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Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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auf die Streisand abgefahren. Ich auf die Midler. Es war die reine Hölle.«
    Ned lachte. »Da bin ich dir ja ganz schön auf den Leim gegangen.«
    »Aber mal im Ernst«, sagte Michael. »Wir haben dauernd gestritten deswegen. Als Jon sich mal an einem Sonntagnachmittag zum wahrscheinlich dreimillionsten Mal« Evergreen »angehört hat, hab ich mich plötzlich dabei ertappt, daß ich ihn gefragt habe, was er eigentlich findet an dieser … ich glaub, ich hab sie damals eine ›unmusikalische Schlampe mit viel zu großer Nase‹ genannt.«
    »O Gott. Was hat er darauf gesagt?«
    »Er hat eigentlich sehr erwachsen reagiert. Er hat mich seelenruhig darauf hingewiesen, daß die Nase von Bette größer ist als die von Barbra. Am liebsten hätt ich ihm mit seinem dämlichen Bakkarat-Briefbeschwerer den Schädel eingeschlagen.«
    Diesmal lachte Ned schallend, und Michael wußte, daß er einen Treffer gelandet hatte. Ned war der einzige Mensch aus seinem Bekanntenkreis, der tatsächlich schallend lachte. »Es ist die Wahrheit«, sagte Michael grinsend. »Und nichts als die Wahrheit.«
    »Ja«, sagte Ned, »aber wegen so was trennt man sich doch nicht.«
    »Na ja …« Michael dachte einen Moment nach. »Ich glaub, wir haben uns gegenseitig dazu gebracht, Sachen zu machen, die wir gar nicht wollten. Seinetwegen hab ich die Klassikplatten alphabetisch geordnet. Meinetwegen hat er statt der feinen Erdnußbutter die grobe gegessen. Seinetwegen hab ich in einem Zimmer mit auberginefarbenen Wänden geschlafen. Meinetwegen hat er buntes Geschirr aufgedeckt. Wenn ich’s mir recht überlege, hatten wir bei kaum was den gleichen Geschmack. Außer bei Al Parker und Rocky-Road-Eis.«
    »Hast du denn rumgehurt?«
    »Und ob. Die widerlichen heterosexuellen Rollenspielchen waren für uns tabu. Ich hab unzählige Abende in der Sauna verbracht. Und ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich mich im Bett rumgedreht und einem geilen Fremden gesagt habe: ›Mein Liebhaber würde dir gefallen.‹«
    »Gab’s denn Wiederauflagen?«
    »Einmal«, sagte Michael grimmig, »und nie wieder. Jon war die ganze Woche eingeschnappt. Ich hab seinen Standpunkt auch verstehen können: Einmal ist Spaß; zweimal ist Fremdgehen. Wenn man verheiratet ist, lernt man solche kleinen Feinheiten. Deswegen bin ich nicht mehr verheiratet.«.
    »Aber du könntest es gut sein, hm?«
    Michael schüttelte den Kopf. »Jetzt nicht. Und in nächster Zeit auch nicht. Ich weiß nicht … vielleicht sogar nie mehr. Es gehört Talent dazu, oder? Und manche haben das Talent einfach nicht.«
    »Du mußt es bloß wollen«, sagte Ned.
    »Dann will ich es vielleicht nicht entschieden genug. Möglich. Sehr gut möglich.« Michael trank einen Schluck Mineralwasser. Dann trommelte er im Takt der Musik mit den Fingern auf den Tresen. Die Band hatte inzwischen aufgehört. Jemand hatte der Musikbox Geld spendiert, damit Hank Williams Jr. »Women I Never Had« sang.
    Michael reichte das Calistoga an Ned zurück. »Erinnerst du dich an Mona?« fragte er.
    Ned nickte. »Deine ehemalige Mitbewohnerin.«
    »Genau. Tja, Mona hat immer gesagt, daß sie gut ohne Liebhaber auskommen kann, solang sie fünf gute Freunde hat. Das trifft meine Situation auch so ungefähr.«
    »Ich hoffe, ich bin einer davon«, sagte Ned.
    Michael runzelte die Stirn und zählte rasch seine Finger ab. »Heiliger Strohsack«, sagte er schließlich. »Ich glaub, du bist drei davon.«

Das Wachsfigurenkabinett
    Prue Giroux und Victoria Lynch waren verwandte Seelen.
    Zum einen waren sie beide attraktive Frauen. Zum anderen war Victoria die Verlobte des Exmanns der Frau, die jetzt mit Prues Exmann verlobt war. Solche Bande hielten einiges aus.
    An diesem Tag hatte Victoria angerufen, um ihrer Schwester im Geiste ein Geheimnis anzuvertrauen.
    »Hör zu, Prudy Sue, die Sache ist höchst vertraulich und auf keinen Fall zur Veröffentlichung bestimmt, klar?« (Prues engste Freunde sprachen sie immer mit ihrem Kindernamen an.)
    »Klar«, sagte Prue.
    »Ich meine, wenn die Zeit dafür reif ist, fände ich es natürlich himmlisch, wenn du der Sache in deiner Kolumne ein bißchen Publicity verschaffen würdest, und zum Teil ruf ich auch deswegen an, aber sie steckt noch im Embryonalstadium, und wir wollen das Kleine doch nicht umbringen, oder?«
    »Natürlich nicht«, sagte Prue.
    »Also«, hob Victoria an und atmete dabei so tief ein, als wollte sie eine Trompetenfanfare blasen, »meine Wenigkeit ist dabei, der Welt erstes

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