    It never rains in California,
    But, girl, don’t they warn ya,
    It pours, man, it pours.
     
    Nach dem Essen beschloß Mary Ann, das Rezept für die »Monstermaske« aus ihrem Pflanzenkosmetikbuch zu probieren. Unter Einsatz von Haferschleim, getrockneten Pflaumen und einer überreifen Feige kochte sie einen ganzen Topf von dem Zeug und schmierte es sich unbarmherzig ins Gesicht.
    Danach lag sie zwanzig Minuten unbeweglich in einem Schaumbad.
    Sie konnte spüren, wie die Maske trocknete, in großen leprösen Fetzen abblätterte und oberhalb ihres Busens im Wasser versank. Damit würde sie noch einmal zehn Minuten rumkriegen. Was dann?
    Sie konnte ihren Eltern schreiben.
    Sie konnte ihre Bewerbung für den Sierra Club ausfüllen.
    Sie konnte zu Cost Plus hinunterspazieren und noch einen Kaffeebecher kaufen.
    Sie konnte Beauchamp anrufen.
    Nachdem sie aus der Badewanne gewankt war wie ein ausrangiertes Monster aus einem

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