Stadtmutanten (German Edition)
eingespielt. Langsam wurde mir klar, wie Ben sie gezähmt hatte.
Als ihre Krämpfe nachließen, schaute sie ihn verliebt an und gab ihm einen zärtlichen Kuss. Dann wandten sich beide mir zu. Rita bemerkte mein Erstaunen und lächelte.
»Du bist also Marek. Ben hat viel von dir erzählt.«
Es stimmte also, dies war nicht ihr erster Ausflug in die Welt der Normalität, seit sie infiziert war.
»Erzählt heißt, dass ihr schon vorher zusammen gekokst habt.«
»Ja. Ben tauchte hier auf und hat sich einen Tag lang neben mir ans Bett gesetzt. Zwischendurch hat er auf dem Fußboden geschlafen. Ich habe das alles wie durch einen Schleier gesehen und war verwirrt. Aber irgendwann habe ich mich an ihn gewöhnt.«
»Und dann hab ich ihr die Fesseln abgenommen«, erzählte Ben stolz weiter, »und was soll ich sagen: Sie hat mich nicht gefressen.«
»Das war aber verdammt mutig von dir«, warf ich anerkennend ein, auch wenn ich in Wirklichkeit Vokabeln wie idiotisch und naiv für treffender hielt.
»Naja, ich musste mich schon ziemlich zurückhalten«, gab Rita zu, »aber Ben hatte zum Glück etwas Essen für uns dabei.«
Ich nickte. Das war klug von Ben gewesen. »Was gab es denn?«
»Nicht das, was du denkst. Es gab Würstchen mit Kartoffelsalat. Ich hab ein ganzes Glas verdrückt. Danach hatte ich keine Lust mehr, Ben anzuknabbern.«
»Was ist dann passiert?«
»Ich hab ihr eine kleine Menge Koks hingestellt«, sagte Ben.
»Und dann?« Ich war wirklich gespannt.
»Ich hab es probiert. Den Finger reingestupst und angeleckt. Wie vorhin, nur selber.«
»Das war wichtig, weil ich sie nicht zwingen wollte«, ergänzte Ben.
»Und dann sah ich ihn zum ersten Mal mit klarem Verstand. Ich fand es unheimlich süß, was er für mich in Kauf genommen hat. Und diese Geduld. Es hat mir geschmeichelt und ich dachte: Hey, das muss die eine Liebe sein. Du weißt schon: Die Eine.«
Ich war mir nicht sicher, ob man nach knapp einer Woche von der einen Liebe sprechen konnte, aber die beiden waren eben frisch verliebt. Also nickte ich.
»Dann haben wir geredet bis in die Nacht. Und aneinandergekuschelt geschlafen. Und morgens haben wir…«
»Schon gut, ich kann mir denken, was ihr da gemacht habt.«
»Ja, es war wunderschön. Und schön, dass du mir Zeit gegeben hast, bis ich es selbst wollte, mein Schatz«, schnalzte Rita und gab Ben einen verliebten Kuss.
Inzwischen war der Punkt gekommen, an dem mir die Sache zu intim wurde. Es ist OK für mich, wenn Männer unter sich über ihre Bettgeschichten prahlen. Aber jetzt brauchte ich keine weiteren Details über ihr Sexualleben. Zum Glück verschonten sie mich damit.
»Und dann habt ihr euch zusammen runtergehungert, bis ich eben geklingelt habe?«
»Ja«, antwortete Ben begeistert, »ich habe ihr meine Welt gezeigt und sie mir ihre, so wie sie war, als wir uns kennen gelernt haben.«
»Und was habt ihr nun vor?«
»Erstmal bleiben wir hier. Das Haus bewachen und so.«
»Bis die eigentlichen Eigentümer zurückkommen? Was wollt ihr denen eigentlich sagen?«
»Das ist kein Problem«, lachte Rita, »das Haus gehört meinen Eltern. Früher hab ich auch hier gewohnt, bis ich zum Studium ausgezogen bin. Ich passe hier gerade auf die Hütte auf, bis sie aus dem Urlaub wieder da sind.«
Damit hatte ich nicht gerechnet.
»Du gehörst hierher? Alles klar! Das macht Sinn. Deshalb warst du auch oben im Schlafzimmer. Wer waren die anderen Typen, die wir hier, ähem, getroffen haben? Freunde?« Ich hoffte, nicht.
»Studienkollegen. Kommilitonen. Es tut mir leid um sie. Aber ich war mit keinem wirklich eng befreundet. Wir wollten hier ein paar DVDs gucken und vorglühen, bevor wir abends zu einer Party gehen wollten. Und dann hat einer von denen diesen Typen angerufen, der uns was zum Einschmeißen vorbeibringen sollte.«
»Was zum Einschmeißen?«
»Ja, du weist schon, wir wollten auf eine Raveparty gehen. Und einer meiner Kumpels meinte, dafür bräuchte man dieses Zeugs. Naja, ich wollte das sowieso schon immer mal versuchen.«
»Hieß der Lieferant Mehmet?«
Ben und Rita starrten mich überrascht an.
»Ja, woher weißt du das?«, fragte Rita.
»Fatimas Bruder, Mehmet. Der Typ, der dir und deinen Studienkumpels dies angetan hat, ist der Nachbar von einem Bekannten von uns.«
»Welcher Bekannte?«, wollte Ben wissen.
»Enrico. Ich hab ihn besucht, nachdem du verschwunden bist. Dann haben wir Mehmet besucht und irgendwann war klar, dass er Fatimas Bruder ist.«
»Die
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