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Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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Wachsfigurenkabinett für die gehobenen Kreise ins Leben zu rufen.«
    »Der Welt … wie war das noch mal?«
    »Sei jetzt mal eine Sekunde still, Prudy Sue, und laß mich ausholen. Ich habe bei den Keatings in Santa Barbara einen absolut göttlichen kleinen Kerl kennengelernt, der wohl ziemlich harte Zeiten durchgemacht hat, und das ist besonders tragisch, weil sich herausgestellt hat, daß er von den Habsburgern abstammt oder so. Ich meine, er hat die hängende Unterlippe und alles. Jedenfalls hat Vita mir erzählt, daß er Chefdesigner bei Madame Tussaud war und …«
    »Ach so, ja. Ich hab eins von seinen Kleidern.«
    Eine Pause. Dann: »Du hast keins von seinen Kleidern, Prudy Sue.«
    »Aber das mauvefarbene Cocktailkleid, das ich zur …«
    »Das ist von Madame Gres, Prudy Sue. Du hast kein Madame-Tussaud-Kleid. Madame Tussaud ist ein Wachsfigurenkabinett in London.«
    »Das weiß ich auch«, sagte Prue schmollend. »Ich dachte, du hättest gesagt …«
    »Natürlich, Schätzchen. Diese französischen Namen klingen doch alle gleich, nicht? Also … wo war ich stehengeblieben?«
    »Er hat bei Madame Tufo gearbeitet.«
    »Äh … richtig. Er hat … dort gearbeitet, und er ist schrecklich aristokratisch und so, und er hält es für eine Schande sondergleichen, daß es noch kein Wachsfigurenkabinett für die gehobenen Kreise gibt. Stell dir das mal vor, Prudy Sue! Wir haben Wachsfigurenkabinette für historische Persönlichkeiten, für Leute aus dem Showbusiness und für Sportler, aber nicht ein einziges für die treibenden Kräfte der Gesellschaft. Es ist wirklich unerhört, wenn man mal darüber nachdenkt.«
    »Wie recht du hast«, sagte Prue. »Ich hab mir eigentlich nie …«
    »Und wenn wir nicht die Initiative ergreifen, wer dann? Ich meine, das hat der kleine Kerl jedenfalls zu mir gesagt, und sein Scharfblick hat mich regelrecht umgehauen. Unsere Kinder können zum Beispiel mit eigenen Augen sehen, wie klein Napoleon wirklich war, aber wo können sie sich eine Nachbildung von … sagen wir mal … Nan Kempner ansehen? Oder von Sao Schlumberger? Oder von Marie Hélène de Rothschild? Diese Leute sind Legenden, Prudy Sue, aber sie werden für die Nachwelt auf ewig verloren sein, wenn wir jetzt nicht resolut in Aktion treten. Zumindest sagt Wolfgang das, und wie ich finde, hat er verdammt recht.«
    »Wolfgang?«
    »Der kleine Kerl. Er ist ein richtiger Schatz. Die Wachsfiguren kosten normalerweise um die fünfzehntausend das Stück, aber er hat angeboten, sie als eine Art Dienst an der Öffentlichkeit für zehn zu machen. Er will, daß ich Standorte für das Museum prüfe, und das ist ganz toll, weil er nämlich zu Santa Barbara tendiert hat, als ich mit ihm gesprochen habe, aber ich glaube, ich habe ihn überzeugt, daß er es hierher verlegen sollte. Auf die Art kriegen wir einen San-Francisco-Flügel und einen internationalen Flügel, verstehst du?«
    »Ich verstehe.«
    »Ich habe nichts anderes erwartet, mein Schatz.« Victoria kicherte verschwörerisch. »Himmel, ist das nicht toll? Wir können unsere alten Kleider und das ganze andere Zeug stiften. Außerdem kann Wolfgang wunderhübsche Kopien von deinen Smaragden machen, und … ach, ich bin mir ganz sicher, daß wir das Geld in Null Komma nichts aufgetrieben haben.«
    »Hast du schon mit Denise gesprochen?«
    Victoria gluckste. »Ich bin schon viel weiter als du, Prudy Sue. Ich glaube, sie ist für fünfzigtausend gut. Falls sie in den internationalen Flügel kommt. Ann Getty dito. Wenn wir nicht den Verwaltungsrat stellen, läßt sich das in ihrem Fall wohl schon schlechter schaukeln, aber egal, wir stellen den Verwaltungsrat einfach.«
    Prue brachte ein Lachen zustande. »Shugie Sussman hast du aber nichts erzählt, oder?«
    »O Gott, nein! Es soll doch kein Horrorkabinett werden, mein Schatz! Obwohl, das ist vielleicht nicht die schlechteste Idee … hast du Kitty Cipriano seit ihrem letzten Lifting schon gesehen?«
    Diesmal lachte Prue sogar noch lauter. Dann sagte sie: »Ach Vicky, danke! Das Lachen hatte ich bitter nötig. Ich bin so deprimiert wegen Vuitton.«
    »Wegen …? Ach so, dein Hund.«
    »Es ist schon fast zwei Wochen her. Die Leute von der Parkverwaltung haben ihn nirgendwo gesehen. Ich weiß nicht, was ich noch machen soll außer …« Prues Stimme erstarb, als die Melancholie sie wieder überkam.
    »Außer was, Prudy Sue?«
    »Na ja … ich hab gedacht, ich geh in den Park rüber und … wart auf ihn.«
    »Das hat aber arg wenig

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