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Stadtmutanten (German Edition)

Stadtmutanten (German Edition)

Titel: Stadtmutanten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Strahl
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Bitte jedoch nach. Ich schaute in die Runde, wohl wissend, dass ich mich auf dünnes Eis begab.
    »Wie stehen die Wetten wegen Florians Schnaps?«
    Gabi und die anderen schauten sich kurz schweigend an. Dann wandte Gabi sich an mich.
    »Wer es schafft, hat einen Wunsch frei. Egal, was es ist. Ich bin froh, das Mütze nicht gewonnen hat.«
    Ich nickte. Ein Blick in ihr Gesicht und ich konnte mir denken, was Mützes Wunsch war. Gabi brachte den Wodka, schenkte uns beiden ein. Ich erhob mein Glas, schaute Florian in die Augen, nickte ihm zu. Dann führte ich das Glas langsam an meine Lippen und stürzte das Getränk hinunter. Ich schüttelte mich kurz und schaute meinem Gegenüber wieder in die Augen. Zunächst geschah nichts. Ich hörte Gabi höhnisch lachen. Ich zündete mir noch eine Zigarette an, wobei ich Florian nicht aus den Augen ließ. Dann geschah das Unmögliche: Er erwiderte meinen Blick, hob das kleine Glas und stürzte den Wodka. Auf der Stelle verstummte Gabis Lachen. Ich stand auf, klopfte Florian auf die Schulter und ging lächelnd in Richtung Tresen. Ich hatte mich auf sehr dünnes Eis begeben und gewonnen. Zeit meinen Triumph auszukosten. Am Tresen wurden meine Schultern von allen Seiten geklopft. Ben legte den Arm um mich und sagte immer wieder, ich sei »der Mann«. Gabi gab eine Runde Wodka aus und alle tranken darauf, dass ich Mütze losgeworden war, der, wie wir nun erfuhren, die gesamte Mannschaft tagelang eingeschüchtert und Gabi permanent sexuell belästigt hatte. Es gibt Leute, die Ruhm gewöhnt sind und so ein Bad in der Menge genießen. Ich gehöre nicht unbedingt dazu. Nach einer Weile wurde mir die Angelegenheit unangenehm. Also entschuldigte ich mich für einen Moment und ging in den Keller, um die Toilette aufzusuchen. Lila folgte mir und fing mich vor der Herrentoilette ab, wo sie mich festhielt und mir wortlos ihre Zunge in den Hals schob. Dann fasste sie mir an den Hintern und verschwand lächelnd in der Damentoilette. In der Herrentoilette wagte ich einen Blick unter mein Hemd. Kein Wunder, dass Florian mich nicht gebissen hatte. Die Infektion war inzwischen so weit fortgeschritten, dass ich kaum noch natürliche Haut an Bauch, Brust und Rücken finden konnte. Und ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie mein Bein aussehen würde. Schade, ich hatte erwartet, die Mutation würde langsamer vorschreiten, stattdessen schien sie deutlich an Fahrt aufzunehmen. Ich durfte auf gar keinen Fall vergessen, nach unserer Sauftour Kokain zu nehmen, ansonsten würde ich am Morgen als Totenmann aufwachen. Ich hatte den Verdacht, dass dies mir auch im Kampf mit Mütze geholfen hatte. Alles klar, ich hatte irgendwann mal eine Kampfsportausbildung genossen, aber die war schon so lange her, dass es schon beinahe nicht mehr wahr war. Außerdem war ich im Grunde nie besonders gut gewesen und schon gar nicht so gut wie an diesem Abend. Kurze Zeit später gingen wir heim, natürlich nicht ohne zu versichern, bald wieder einzukehren. Es sollte das letzte Mal sein, dass wir in dieser Besetzung zusammenkamen. Meinen Wunsch behielt ich für mich. Ich schätze, Sie wissen, was es war.
     

 
     
     
     
    16 PÄRCHENBILDUNG
     
     
    Ich schlief in dieser Nacht mies, was zum Teil auf meine Einschlafdosis Kokain zurückzuführen war. Immer wieder schreckte ich hoch, um nach endlos scheinenden Minuten wieder in einen oberflächlichen Schlaf zu sickern. Ich wurde zudem unangenehm sensibel für Geräusche. Ich konnte gedämpft klassische Musik hören, Tschaikowski, wenn ich mich nicht irrte. Irgendwo bellte ein Hund im Park, weiter entfernt konnte ich das Gejohle einiger Totenmänner hören, die anscheinend gerade eine Fuhre Frischfleisch entdeckt hatten. Außerdem hörte ich, wie ganz in der Nähe ein Auto gestartet wurde und losfuhr. Noch bevor ich mich darüber wundern konnte, war ich wieder eingenickt. Als ich morgens aufwachte, lag Lila neben mir und schaute mir ins Gesicht. Ihre Hand strich über mein Haar, dann streichelte sie meine Augenbrauen, als wolle sie sie glatt streichen. Als ich sie anschaute, lächelte sie.
    »Guten Morgen.«
    »Morgen.«
    »Hast du gut geschlafen?«
    »Nein, du?«
    »Bestens. Ich habe Brötchen aufgebacken und Kaffee gekocht. Kommst du frühstücken?«
    Langsam wurde mir die Sache unangenehm. Wir waren in meiner Wohnung. Es war die Wohnung, in der ich mit Katie und Kai wohnte und dieses Mädchen verhielt sich, als sei sie meine Ehefrau. Mehr noch, sie suggerierte eine Vertrautheit,

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