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Stählerne Jäger.

Stählerne Jäger.

Titel: Stählerne Jäger. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dale Brown
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geweckt. Bei der erfolglosen ersten Razzia war das Haus von einem scharfen Rottweiler bewacht gewesen; nach der Razzia war dieser Kampfhund verschwunden.
    Auch die neuen Hausbewohner hatten einen Hund: einen viel kleineren Beagle, der zwar auch ein großer Kläffer, aber kein Killerhund war. Drogendealer hielten selten Beagles als Wachhunde. Im Garten verstreute Spielsachen, eine Tageszeitung im Briefkasten und Pizzaschachteln in der Mülltonne waren weitere Hinweise darauf, dass die Hausbewohner vermutlich keine Drogendealer oder Methkocher waren.
    Einige Wochen später begannen diese Anzeichen von Normalität jedoch wieder zu verschwinden. Die Zahl der Besucher stieg, die Spielsachen waren fort, die Mülltonne enthielt keine Pizzaschachteln mehr – Methsüchtige aßen nicht viel – und der Beagle wurde durch einen Pitbull ersetzt. Das alles musste Aufmerksamkeit wecken.
    Diesmal sollte das Haus überwacht und bei günstiger Gelegenheit durchsucht werden. Das Drogendezernat vermutete, die Satan's Brotherhood betreibe von diesem Haus aus einen schwunghaften Handel mit Crank oder Meth, hatte aber keine handfesten Beweise dafür zusammentragen können. Das Dezernat hatte mit bewährten Tricks gearbeitet, beispielsweise mit Verkehrskontrollen von Autos, deren Fahrer von dort kamen, weil die Beamten hofften, in einem der Wagen Crank zu entdecken, um einen richterlichen Durchsuchungsbeschluss für das Haus erwirken zu können. Oder sie hatten häufige Besucher in der Hoffnung beschattet, vielleicht jemanden mit genügend Stoff in der Tasche zu schnappen, um sich das Haus selbst vornehmen zu können.
    Alle diese Bemühungen waren fehlgeschlagen. Die Nachbarn hatten zu viel Angst vor der Satan's Brotherhood, um mit der Polizei zusammenzuarbeiten, und bloße Verdachtsmomente genügten nicht, um einen Durchsuchungsbeschluss zu erwirken.
    Die Überwachung des Hauses war bestenfalls sporadisch gewesen und wurde schließlich eingestellt, weil der Geld- und Zeitaufwand sich dem Captain gegenüber nicht rechtfertigen ließ, da kaum Hoffnung bestand, Beobachtungsergebnisse vorlegen zu können, die den Richter, der den Beschluss unterschreiben sollte, überzeugen würden.
    Aber das Haus gehörte eindeutig der Satan's Brotherhood, war vermutlich ein Methlabor… und hatte die Anschläge von neulich Nacht heil überstanden. Selbst an Tagen mit flauem Geschäft wurde dort bestimmt Crank für einige tausend Dollar umgesetzt – und falls jemand den Drogenvertrieb der Brotherhood zerschlagen wollte, musste dieses Haus mit auf seiner Liste stehen. Für Lieutenant Deanna Wyler war das Grund genug gewesen, es wieder überwachen zu lassen.
    Die letzten drei Stunden jeder Zwölfstundenschicht waren am schlimmsten. Der Rest Kaffee in der Thermoskanne war inzwischen kalt, und die Hamburger lagen einem wie Blei im Magen, verlangsamten die Blutzirkulation und wirkten wie ein Schlafmittel. In dem Van war es kalt, die Sitzpolster rochen moderig, und die Kamera mit dem 200-mm-Teleobjektiv schien plötzlich bleischwer zu sein.
    An diesem Abend hatten sich mehrere Personen dem Haus genähert, aber das Knurren und Kläffen des Pitbulls hatte sie alle vertrieben. Nur einem Besucher war es gelungen, jemanden aus dem Haus zu locken, und das Überwachungsteam machte ein paar gute Aufnahmen von einem großen Bikertyp mit langen, strähnigen dunklen Haaren, Vollbart und Lederweste. Das Richtmikrofon fing eine Auseinandersetzung zwischen den beiden Männern ein. »Was hast du anzubieten, Mann?«, hatte der Besucher mit heiserer, brüchiger Stimme gefragt.
    »Was brauchst du? Was zum Schnupfen, Mann? Ich hab, was du brauchst.« Die beiden hatten sich am Maschendrahtzaun getroffen, aber das Verhalten des Hausbewohners zeigte deutlich, dass er sich nicht länger als nötig im Freien aufhalten wollte.
    »Hey, was soll der Scheiß, Mann?«, fragte der Käufer aufgebracht. »Das ist keine Line!«
    »Wo hast du in letzter Zeit gesteckt, Arschloch? Auf der Straße gibt's überhaupt nichts mehr. Die Brotherhood ist erledigt. Mehr hab ich nicht. Also, was ist – willst du das Zeug?«
    »Du bescheißt mich, Mann.«
    Der Polizeibeamte, der die beiden Männer mit seinem Fernglas durch die außen verspiegelte Scheibe beobachtete, machte ein finsteres Gesicht. »Verdammt, die könnten über den Verkauf von selbst gebackenen Weihnachtsplätzchen reden«, murmelte er, denn er wusste, dass das bisher aufgezeichnete Gespräch nicht als Beweismittel vor Gericht taugte.

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