Stählerne Jäger.
»Kommt schon, Jungs, schließt den Deal ab!«
Nun erfolgte die Übergabe, die sie ebenfalls fotografierten.
Die Zwanzigdollartüte mit dem kristallinen Pulver sah wie ein weißer Farbklecks aus und enthielt nur einen Bruchteil der bisher handelsüblichen Menge Meth. »Mit dem Kauf lachen sie uns vor Gericht aus«, sagte der Beamte mit dem Fernglas. »Wir brauchen mehr Gewicht, Jungs. Mengen wie ein Mäuseschiss bringen's echt nicht.«
»Auf den Straßen gibt's kaum noch Dope«, sagte einer seiner Kollegen resigniert. »Kein Dealer traut sich mehr, mit größeren Mengen rumzulaufen. Alle haben Angst, wer die Brotherhood erledigt hat, könnte Jagd auf sie machen.«
»Wir hätten noch eine Woche warten sollen, bis die Mutigsten wieder anfangen, Meth zu kochen«, meinte ein anderer Polizeibeamter, als der Käufer sich entfernte und der Verkäufer ins Haus zurückging. »Im Augenblick passiert so gut wie nichts.«
»Politik«, sagte der Beamte, der die Haustür beobachtete.
»Chief und Oberbürgermeister wollen für ihre Pressekonferenz etwas, das den Leuten demonstriert, dass sie diese Sache im Griff haben. Die nächste Wahl steht ins Haus, und…«
»Hey, da ist wieder einer!«, unterbrach ihn sein Kollege mit der Kamera. »Scheiße, ich bin anscheinend so müde, dass ich ihn nicht kommen gesehen habe.« Er hob den Kopf, rieb sich die Augen, blickte dann wieder durch den Sucher und beschrieb, was er sah: »Mittelgroß, ungefähr ein Meter fünfundsiebzig, stämmig … vollständige Ledermontur, Hose und Jacke. Wie die Kerle es darin bloß aushalten ? Seinen Sturzhelm hat er auch auf, Und er trägt einen flachen Rucksack.«
»Ich hab keine Harley gehört«, sagte der andere. »Meistens hört man die schon drei Straßenblocks weit.«
»Ich sehe keine Maschine.«
»Kein Motorrad, was?« Jetzt waren alle interessiert. »Was macht der Kerl?«
»Er ist… puh, er marschiert geradewegs durchs Gartentor.
Ein gefundenes Fressen für den Pitbull – da nützt ihm auch seine Lederkluft nichts.«
»Das kann spannend werden.« Der zweite Beamte hob wieder sein Fernglas. »Da kommt unser Hündchen schon um die Hausecke getollt.« Sein lautes Kläffen war noch im Überwachungsvan zu hören. »Vielleicht ist der Kerl ein regelmäßiger Besucher.
Wahrscheinlich kennt der Hund ihn.«
»Der Köter hat's auf ihn abgesehen, glaube ich… Scheiße, gleich springt er ihn an. Mach, dass du wegkommst, Mann!«
Der Pitbull, dessen gefletschte Reißzähne im Licht der Lampe über der Haustür blitzten, sprang den Mann an, packte ihn am linken Handgelenk… und ließ es sofort wieder los. Sie sahen, wie der Kampfhund sich auf den linken Knöchel des Eindringlings stürzte. Wieder das gleiche Spiel – der Hund packte zu, ohne sich jedoch in den Knöchel zu verbeißen. Aus diesem Blickwinkel war zu erkennen, dass der Unbekannte in der rechten Hand einen weiteren kleinen Rucksack trug. Beim dritten Versuch bekam der Pitbull die linke Hand des Eindringlings zwischen seine Zähne. Die Wucht dieses Angriffs ließ den Unbekannten etwas in die Knie gehen, aber dann holte er so lässig aus, als schlage er nach einer Mücke, und traf den Hund mit der rechten Hand seitlich am Schädel. Sie hörten den Pitbull schmerzlich aufjaulen und sahen ihn wie von einem Baseballschläger getroffen zu Boden gehen. Merkwürdig. So kräftig hatte der leichte Schlag nicht ausgesehen.
»Jetzt hat der Köter genug!«, stellte einer der Polizeibeamten fest. »Ha! Ich hab noch nie gesehen, dass ein Pitbull mit eingezogenem Schwanz wegrennt! Womit hat er ihn abgewehrt – mit einem Elektroschocker?«
»Ich tippe auf Mace«, sagte ein Kollege.
»Ich habe ihn aber nicht sprühen gesehen. Außerdem lässt ein richtiger Kampfhund sich nicht mit Pfefferspray vertreiben. Jedenfalls hat er verdammt Glück gehabt. Vielleicht ist er so zugekifft, dass er gar keinen Schmerz gespürt hat – der kommt dann erst, wenn die Wirkung nachlässt. Was haltet ihr davon, wenn wir hingehen, uns den Kerl schnappen, nach seiner Hand sehen und ihn fragen, wie zum Teufel er das mit dem Hund gemacht hat?«
»Das ist mir scheißegal«, sagte der Schichtführer abwehrend.
»Was er wohl im Rucksack hat? Den kleineren Rucksack hat er gerade vor die Haustür gestellt. Jetzt hat er nichts mehr in den Händen. Vielleicht liefert er irgendetwas.«
»Direkt an die Haustür? Yeah, wie ein Pizza-Heimdienst –
Crank auf Bestellung. Aber…«
Eine gewaltige Detonation erschütterte den Van.
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