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Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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Australien?«
    Der Polizist genoß ihre Verblüffung. »Das war vor Hawaii. Er war zuerst Vorarbeiter auf einer Schafranch. Dann ist er nach Sydney gezogen und hat ein Reisebüro aufgemacht. Kein schlechtes Leben, schätz ich mal … alles in allem.«
    »Nein«, sagte Prue, »wahrscheinlich nicht.«
    Der Wachtmeister schaute sich kurz in der Hütte um. »Sein Zeug ist wohl größtenteils noch da. Ich glaub, ich mach jetzt besser weiter mit meiner Runde. Es war nett, mit Ihnen zu plaudern, Miss Giroux.«
    Prue war platt. »Woher wissen Sie meinen Namen?«
    »Na hören Sie«, sagte der Polizist lächelnd. »Sie sind ein Star. Ich hab Sie mal im Fernsehen gesehen.«
    »Ach so«, sagte Prue matt.
    Der Wachtmeister stieg auf sein Pferd, beugte sich dann nach unten und streckte ihr die Hand hin. »Ich heiß übrigens Bill Rivera. Schönen Tag noch.«
    Dann verschwanden der Hengst und sein Reiter wieder.
     
    Prue blieb mit einem leichten Schock zurück.
    Als die Stille sie wieder umschloß, ging sie noch einmal in die Hütte, um sie abschließend zu begutachten. Wenn sie schon so weit gekommen war, entschied sie, konnte sie das Drama auch zu Ende führen.
    Die glitschverschmierte Kiste lag mit der Seitenwand auf dem Boden. Um sie nicht anfassen zu müssen, gab Prue ihr mit der Fußspitze einen Stoß, doch der Riegel bewegte sich kein Stück. Deshalb kniete sie daneben nieder und stocherte mit einem von Lukes Bleistiften an dem Riegel herum, bis der Deckel knarrend aufsprang.
    In der Kiste lagen zwei graue Pelzstücke.
    Zwei kleine Kaninchenfelle.
    Hinter ihr sah Vuitton, der von dem Fund nichts ahnte, einen alten Freund durch die Sträucher kommen und rannte in den Nebel hinaus, um ihn zu begrüßen.

Unverhofft kommt oft
    Als Jon und Mrs. Madrigal in die Barbary Lane zurückkamen, setzten sie sich auf die Bank im Vorgarten und rauchten einen Joint.
    »Wie in alten Zeiten«, sagte der Doktor.
    Die Vermieterin schenkte ihm ein verträumtes Lächeln. »Fast.«
    Er wußte, was sie meinte, und lächelte zurück.
    »Er hat noch Licht an«, sagte sie.
    »Ja. Ich seh’s.«
    Der Joint war so harzig, daß er ausging, Mrs. Madrigal zündete ihn wieder an und reichte ihn an Jon weiter.
    »Drängel ich zu sehr?« fragte sie.
    »Ein bißchen«, sagte er.
    »Tut mir leid.«
    »Ja, von wegen«, sagte er grinsend.
    Sie zog ihn liebevoll am Ohrläppchen. »Ich will für meine Kinder nur das Beste.«
    Eine lange Pause. Dann: »Mir war nicht klar, daß ich noch zur Familie gehöre.«
    Die Vermieterin gluckste. »Hör mal, mein Lieber … wenn du mich altes Weib mal erobert hast, dann fürs ganze Leben.«
    »Gut, daß ich das weiß«, sagte der Doktor.
    »Komisch«, sagte Mrs. Madrigal und deutete auf das erleuchtete Fenster. »Bei dem ist es genauso.«
    Jon drehte sich zu ihr um und sah sie schweigend an.
    »Glaub mir«, sagte sie sanft. »Ich bin mir sicher. Er muß nur manchmal dran erinnert werden … von den Leuten, die ihn lieben. Wenn du weißt, was ich meine.«
    »Wenn ich’s nicht wüßte«, sagte Jon lächelnd, »würden Sie einen Lautsprecherwagen mieten und es hinausposaunen.« Er stand auf und gab ihr ein Küßchen auf die Wange. »Sind Sie sicher, daß niemand bei ihm ist?«
    »Ich bin sicher«, sagte die Vermieterin.
    »Sie lassen sich wohl keinen Kerl entgehen, was?«
    Sie schüttelte lächelnd den Kopf. »Keinen einzigen. Aber so hast du’s ja sicher nicht gemeint.«
     
    Michael stand wie vom Blitz getroffen in der Tür. »Jon … mein Gott … ich hab dich nicht mal läuten hören.«
    »Hab ich auch gar nicht. Mrs. Madrigal hat mich reingelassen. Wir waren grade miteinander essen.«
    »Oh … toll.«
    »Darf ich reinkommen?«
    »Klar … natürlich. Schön, daß du da bist.«
    »Danke. Find ich auch.«
    »Schön … echt.«
    »Ich glaub, das reicht jetzt«, sagte Jon lächelnd. Er trat über die Schwelle und umarmte Michael unbeholfen. »Tut mir leid, daß ich dich einfach so überfalle.«
    »Kein Problem. Ich find’s schön, daß du vorbeischaust.« Michael verzog das Gesicht und gab sich eine Ohrfeige. »Mein Small talk wird schon noch besser. Ich versprech’s.«
    Jon lachte und sah sich im Wohnzimmer um. »Die Farbe gefällt mir.«
    »Kann ich dir einen Drink anbieten? Oder ’ne Pepsi light? Gras hab ich keins mehr da, aber ich könnt sicher welches schnorren bei …«
    »Ich hab grade was geraucht«, sagte Jon grinsend. »Ich bin zugekifft wie nur was.«
    »Kein Wunder, daß dir die Farbe gefällt.«
    Wieder

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