Stadtmutanten (German Edition)
konzentrierten sich auf die Sicherung der Grenzen und schützten sich vor allem selbst. Nach kurzem Flug landete der Helikopter auf dem Dach des DIAKO Krankenhauses. Kein Wunder, dass die Polizei mich mit einem Hubschrauber einfliegen ließ: Das DIAKO war umzingelt. Die Einfahrt und die dahinter liegende Straße waren gesäumt mit Menschen, den Bewegungen nach zu urteilen alles Beißer. Kein Wagen würde hier durchkommen. Das Krankenhaus war mit hohen Zäunen gesäumt, die mit Stacheldraht gesichert waren. Als einer der Ankömmlinge den Zaun berührte, wurde er von einem Stromschlag geschüttelt. Als der Schock vorbei war, hielt er Abstand. Der Hubschrauber flog weiter zu seinem nächsten Einsatz und ich war allein. Während ich dort auf mein Empfangskomitee wartete, sah ich eine Gruppe von unmutierten Leuten mit einem Auto auf das Krankenhaus zuhalten. Zu spät sahen sie die Massen von Totenmännern. Der Fahrer ging in die Eisen und versuchte, den Wagen zu wenden, aber die Beißer hatten ihn bereits entdeckt und hielten auf ihn zu. Panisch stiegen die drei Insassen aus und versuchten zu fliehen. Einer von ihnen, offenbar am Bein verletzt, versuchte es zunächst humpelnd, dann hinkte auf einem Bein, um schneller voran zu kommen. Doch so sehr er sich anstrengte, seine Bemühungen blieben aussichtslos. Die Beißer waren in Sekunden über ihm und rissen ihn buchstäblich in Stücke. Die verbliebenen Insassen nutzen die Gunst der Stunde und vergrößerten den Abstand, bis sie schließlich von der Bildfläche verschwanden. Ich konzentrierte mich wieder auf den Beißerauflauf vor den Absperrungen beim Krankenhaus. Ihre Anzahl war schwer zu schätzen. Aber sie war groß genug, um den Zaun einzureißen, sollte einmal der Strom ausfallen. Und wenn dies geschah, so wäre eine Invasion des Krankenhauses nur noch eine Frage der Zeit. Sie würden einen Weg hinein finden. Vorn am Zaun beobachtete ich eine kleine Gruppe von Totenmännern und Totenfrauen, die systematisch immer wieder einen Ast an unterschiedliche Stellen des Zaunes warfen. Sie testeten den Zaun auf Schwachstellen! Verdammt, die hatten ordentlich dazu gelernt.
Schließlich kam mein Empfangskomitee. Eine Tür öffnete sich und eine Ärztin von ungefähr meinem Alter mit dunklen Ringen unter den Augen betrat begleitet von einem Soldaten den Landeplatz und hielt mir ihre Hand hin. Ich ergriff die Hand und stellte fest, dass sie Handschuhe trug. Ich nahm es ihr nicht übel.
»Guten Tag Herr Winter, schön Sie bei uns begrüßen zu können! Darf ich fragen, wie Sie sich fühlen?« Eine Floskel, nicht mehr. Die Frau war nicht die Bohne an meinem Wohlergehen interessiert.
»Danke, ich fühle mich sehr gut.«
»Fein, folgen Sie mir.«
Damit drehte sie sich um und schritt in Richtung Eingang. Der Soldat hielt sich hinter mir, bereit, mich auf der Stelle zu liquidieren, sollte ich es wagen, die Ärztin anzuknabbern. Ich war ein wenig beleidigt, da ich schließlich gekommen war, um zu helfen. Ich wurde in einen Warteraum gesetzt und dort eingeschlossen. Angesichts der bisherigen Vorsichtsmaßnahmen wunderte mich das nicht. Es wunderte mich auch nicht, dass ich der einzige Patient im Warteraum war. Ein Blick auf die Zustände draußen genügte als Erklärung, warum kaum neue Patienten ins DIAKO kamen. Ich wandte mich dem Zeitschriftenstapel zu. Vor mir lagen zwei veraltete Ausgaben des Spiegels, einige Frauenzeitschriften und eine Autozeitschrift. Ich hatte bereits die Autozeitschrift durchgeblättert und beide Ausgaben des Spiegels gelesen und fragte mich gerade, über welche der Frauenzeitschriften ich mich nun hermachen sollte, als sich endlich die Tür öffnete. Die Ärztin stand wieder mit samt ihrem Soldatenfreund in der Tür.
»Herr Doktor Bayer wird Sie nun empfangen. Folgen Sie uns bitte.«
Es dauerte natürlich noch eine Weile. Ich saß erwartungsvoll im Behandlungszimmer und wartete auf den Mann, mit dessen Hilfe ich die ganze Tragödie beenden konnte. Ich erwartete den Mann, der auf einen wie mich nur gewartet haben würde. Ich wartete auf den Mann, in den ich meine ganze Hoffnung legte. Aber er ließ auf sich warten. Schließlich kam Doktor Bayer aber doch noch leibhaftig in den Raum. Durch das Milchglas in der Tür zum Behandlungszimmer sah ich, wie ein Soldat vor der Tür seinen Posten bezog. Bayer begrüßte mich freundlich und zu meiner Überraschung schien er sich an mich zu erinnern.
»Herr Winter! Ich muss wirklich sagen, als ich bei unserem letzten
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