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Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten

Titel: Stadtgeschichten - 03 - Noch mehr Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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entführt worden!«
    »Was? In Alaska?«
    »Er hat sie, Mary Ann. Ich bin mir fast sicher.«
    »O Gott … wirklich? Wie ist das möglich?«
    »Zum Reden ist jetzt keine Zeit. Ich fliege in einer Stunde nach Sitka. Kommen Sie mit?«
    »DeDe, ich …«
    »Ich bezahle alles.«
    »Darum geht’s nicht. Meine Sendung fängt doch …«
    »Ich brauch Sie, Mary Ann. Bitte. «
    »Okay. Klar. Wo treffen wir uns?«
    »Am Flughafen. Nehmen Sie sich ein Taxi. Und sagen Sie keinem ein Wort davon, Mary Ann … kein Wort! «

Wo ist nur die Romantik geblieben?
    Es ging das Gerücht um, daß die Typen mit den geilsten Bodies nach und nach aus dem City Athletic Club ins Muscle System ein Stück die Market Street hinunter gewechselt waren, doch Michael fand das schwer zu glauben.
    An diesem Tag gab es im Club zum Beispiel wieder die reinste Hengstparade – geschmeidige, in freier Natur gebräunte Körper, die heldenhaft gegen die High-Tech-Tyrannei der Nautilus-Maschinen angingen. Alles in allem ein zutiefst entmutigender Anblick.
    Denn Michaels Körper bedurfte ebenfalls der Gestaltung. Und zwar dringend.
    Nach einer qualvollen Dreiviertelstunde, die er am Beinstrecker und am Rückenstrecker, mit Schulterpressen und Trizepsdrücken verbracht hatte, zog er sich in den hollywoodgroßen Whirlpool zurück, in dem schon Ned sich wie ein alternder Gladiator aalte.
    Michael ließ sich sachte in das blubbernde Wasser gleiten. »Es ist wie ein ungeschriebenes Gesetz«, sagte er.
    »Was?« fragte Ned.
    »Bin ich in Form, bin ich nicht verliebt. Bin ich verliebt, bin ich nicht in Form.«
    Ned lachte und drückte ihm spielerisch den Nacken. »Wer ist der Glückliche?«
    »Oh, vielen Dank«, sagte Michael.
    »Aber, hast du nicht gesagt …«
    »Ich weiß, ich weiß. Aber es gibt keinen Glücklichen. Ich könnte was Nettes gebrauchen.«
    Ned streckte die Beine aus und ließ sich auf dem Rücken treiben. »Was ist mit deinem Bullen? Ich dachte, er hat die Erde erbeben lassen.«
    Michael schüttelte den Kopf. »Nur das Bett.«
    Der Gärtner lachte.
    »Außerdem«, fügte Michael hinzu, »hab ich es satt, mich immer an die Liebe ranzuschmeißen. Ich bin viel vorsichtiger als früher.«
    »Aha.« Ned lag noch immer auf dem Rücken. Er drehte den Kopf zur Seite und grinste Michael an.
    »Das stimmt« ,beharrte Michael. »Man muß vorsichtig sein. Manche Typen haben die Liebe sowieso abgeschrieben und geben sich zufrieden mit einer Liste von zehn Leuten, mit denen sie tollen Sex haben können. Du hast vielleicht das Gefühl, daß du dich verliebst, doch in Wirklichkeit bewirbst du dich bloß um die Aufnahme in die Liste. Und das soll alles sein?«
    »Hast du’s in seine Top Ten geschafft?« fragte Ned grinsend.
    »Ich hab nicht speziell Bill gemeint«, sagte Michael.
    »Ach so.«
    »Außerdem glaub ich, -daß ich jetzt eher zu den Golden Oldies gehör. Aber das macht auch nichts. Beim Gefälligkeitssex bin ich sowieso ’ne Niete. Aber warum erzähl ich dir das überhaupt? Du hast doch selber eine Liste.«
    Ned ließ die Beine sinken und setzte sich wieder auf. »Das ist mir lieber als das Gerenne in die Bars und der Ex-und-hopp-Sex. Es gibt einen Haufen Argumente für den Sex mit Freunden, Michael.«
    »Vielleicht. Aber ein bißchen Romantik wär schon nett. Ein Hauch von Gefühl.«
    »Schön. Dann hol es dir, Bubba.«
    Michael lächelte. »Weiß Gott, ich geb mir Mühe.«
    »Das hast du wohl letzte Woche im Glory Holes auch getan, was?«
    »Auf meine Art schon. Ach, Scheiße, ich weiß auch nicht. Wahrscheinlich hab ich so meine Phasen. Manchmal komm ich mir vor wie der geilste Bock auf der Welt … und dann brauch ich nichts als ’n scharfen Kerl, der mir im Dunkeln die Titten zwirbelt und ›Kumpel‹ zu mir sagt. Ich meine … anonymer Sex ist manchmal so toll, daß man fast glauben könnte, es gibt einen Gott.«
    Ned bespritzte ihn mit Wasser. »Das liegt nur daran, daß du dann vor einem kniest, Bubi!«
    Michael lachte. »Aber so geht’s mir nur zeitweise. Sobald ’ne andere Mondphase ist, möcht ich gleich wieder verheiratet sein. Ich möcht im Bademantel vor dem Fernseher sitzen und mir mit meinem Freund Masterpiece Theatre anschauen. Ich möcht Sachen planen – Ausflüge in die Berge, Essengehen in Chinatown, Abokarten für irgendwas. Ich wünsch mir Ordnung und Verläßlichkeit und jemand, der mir NyQuil bringt, wenn ich mich beschissen fühle. Und trotzdem weiß ich … daß sich auch das wieder legt. Wenigstens für ’ne Weile. Ich

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