Stählerne Schatten
erklärte Nateq-Nouri ihm. »Für die Islamische Republik ist dieses Ungetüm stets nur eine Belastung gewesen, General. Die vielen Millionen, die sein Betrieb gekostet hat, hätten wir für unsere Städte, für die Verbesserung der Infrastruktur in den Provinzen und für die Bevölkerung ausgeben sollen. Die islamische Revolution läßt sich besser durch gebildete, erfolgreiche Bürger verbreiten als durch primitive Gewalt. Mein Entschluß steht unumstößlich fest.«
Einer der Imame, der Ayatollah Bijan Kalantari, hob die Hand, um das Wort zu ergreifen, und der junge Geistliche hinter ihm gebot Schweigen. »General Hesarak al-Kan Buschasi«, begann der Alte mit tiefer, überraschend kräftiger Stimme, »unser Prestigeverlust in den Augen der wahren Gläubigen in aller Welt hat den Faqih betrübt, und er fordert eine Erklärung dafür. Sprechen Sie jetzt in Gegenwart Allahs, seiner Diener im Führungsrat und aller hier anwesenden wahren Gläubigen, und die Faust des Gerechten möge Sie strafen, wenn Sie nicht die Wahrheit sagen!«
Jetzt ist es soweit, sagte Buschasi sich, als er aufstand. Seine Tage waren gezählt, sein Nachfolger saß schon am Tisch, und draußen wartete vermutlich schon ein Erschießungskommando auf ihn. Sein Schicksal hing davon ab, wie er jetzt argumentierte…
»Unser Flugzeugträger, die Stadt Bandar Abhas und der Marinestützpunkt Chah Bahar sind von Flugzeugen und Schiffen der Vereinigten Staaten angegriffen worden«, behauptete Buschasi mit fester, lauter Stimme. Sein Finger zeigte auf den sichtlich verwirrten Nateq-Nouri, »Dahinter steckt eine Verschwörung unseres verräterischen, pro-westlichen, pro-zionistischen Präsidenten mit der amerikanischen Central Intelligence Agency, den GKR-Staaten und der US-Regierung. Das kann ich vor Allah und Ihnen allen beschwören – und ich habe Beweise dafür.«
Im Kabinettsraum brach tumultartiger Lärm los. NateqNouri sprang empört auf, stieß unverständliche Laute aus und sah sich entgeistert um…
… denn zu Buschasis eigener Überraschung fand seine Anschuldigung Glauben. Der Präsident machte den Eindruck, als wolle er den General mit bloßen Händen erwürgen oder wie ein Wahnsinniger aus dem Raum stürmen – eine Reaktion, die niemandem verborgen blieb. Wohin Nateq-Nouri auch sah, begegnete er mißtrauisch zweifelnden Blicken.
»Gestehen Sie!« forderte Buschasi ihn laut auf. »Gestehen Sie die Wahrheit! Gestehen Sie, daß Sie sich mit den Vereinigten Staaten dazu verbündet haben, unsere Kriegsmarine zu demontieren!«
»Schweigen Sie!« verlangte Nateq-Nouri ebenso laut. »Solche verrückten Behauptungen streite ich nicht einmal ab! Sie sind ein Lügner und unfähiger Despot, der nur Ruhm und Macht für sich selbst anstrebt, um… «
»Gestehen Sie endlich!« unterbrach Buschasi ihn. »Gestehen Sie Ihre regelmäßigen Kontakte mit amerikanischen Diplomaten und dem Sicherheitsberater des amerikanischen Präsidenten, dem Sie Informationen über militärische Geheimnisse unseres Landes zugespielt haben, für die Sie von der türkischen und der amerikanischen Regierung bezahlt worden sind!«
»Das ist wieder gelogen, Buschasi!« rief Nateq-Nouri empört. Aber sein Widerspruch klang weniger energisch als zuvor und kam erst nach kurzem Zögern, das die anderen beinahe so schnell verstummen ließ, als habe er schon gestanden.
»Bekannte Verbindungsleute des Außenministeriums haben flüchtige Kontakte mit amerikanischen Bürokraten gehabt, das stimmt – weil wir eine direkte Verständigung für wünschenswert erachteten, obwohl wir keine Botschaft in Washington unterhalten. Das ist alles!«
»Sie leugnen also, daß Ihre sogenannten Verbindungsleute –
in Wirklichkeit Spione in Ihrem Sold – direkt mit General Philip Freeman, dem Nationalen Sicherheitsberater des amerikanischen Präsidenten und seinem Geheimdienstkoordinator, gesprochen haben?«
»General Buschasi, Sie stellen hier unhaltbare wilde Verschwörungstheorien auf. Dabei wissen Sie so gut wie ich, daß es sich dabei um notwendige inoffizielle Kontakte iranischer Loyalisten unterhalb der Regierungsebene handelte. Das lasse ich mir nicht länger bieten!« sagte Nateq-Nouri aufgebracht.
»Als Präsident befehle ich Ihnen, den Mund zu halten, sonst lasse ich Sie unter Arrest stellen. Ich unterstehe nicht Ihnen, sondern nur dem Faqih und dem iranischen Volk… «
»Sehr inspirierend, sehr rührend, Exzellenz«, unterbrach Buschasi ihn spöttisch, »aber Sie weigern sich,
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