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Stadtmutanten (German Edition)

Stadtmutanten (German Edition)

Titel: Stadtmutanten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Strahl
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konnte, um mir den anderen vom Leib zu halten, doch auch er ließ nach. Schließlich drückte Mütze mich gegen ein Auto und nahm mich in den Schwitzkasten. Der Anführer sah, dass sich das Blatt wendete und nutzte dem Moment für eine Demonstration seiner Macht: Er zog eine Pistole, legte an und feuerte das ganze Magazin auf Peter ab, der gerade an seinem Auto vorbei rannte. Peter wurde von mehreren Kugeln getroffen: In den Hals, ins Bein, in die Brust und in den Kopf. Dann schaute der Anführer zu mir hinüber und grinste.
    »Sag auf Wiedersehen, Judenfreund. Gleich tanzt ihr zusammen Klezmer in der Hölle.«
    Seine Anhänger johlten, aber dieses Mal feuerte mich niemand mehr an. Der Anführer hatte alles richtig gemacht und ihnen eine unglaubliche Show geliefert. Nun fraßen sie ihm aus der Hand. Ich spürte die Wut in mir aufsteigen. Ich war wütend über den Tod meines Freundes, wütend über die Sinnlosigkeit der ganzen Sache und wütend, dass ich mein Leben als Partybelustigung für einen debilen Haufen Rechtradikaler aushauchen würde. Und mit der Wut kam das Biest in mir zurück. Ich spürte es im Hals, dann in der Schulter. Ich spürte, wie ich wieder die Kraft fand, mich gegen Mütze zu stemmen. Schließlich gelang es mir, ihn wegzustoßen und auf einen halben Meter Abstand zu halten. Dann öffnete ich den Mund und ließ ein kehliges Grunzen in Richtung Mütze schallen, das ihn irritiert erstarren ließ. Ich packte ihn an beiden Schultern und sah ihm direkt in die Augen. Ich grunzte ihn inständig in einer Sprache an, die nur die Totenmänner verstehen können. Keine Worte, eine direktere Art der Kommunikation. Er antwortete mit einem bestialischen Röhren und ließ von mir ab. Er wirkte noch immer nicht freundlich, aber die Mordlust war aus seinen Augen verschwunden. Dem Anführer gefiel das gar nicht.
    »Komm schon, bring es zu Ende! Mach ihn fertig!«
    Einen Moment lang dachte ich, Mütze würde tun, wie ihm geheißen. Doch er packte mich nur und drehte mich um, damit der Anführer mir ins Gesicht sehen konnte. Die Nachricht kam an, seine Augen weiteten sich, als er in mein mutiertes Gesicht starrte. Mütze zeigte auf mich und brüllte. Dann beging der Anführer seinen zweiten Fehler. Sein erster war es gewesen, mich wütend zu machen. Nun hob er seine Pistole, um uns zu erschießen, allerdings ohne vorher das Magazin zu wechseln. Es machte mehrmals »Klick«, dann war Mütze schon auf dem Weg zu ihm. Die Mordlust war zurück, nur dieses Mal waren die Veranstalter der kleinen Show das Ziel seiner Wut. Der Anführer ließ sich vom Wagendach fallen und geriet aus unserem Blickfeld. Die anderen stellten sich uns entgegen, schwangen ihre Baseballschläger, behinderten sich aber gegenseitig, da sie auf engstem Raum kämpfen mussten. Schließlich gesellte sich der andere Totenmann, der sich inzwischen an Hiobs Leiche gestärkt hatte, hinzu und attackierte ebenfalls die Nazigang. Mütze allein pustete zweien das Licht aus, ich erledigte einen, der vierte fiel versehentlich dem Baseballschlägerhieb eines Kameraden zum Opfer. Nach diesem Missgeschick nahm dieser Reißaus, rannte zu einem in der Straße geparkten Fluchtauto, gefolgt von seinem Anführer. Dann brausten beide los. Mütze rannte ihnen in wilder Raserei nach, ich aber blieb stehen. Ich habe Mütze nie wieder gesehen.
     

 
     
     
     
    24 EINE NACHT UNTER ZEUGEN
     
     
    Der makabre Schaukampf in der improvisierten Arena hatte nur wenige Minuten gedauert, vielleicht eine Viertelstunde im Ganzen. Und doch hatte sie Zuschauer angelockt. Nicht exakt die Art, die sich die Veranstalter vielleicht gewünscht hatten: Die Schaulustigen waren allesamt Totenmänner, die den Geräuschen auf der Suche nach einem Happen gefolgt waren. Angesichts meiner inzwischen schwindenden Mutation würde ein längerer Aufenthalt außerhalb des Hauses nervig werden. Vielleicht auch gefährlich, denn die Anspannung, der Kampf, das Graben davor - all dies zerrte an meiner Konsistenz. Ich sehnte mich nach Ruhe, um all dies zu verarbeiten. Verdammt, wie verdorben war die Welt, wenn nicht betroffene Leute von außerhalb des Sperrgebiets auf die Idee kamen, hier nur zum Spaß vorbei zu schauen, um ihre Gewaltfantasien auszuleben, anstatt den Menschen hier zu helfen. Meine Meinung über diese Welt wurde nicht besser durch die Tatsache, dass ich gerade einen meiner wenigen richtigen Freunde in diesem sinnlosen Massaker verloren hatte. Ich war genervt, frustriert, wehleidig. Ich

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